Aktuelle Meldungen

Neurovaskuläres Netzwerk Unterfranken gegründet

Am 1. Februar 2023 fand am Uniklinikum Würzburg (UKW) die Gründungsveranstaltung und konstituierende Sitzung des Neurovaskulären Netzwerks Unterfranken statt. Das interdisziplinär ausgerichtete Netzwerk bildet eine innovative überregionale Versorgungsstruktur für Patientinnen und Patienten mit neurovaskulären Erkrankungen, wie beispielsweise einem Schlaganfall oder komplexen Gefäßveränderungen. Diese sollen an spezialisierten Kliniken mittels dort etablierter Therapiekonzepte behandelt werden.

Gruppenbild Gründungsveranstaltung Neurovaskuläres Netzwerk Unterfranken
Zur Gründungsveranstaltung des Neurovaskulären Netzwerks Unterfranken kamen Vertreterinnen und Vertretern aus zahlreichen Krankenhäusern der Region am Uniklinikum Würzburg zusammen. Bild: UKW / Annika Wolf

Zahlreiche Krankenhäuser beteiligt

Am Neurovaskulären Netzwerk Unterfranken beteiligen sich das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau, das Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim, das Rhön-Klinikum – Campus Bad Neustadt, das Helios-Klinikum Erlenbach, die Klinik Kitzinger Land, das Klinikum Main-Spessart Lohr, die Main-Klinik Ochsenfurt, das Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt, die Rotkreuzklinik Wertheim, das Klinikum Würzburg Mitte und das UKW.

Die enge Zusammenarbeit der Fachdisziplinen Neurologie, Neurochirurgie, Neuroradiologie, Kardiologie, Anästhesiologie und Gefäßchirurgie basiert auf der etablierten Zusammenarbeit im Telemedizinnetzwerk TRANSIT-Stroke, dem ein Großteil der am Neurovaskulären Netzwerk Unterfranken beteiligten Kliniken angehören.

 

Prof. Dr. Karl Georg Häusler zum Netzwerk-Sprecher gewählt

Im Rahmen der konstituierenden Sitzung wurde Prof. Dr. Karl Georg Häusleraus der Neurologische Klinik und Poliklinik des UKW (Direktor: Prof. Dr. Jens Volkmann) zum Sprecher des Neurovaskulären Netzwerks Unterfranken gewählt. Er soll dessen Arbeit in den nächsten drei Jahren koordinieren. In der Sitzung wurde vorgeschlagen, dass die Koordination der Netzwerkarbeit im Anschluss durch das Rhön-Klinikum – Campus Bad Neustadt erfolgen soll.

 

Arbeitsschwerpunkte des Neurovaskulären Netzwerks

Neben regelmäßigen Treffen zum fachlichen Austausch und zur Qualitätssicherung soll eine gemeinsame Behandlungsleitlinie für neurovaskuläre Erkrankungen implementiert werden, um die Patientenversorgung in Unterfranken und in angrenzenden Regionen Baden-Württembergs durch eine bestmögliche interhospitale Kooperation zu optimieren. Eine weitere Vertiefung der Zusammenarbeit mit außerklinischen Partnern wird im Rahmen des Neurovaskulären Netzwerks angestrebt – von den Erstversorgern bis hin zu den Ärztlichen Leitern des Rettungsdienstes in der Region. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie (IKE-B) der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Vorstand: Prof. Dr. Peter U. Heuschmann) werden Ärztinnen und Ärzte der beteiligten Netzwerk-Kliniken zudem wissenschaftliche Fragestellungen bearbeiten.

 

Zertifizierung durch die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft geplant

Noch im Jahr 2023 soll eine Zertifizierung des Neurovaskulären Netzwerks Unterfranken durch die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft beantragt werden, die seit 2018 Neurovaskuläre Netzwerke bundesweit zertifiziert.

Gruppenbild Gründungsveranstaltung Neurovaskuläres Netzwerk Unterfranken
Zur Gründungsveranstaltung des Neurovaskulären Netzwerks Unterfranken kamen Vertreterinnen und Vertretern aus zahlreichen Krankenhäusern der Region am Uniklinikum Würzburg zusammen. Bild: UKW / Annika Wolf

Uniklinikum Würzburg: Teilnehmende für Hirnforschungsstudie gesucht

Das Uniklinikum Würzburg sucht für eine neurowissenschaftliche Studie gesunde Erwachsene zwischen 18 und 40 Jahren. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, mit modernen Technologien bislang verborgene Zusammenhänge zwischen Verhalten und Gehirnfunktion zu entdecken. Die Erkenntnisse könnten langfristig die Grundlage für bessere Therapien bei ADHS, Suchterkrankungen sowie weiteren psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen bilden.

