Bild einer Infusion

Lebertransplantation – Verfahren und Technik

Eine Lebertransplantation ist eine offene Bauchoperation und damit immer ein großer Eingriff. Deshalb wird diese Operation auch nur in darauf spezialisierten Zentren durchgeführt. Dabei wird die kranke Leber gegen eine komplette postmortale Spenderleber oder durch den Teil einer sehr gesunden Leber ausgetauscht. Seit der ersten Lebertransplantation am Menschen vor rund 60 Jahren hat sich die Technik ständig weiterentwickelt und bietet im Wesentlichen drei verschiedene Operationsverfahren mit ihren Vor- und Nachteilen, die patientenindividuell abgewogen werden müssen.

Orthotope Operation

Das nach dem Tod gespendete Vollorgan wird nach Entnahme der kranken Leber an gleicher Stelle im rechten Oberbauch eingesetzt. Diese „klassische Form“ stellt nach wie vor weltweit die häufigste Transplantationsform dar. Die mit der erkrankten Leber eng verbundene untere Hohlvene wird dabei meist mitentfernt und das Blut bis zum Anschluss der neuen Leber maschinell umgeleitet. Schritt für Schritt und in bestimmter Reihenfolge näht die Chirurgin oder der Chirurg die Spenderleber mit eigener unterer Hohlvene dann an die im Empfängerkörper verbliebenen Gefäßstümpfe von Körperhohlvenen, Pfortader und Leberarterie an. Zuletzt wird der Gallengang angeschlossen. Sobald das Blut wieder durch die Gefäße fließt, nimmt das gesunde Organ seine Funktion auf.

Piggy-Back-Technik

Eine modifizierte und technisch schwierigere Form der konventionellen Transplantationstechnik ist die Huckepack-Technik (engl.: piggy-back): Die alte Hohlvene bleibt erhalten, muss aber von der kranken Leber vor ihrer Explantation sorgfältig abpräpariert werden. Auf die alte verbliebene Hohlvene wird dann die neue in der gespendeten Leber „einfach“ wie ein Rucksack aufgenäht. Aufgrund des erhaltenen Blutflusses ist die Kreislaufbelastung mit dieser Operationsmethode während des Eingriffs geringer.

Split-Lebertransplantation

Das Operationsverfahren, das die Verteilung (engl.: to split) einer einzigen Spenderleber auf zwei unterschiedliche Empfängerinnen oder Empfänger vorsieht, wurde in Deutschland Ende der 1980er erfunden. Die extrem gute Regenerationsfähigkeit des Lebergewebes vor dem Hintergrund des Organmangels beflügelte die Entwicklung dieser Transplantationsmethode. Insbesondere Kinder oder zierlichere Erwachsene profitieren vom Splitting. Allerdings ist das Verfahren nicht einfach, die Komplikationsrate liegt höher und setzt eine qualitativ ausgezeichnete Spenderleber voraus.

True-Split und linkslateraler Split

Bei der Split-Transplantation wird in der Regel ein Teil des linken Leberlappens – der sogenannte linkslaterale Split – für die Versorgung eines Kleinkinds verwendet und der übrige rechte Leberlappen in eine erwachsene Person transplantiert. In seltenen Fällen kann die Leber auch in ihrer anatomischen Mitte geteilt und als True-Split zwei Jugendlichen oder zierlichen Erwachsenen eingesetzt werden. Da Gallengang und Blutgefäße bei der Teilung aber nur auf einer Seite vorliegen, erfordert diese Operationsmethode höchste Expertise.

Lebendspende

Wenn Blutgruppe und anatomische Gegebenheiten entsprechen und der allgemeine Gesundheitszustand optimal ist, können auch nahe Angehörige einen Teil ihrer Leber spenden. Voraussetzung hierfür ist ebenfalls, dass die Empfängerin oder der Empfänger auf die Warteliste aufgenommen worden ist. Die Vorteile dieses Verfahrens liegen in der Planbarkeit des Eingriffs und der Vitalität des Organs, das für einen langen Transportwerg nicht konserviert werden muss. Allerdings ist die Operation für die Spenderin oder den Spender nicht risikolos.

Ablauf der Transplantation

Eine Lebertransplantation dauert im Regelfall zwischen sechs und acht Stunden. Nach der Operation wird die Empfängerin oder der Empfänger auf die Intensivstation verlegt und sorgfältig überwacht. Bei einem komplikationslosen Verlauf beträgt die gesamte Aufenthaltsdauer in der Klinik ungefähr drei bis vier Wochen.
Nach Verlegung auf die Allgemeinstation findet täglich eine interdisziplinäre Visite von den behandelnden Ärztinnen und Ärzten aus Chirurgie und Innerer Medizin statt. Dabei wird nicht nur die Wundheilung und die Funktionsfähigkeit der neuen Leber überprüft, sondern auch die immunsuppressive Therapie eingestellt und eventuelle Begleiterkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck behandelt. Ebenso wird die mehrwöchige Reha eingeleitet, die sich anschließt.

Komplikationen

Neben den allgemeinen Komplikationen einer jeden großen Operation wie Blutung, Nachblutung, Thrombose, Embolie oder Infektion, gibt es spezifische Komplikationen bei der Lebertransplantation: In rund acht Prozent der Fälle nimmt das Transplantat nicht oder nicht sofort seine Funktion auf. Manchmal bilden sich Thrombosen in der Leberarterie oder Pfortader. Ebenso kann es vorkommen, dass der Gallengang vernarbt und sich verschließt oder ein Leck hat. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer akuten oder chronischen Abstoßung des Organs, was eine erneute Lebertransplantation erforderlich macht.

Leberersatzverfahren (LEV)

Medizinische Reinigungsverfahren, sogenannte Leberdialyseverfahren, können die Leberfunktion für eine gewisse Zeit unterstützen, langfristig jedoch nicht ersetzen. Bei Aussicht auf Regeneration der Leber, was bei erhaltener Leistung von zehn Prozent immerhin noch möglich ist, lässt sich manchmal durch das Leberersatzverfahren (LEV) noch eine Lebertransplantation vermeiden. Das ist zum Beispiel bei einer akuten Vergiftung der Fall. Auch zur Überbrückung von Dysfunktionen nach einer Transplantation sowie in der Wartezeit auf ein Spenderorgan kommt das LEV zum Einsatz.

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