„Die Rolle des Frontalkortex auf Verhaltensplanung (ROFKO)“ – so heißt eine aktuelle Studie am Zentrum für Psychische Gesundheit des Uniklinikums Würzburg (UKW). Durchgeführt wird sie von der Arbeitsgruppe „Experimentelle Neurowissenschaften in der Entwicklungspsychiatrie“ in Kooperation mit der Neuroradiologie und Neurologie des UKW. Der Arbeitsgruppenleiter, Prof. Dr. Lorenz Deserno, erläutert: „In der Studie untersuchen wir die Bedeutung einer bestimmten Hirnregion – des ventro-medialen präfrontalen Kortex – für die Fähigkeit, aus positiven und negativen Rückmeldungen zu lernen und Entscheidungen zu treffen. Dabei kombinieren wir Methoden der computationalen Neurowissenschaften mit modernen Bildgebungsverfahren, wodurch wir Zusammenhänge in Verhalten und Gehirnfunktion entdecken können, die bislang verborgen blieben.“ Studienarzt Dr. Hans-Christoph Aster ergänzt: „Wir erforschen damit die Grundlagen psychiatrischer und neurologischer Erkrankungen, wie beispielsweise ADHS oder Suchterkrankungen. Auf lange Sicht könnten aus diesem Wissen bessere Therapiemöglichkeiten entwickelt werden.“

Einsatz von TMS und fMRT

Aktuell sucht das ROFKO-Forschungsteam noch weitere Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer. Sie sollten zwischen 18 und 40 Jahre alt sein sowie Rechtshänderinnen bzw. Rechtshänder. Außerdem müssen sie über gute Deutschkenntnisse verfügen. 

Während der insgesamt 180 bis 210 Minuten dauernden Studiensitzung wird bei ihnen mittels transkranieller Magnetstimulation (TMS) die Aktivität des Frontalkortex für einen kurzen Zeitraum beeinflusst. Anschließend spielen die Teilnehmenden zwei einfache Computerspiele, während gleichzeitig mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) die Aktivierungsmuster des Gehirns erfasst werden. 

Keine Gefährdungen durch die eingesetzten Verfahren 

„Beide Verfahren, TMS und fMRT, werden seit Jahrzehnten klinisch routiniert eingesetzt und gelten auch für die Anwendungen in der Forschung als sicher. Es sind keine langfristigen Gefährdungen oder Risiken bekannt“, betont Dr. Aster. 

Pro Stunde wird eine Vergütung von zehn Euro gezahlt. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, bei den während der Messung absolvierten digitalen Spielen kleinere Geldbeträge zu gewinnen. Last but not least können die Probandinnen und Probanden die MRT-Bilder ihres Gehirns auf Wunsch mit nach Hause nehmen. 

Wer mehr über die Studie erfahren oder sich anmelden möchte, kontaktiert Dr. Aster unter E-Mail: Aster_H@ ukw.de 

Verleihung des DGNR-Interventionspreises 2021 an Dr. Alexander Kollikowski

Verleihung des DGNR-Interventionspreises 2021 an Dr. Alexander Kollikowski

Herr Dr. Alexander Kollikowski, Clinician Scientist (DFG-geförderte Projekte SFB TR240 B02 und UNION-CVD) am Institut für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie, ist Preisträger des diesjährigen Interventionspreises der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie, der für innovative und herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der interventionellen Neuroradiologie vergeben wird.

Herrn Dr. Kollikowski gelang es nach aufwändiger Methodenetablierung in seinen interventionell-translationalen Arbeiten die „pathophysiologische Relevanz der lokalen Immunantwort während des akuten ischämischen Schlaganfalls“ aufzuzeigen  und experimentelle Konzepte zur Immunantwort im ischämischen Schlaganfall erstmals direkt im humanen System nachzuweisen.

Herzlichen Glückwunsch an den Preisträger!

Das Uniklinikum Würzburg sucht gesunde Proband*innen

Im Zusammenhang mit der Forschung zur Stoffwechselerkrankung Morbus Fabry sucht das Uniklinikum Würzburg gesunde Proband*innen als Vergleichsgruppe. Neben dem guten Gefühl, einen Beitrag zum wissenschaftlichen Fortschritt zu leisten, winkt eine Vergütung von 80 Euro.

Expert*innen des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie und der Neurologischen Klinik des Uniklinikums Würzburg (UKW) untersuchen Patient*innen mit der seltenen Stoffwechselerkrankung Morbus Fabry. „Um unsere Ergebnisse für die Praxis nutzbar zu machen, müssen wir diese mit denjenigen gesunder Probandinnen und Probanden vergleichen“, berichtet Prof. Dr. Mirko Pham. Der Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie des UKW fährt fort: „Deshalb suchen wir weiterhin gesunde Freiwillige, mit denen wir klinische Untersuchungen und eine Magnetresonanztomographie der Wirbelsäule durchführen wollen. Bei dieser sogenannten Kernspintomographie kommen keine Röntgenstrahlen zum Einsatz.“Die Untersuchungen finden in enger Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Claudia Sommer und Prof. Dr. Nurcan Üçeyler, führenden Schmerzforscherinnen der Neurologischen Klinik des UKW, statt.

Voraussetzungen für die Teilnahme
Die gesuchten Proband*innen sollten zwischen 30 und 70 Jahren alt sein und dürfen keine psychiatrischen oder neurologischen Vorerkrankungen aufweisen. Für die Magnetresonanztomographie (MRT) ist zudem wichtig: keine Metallimplantate, Herzschrittmacher, Insulinpumpen, Cochlea-Implantate oder Metallsplitterverletzungen. Außerdem sollten die in Frage kommenden Personen nicht in der metallverarbeitenden Industrie arbeiten und keine Platzangst haben.

80 Euro Vergütung
Neben der MRT-Untersuchung erwarten sie Fragebögen, eine Blutentnahme, eine Sensibilitätsprüfung der Haut, eine Nervenmessung und zwei, etwa vier Millimeter kleine Hautentnahmen am Bein in örtlicher Betäubung. Die Untersuchungen dauern insgesamt mindestens zwei Stunden an einem oder zwei Terminen. Vergütet wird die Teilnahme pauschal mit 80 Euro.Interessierte wenden sich bitte vorzugsweise an die E-Mail-Adresse forschung.nrad@ ukw.de oder rufen werktags zwischen 8:30 und 16:00 Uhr an unter Tel: 0931/201-34805.

Experten des Uniklinikums Würzburg informieren zum Thema Schlaganfall

Am Dienstag, den 16. März 2021, beantworten drei Experten des Uniklinikums Würzburg in einer Online-Veranstaltung laienverständlich Fragen rund um das Thema Schlaganfall. Die kostenlose Veranstaltung ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der Mediengruppe Main-Post.

Jedes Jahr erleiden allein in Deutschland etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Weltweit zählt die Erkrankung zu den häufigsten Todesursachen, außerdem ist sie der häufigste Grund für eine Behinderung im Erwachsenenalter. Vor diesem Hintergrund haben Laien zu Recht viele Fragen: Wie beeinflussen Krankheiten wie Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen, aber auch der individuelle Lebensstil das Schlaganfall-Risiko? Wann ist die Behandlung von verengten Halsgefäßen sinnvoll? Wie erkenne ich Symptome eines Schlaganfalls? Und wie werden Schlaganfallpatienten in der Region Mainfranken versorgt? 

Kompetente Antworten auf diese und weitere Fragen geben bei einer Online-Veranstaltung am Dienstag, den 16. März 2021, drei Experten des Uniklinikums Würzburg (UKW): Univ.-Prof. Dr. Karl Georg Häusler (Geschäftsführender Oberarzt der Neurologischen Klinik und Poliklinik), Dr. Thorsten Odorfer (Oberarzt der Neurologischen Klinik und Poliklinik sowie Koordinator des Telemedizin-Netzwerks Transit-Stroke) und Univ.-Prof. Dr. Stefan Frantz (Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des UKW). 

Nach kurzen Vorträgen zur Prävention und Therapie des Schlaganfalls werden die Experten auch auf vorab – im Rahmen der Anmeldung – von den Teilnehmer*innen eingereichte Fragen eingehen. 

Das UKW organisiert die Veranstaltung gemeinsam mit der Mediengruppe Main-Post. Beginn ist um 18:00 Uhr unter Nutzung der Plattform „Skype for Business“. Voraussetzung für die Teilnahme ist eine Internetverbindung sowie ein Smartphone, ein Tablet, ein Laptop oder ein PC. 

Wichtig ist eine Anmeldung ausschließlich bei der Main-Post unter Tel: 0931/6001 6009 oder unter http://akademie.mainpost.de.

 

Link zur Pressemitteilung

 

Uniklinikum Würzburg: Hentschel-Preis 2020 ehrt Schlaganfallforscher

Der Hentschel-Preis zeichnet neue Erkenntnisse im Kampf gegen den Schlaganfall aus. In diesem Jahr ging der jährlich vergebene Preis an Dr. Alexander Kollikowski vom Institut für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie des Uniklinikums Würzburg. Dr. Abass Eidizadeh vom Uniklinikum Göttingen erhielt zudem den Nachwuchs-Preis der Hentschel-Stiftung.

Im Rahmen des virtuellen 5. Würzburger Schlaganfallsymposiums der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Uniklinikums Würzburg (UKW) wurde am 29. Oktober der Hentschel-Preis 2020 verliehen. Mit dem seit dem Jahr 2011 jährlich vergebenen Preis ehrt die Stiftung „Kampf dem Schlaganfall“ Arbeiten aus Forschung, Prävention, Diagnostik und Therapie des Schlaganfalls.

In diesem Jahr überreichte Dipl.-Ing. Günter Hentschel, der Gründer der Stiftung, den bundesweit ausgeschriebenen und mit 5.000 Euro dotierten Preis an Dr. Alexander Kollikowski vom Institut für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie des UKW (Direktor: Prof. Dr. Mirko Pham) für seine Arbeit „Lokale Leukozyten-Invasion während des humanen hyperakuten ischämischen Schlaganfalls“, die unlängst im Fachblatt Annals of Neurology publiziert wurde.

Zudem erhielt am Welt-Schlaganfalltag auch Dr. Abass Eidizadeh vom Universitätsklinikum Göttingen den mit 2.500 Euro dotierten Nachwuchs-Preis der Stiftung für seine Doktorarbeit zum Thema „Beurteilung des therapeutischen Potenzials von intraperitoneal injiziertem Metallothionein-II im Ischämischen Schlaganfallmodell der Maus“.

Außer dem Stiftungsgründer gratulierte auch Prof. Dr. Karl Georg Häusler, Geschäftsführender Oberarzt der Neurologischen Klinik und Poliklinik des UKW, beiden Preisträgern zur Auszeichnung.

Um auch in Zukunft Projekte zum Thema Schlaganfall unterstützen zu können, freut sich die Hentschel-Stiftung über Spenden auf das Konto:

Kampf dem Schlaganfall, HypoVereinsbank Würzburg
BIC: HYVEDEMM455 / IBAN: DE45790200760347390402

 

Link zur Pressemitteilung

 

Die Stiftung ist vom Finanzamt Würzburg unter der Steuernummer 257/147/00343 als gemeinnützig anerkannt. Zustiftungen und Spenden sind daher steuerlich absetzbar

 

Würzburger Forscher erzielen Durchbruch im Verständnis des Schlaganfalls

Einem interdisziplinären Forscherteam des Uniklinikums Würzburg ist es gelungen, im Gehirn direkt nach einem Blutgefäßverschluss ein neues Bindemolekül (CD84) zu entdecken. Es steuert das Zusammenspiel zwischen Thrombozyten und bestimmten Entzündungszellen in der Frühphase nach dem Schlaganfall. CD84 ist somit ein neuer, vielversprechender Ansatz für die zukünftige Medikamentenentwicklung in der Schlaganfalltherapie.

CD84 ein Rezeptor, der auf Thrombozyten und Entzündungszellen vorliegt spielt eine große Rolle beim Infarktwachstum im Schlaganfall. Die einzelnen Schritte sind in der Abbildung veranschaulicht. 1) Ein Blutgerinnsel führt zum Gefäßverschluss und wird entfernt, um die Blutversorgung wiederherzustellen. 2) Im minderversorgtem Gewebe spalten Thrombozyten (grau) den Rezeptor CD84 (rot) ab, woraufhin lösliches CD84 entsteht. 3) Lösliches CD84 bindet an CD84 auf T-Zellen (blau) und erhöht die Beweglichkeit der Entzündungszellen. 4) Dadurch kommt es in den betroffenen Gehirnarealen zur Thrombo-Inflammation, also zum schädlichen Zusammenspiel von Thrombozyten und Entzündungszellen, was das Infarktwachstum zur Folge hat, obwohl die Blutversorgung wiederhergestellt wurde. In wildtypischen (WT) Kontrolltieren ist daher ein großer Infarkt (weiße, umrahmte Region in der ansonsten roten Gehirnscheibe) zu sehen. In Tieren ohne CD84 (Cd84-/-) ist die Thrombo-Inflammation reduziert, weshalb diese Tiere kleinere Infarkte entwickeln. Bild: D. Stegner basierend auf Schuhmann et al., Circ Res 2020

Ischämische Schlaganfälle entstehen durch den plötzlichen Verschluss eines hirnversorgenden Blutgefäßes. „Zwar können wir mit einem winzigen Katheter den Gefäßverschluss eröffnen und damit gerade schwer betroffenen Patienten wirkungsvoll helfen. Dennoch bleiben viele Patienten, bei denen auch die Gefäßwiedereröffnung nicht genug Gehirngewebe retten kann“, schildert Prof. Dr. Mirko Pham, der Leiter des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie am Uniklinikum Würzburg (UKW). Mit den Gründen hierfür beschäftigte sich ein interdisziplinäres Forscherteam des UKW unter Beteiligung von Experten der Neurologie und Neuroradiologie sowie des Instituts für Klinische Epidemiologie und Biometrie und des Instituts für experimentelle Biomedizin der Uni Würzburg. Die in der Studie gewonnenen, wegweisenden Erkenntnisse publizierten sie Ende Juli dieses Jahres in der Online-Ausgabe von „Circulation Research“, einem der weltweit führenden wissenschaftlichen Fachmagazine für Herz-Kreislauf- und Schlaganfallerkrankungen.

 

Gewebszerstörende Prozesse laufen trotz Wiedereröffnung weiter

„Grundsätzlich geht man davon aus, dass trotz Wiederherstellung des Blutflusses in der Mikrozirkulation, d.h. dem nachgeschalteten Geflecht kleiner Gefäße im Gehirn, gewebszerstörende Prozesse einfach weiterlaufen und dadurch in vielen Fällen die Rettung von Hirngewebe verhindert oder zunichtegemacht wird“, erklärt Prof. Dr. Guido Stoll, Leiter der AG Schlaganfall und Neuroinflammation der Neurologischen Klinik des UKW.

 

CD84 steigert die Aktivität von Entzündungszellen

„Aus früheren Studien wissen wir, dass durch Thrombozyten – also Blutplättchen – und Lymphozyten gelenkte Entzündungsprozesse entscheidend für das fortschreitende Infarktwachstum sind“, berichtet Dr. Michael Schuhmann. Der Leiter des Klinischen Labors der Neurologischen Klinik und Erstautor der Studie fährt fort: „Wir konnten jetzt mit CD84 das erste Molekül entdecken, das die Aktivität von Thrombozyten und T-Lymphozyten direkt nach einem akuten Schlaganfall verknüpft.“ Die Wissenschaftler arbeiteten zunächst mit Mäusen, denen das Gen für CD84 fehlt. Bei den Tieren waren die Hirnschäden nach einem Schlaganfall deutlich reduziert und es wurden deutlich weniger dieser spezifischen Entzündungszellen vom minderdurchbluteten Gehirn angelockt. Mithilfe von Zellkulturexperimenten konnte dann gezeigt werden, dass das von Thrombozyten freigesetzte CD84-Molekül die Aktivität von T-Lymphozyten steigert.

 

Blutproben aus dem Gehirn

Eine Besonderheit dieser Arbeit ist es, dass dieses Molekül nicht nur durch experimentelle Grundlagenforschung entdeckt wurde, sondern auch unmittelbar im Schlaganfall beim Menschen nachgewiesen wurde. Dies gelang durch die Mikrokatheter, mit denen auch die Behandlung zur Gefäßwiedereröffnung durchgeführt wird. Mit ihnen konnten die Würzburger Wissenschaftler unschädlich wenige Tropfen Blut genau aus dem minderdurchbluteten Gehirnareal abnehmen.

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Große Mengen von CD84 auf der Thrombozytenoberfläche korrelieren mit einem schlechten neurologischen Ergebnis bei Schlaganfallpatienten.

Prof. Dr. Bernhard Nieswandt, Sprecher des Würzburger Sonderforschungsbereichs (SFB) Transregio 240, der an der Studie maßgeblich beteiligt ist, betont, dass „diese Arbeit ohne die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb des Transregio 240 nicht möglich gewesen wäre und die Stärke der Verbundforschung unterstreicht.“

 

Vielversprechende Therapieidee: CD84 blockieren

Zusammengenommen erscheint CD84 als vielversprechender Ansatz für zukünftige Medikamente in der Schlaganfalltherapie. Derzeit arbeiten die Würzburger Forscher an gegen CD84 gerichtete Antikörper – der erste wichtige Schritt in der konkreten Medikamentenentwicklung. Besonders in der Schlaganfallforschung kommt der Sicherheit neuer Medikamente eine entscheidende Bedeutung zu. Vor diesem Hintergrund sagt Dr. David Stegner, Nachwuchsgruppenleiter am Institut für Experimentelle Biomedizin und Letztautor der Studie: „Das Fehlen von CD84 wirkt sich nicht auf die Blutungsneigung von Mäusen aus. Daher gehen wir davon aus, dass eine Blockade von CD84 nicht zu Blutungskomplikationen bei Patienten führen würde.“ Nach seinen Worten spricht vieles dafür, dass CD84 nicht nur beim Schlaganfall, sondern auch bei vielen anderen häufigen und schwerwiegenden Gefäßerkrankungen eine wichtige Rolle spielt. „Das erforschen wir zurzeit im Verbund mit verschiedenen Disziplinen der medizinischen Forschung“, so Dr. Stegner.

 

Literatur:

 

Schuhmann MK, Stoll G, Bieber M, Vögtle T, Hofmann S, Klaus V, Kraft P, Seyhan M, Kollikowski AM, Papp L, Heuschmann P, Pham M, Nieswandt B, Stegner D. „CD84 links T cell and platelet activity in cerebral thrombo-inflammation in acute stroke“. Circulation Research, 30. Juli 2020, https://doi.org/10.1161/CIRCRESAHA.120.316655

 

Förderung:

 

Finanziell gefördert wurde die Arbeit im Würzburger Sonderforschungsbereich TR/SFB 240, der sich mit der Rolle von Thrombozyten in verschiedenen Erkrankungen befasst. 

 

Kontakt:

 

Dr. David Stegner, Lehrstuhl für Experimentelle Biomedizin, Uniklinikum Würzburg, Tel: 0931 31-80419, E-Mail: stegner@ virchow.uni-wuerzburg.de

 

 

 

 

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CD84 ein Rezeptor, der auf Thrombozyten und Entzündungszellen vorliegt spielt eine große Rolle beim Infarktwachstum im Schlaganfall. Die einzelnen Schritte sind in der Abbildung veranschaulicht. 1) Ein Blutgerinnsel führt zum Gefäßverschluss und wird entfernt, um die Blutversorgung wiederherzustellen. 2) Im minderversorgtem Gewebe spalten Thrombozyten (grau) den Rezeptor CD84 (rot) ab, woraufhin lösliches CD84 entsteht. 3) Lösliches CD84 bindet an CD84 auf T-Zellen (blau) und erhöht die Beweglichkeit der Entzündungszellen. 4) Dadurch kommt es in den betroffenen Gehirnarealen zur Thrombo-Inflammation, also zum schädlichen Zusammenspiel von Thrombozyten und Entzündungszellen, was das Infarktwachstum zur Folge hat, obwohl die Blutversorgung wiederhergestellt wurde. In wildtypischen (WT) Kontrolltieren ist daher ein großer Infarkt (weiße, umrahmte Region in der ansonsten roten Gehirnscheibe) zu sehen. In Tieren ohne CD84 (Cd84-/-) ist die Thrombo-Inflammation reduziert, weshalb diese Tiere kleinere Infarkte entwickeln. Bild: D. Stegner basierend auf Schuhmann et al., Circ Res 2020

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