paper place DZHI – Translationale Forschung

Wie die Zusammenarbeit zwischen Herzfunktion und Energieproduktion gestört ist

In ihrer Sonderausgabe zu Stoffwechselveränderungen bei Herzinsuffizienz veröffentlichte die kardiologische Fachzeitschrift „Nature Reviews Cardiology“ im Rahmen des Kongresses der Society for Heart and Vascular Metabolism (SHVM), der vom 22. bis 25. Juni in Bordeaux stattfand, vier Artikel aus dem EU-geförderten Netzwerk METAHEART sowie ein Editorial von Christoph Maack, dem Initiator und Vorsitzenden des Konsortiums und Sprecher des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz (DZHI) am UKW.

Durch die Short-Term Scientific Missions (STMS) findet im EU-geförderten Netzwerk METAHEART ein großer wissenschaftlicher Austausch innerhalb Europas statt. © Design by Boutik.pt, for the EU-METAHEART COST Action CA22169

Neben Maack sind eine Reihe weiterer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Klinikerinnen und Kliniker aus der Universitätsmedizin Würzburg an der sogenannten COST Action (CA22169) beteiligt. Einen umfassenden Überblick über EU-METAHEART (EUropean network to tackle METAbolic alterations in HEART failure) liefert die Pressemeldung vom 30. Juni 2025.

In der Übersichtsarbeit „Mechano-energetic uncoupling in heart failure“ fassen Christoph Maack und Vasco Sequeira mit einem Team aus Würzburg, England, Österreich, Slowenien, Frankreich, Italien und den Niederlanden erstmals die enge Wechselwirkung zwischen Herzmechanik und mitochondrialer Energetik zusammen. Zudem entschlüsseln die Forscherinnen und Forscher, wie diese energetische Kopplung bei verschiedenen erworbenen und erblichen Formen der Herzinsuffizienz gestört ist. 

Herzinsuffizienz entsteht durch ein Zusammenspiel verschiedener Störungen im Herzen, insbesondere in der Weiterleitung von elektrischen Signalen, der Energieversorgung und durch sogenannten oxidativen Stress, also einer Anhäufung von bestimmten Sauerstoffverbindungen, welche die Zellen schädigt. Diese Probleme sind eng miteinander verknüpft: Ist entweder die Kommunikation innerhalb der Herzmuskelzellen oder die Funktion der Mitochondrien gestört, kann sich ein Teufelskreis entwickeln, der zu einer dauerhaften Schädigung und Schwächung des Herzens führt.

Im gesunden Herzen ist die Energiegewinnung über die Mitochondrien fein abgestimmt: Einerseits wird sie durch Kalzium (Ca²⁺) angestoßen, das die Energieproduktion anschiebt, („Push“). Andererseits wird sie durch den Energiebedarf in Form von Adenosindiphosphat (ADP) gezogen („Pull“). 

Die Herzinsuffizienz mit reduzierter Pumpfunktion (HFrEF) wird in den meisten Fällen durch eine Herzschädigung ausgelöst. Diese führt zu einer Überaktivierung von Stresshormonen, welche die Signalweiterleitung im Herzen stören und den Kalziumhaushalt in den Mitochondrien aus dem Gleichgewicht bringen. Dies beeinträchtigt wiederum die Energieproduktion (gestörter „Push“). 

Bei der Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion (HFpEF) wird das Herz dagegen in der Regel durch starkes Übergewicht, Bluthochdruck oder altersbedingten Veränderungen der Blutgefäße stark belastet, denn es muss gegen mehr Widerstand arbeiten. Die Energie, die das Herz dafür braucht, können die Mitochondrien jedoch nicht bereitstellen. Die Folge ist ein Energiemangel, der in oxidativen Stress umschlägt. Dieser kann schädliche Signalwege aktivieren, die das Herz übermäßig zusammenziehen lassen, das Zellwachstum fördern oder im schlimmsten Fall sogar zum Absterben der Zellen führen.

Auch bei erblich bedingten Herzkrankheiten kann es zu einer Entkopplung von Herzarbeit und Energieversorgung kommen. So führen beispielsweise bestimmte Gendefekte bei der hypertrophen Kardiomyopathie (HCM) dazu, dass das Herz übermäßig arbeiten muss (gestörter „Pull“). Beim seltenen Barth-Syndrom können die Mitochondrien dagegen kein Kalzium aufnehmen (gestörter „Push“).

Maack zufolge ist ein besseres Verständnis dieser komplexen Wechselwirkungen zwischen Herzarbeit und Energiehaushalt entscheidend, um bestehende Therapien gezielter einzusetzen und neue Behandlungen zu entwickeln. Ansätze, das Ungleichgewicht zu beheben wären eine Entlastung des Herzens, eine Verbesserung der Signalweiterleitung oder eine gezielte Unterstützung der Energieproduktion in den Mitochondrien. So könnte der Teufelskreis aus Energiemangel, Herzumbau und nachlassender Herzfunktion durchbrochen werden.

Dunja Aksentijevic, Simon Sedej, Jeremy Faucconier, Melanie Paillard, Mahmoud Abdellatif, Katrin Streckfuss-Bömeke, Renée Ventura-Clapier, Jolanda van der Velden, Rudolf A. de Boer, Edoardo Bertero, Jan Dudek, Vasco Sequeira & Christoph Maack. Mechano-energetic uncoupling in heart failure. Nat Rev Cardiol (2025). https://doi.org/10.1038/s41569-025-01167-6

Maack, C. Metabolic alterations in heart failure. Nat Rev Cardiol (2025). https://doi.org/10.1038/s41569-025-01181-8

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Durch die Short-Term Scientific Missions (STMS) findet im EU-geförderten Netzwerk METAHEART ein großer wissenschaftlicher Austausch innerhalb Europas statt. © Design by Boutik.pt, for the EU-METAHEART COST Action CA22169
Der Anrep-Effekt bei septischem Schock: ein Mechanismus der kardialen Anpassung

Bei septischem Schock wird Noradrenalin häufig zur Erhöhung des Blutdrucks eingesetzt, aber wie es die Herzfunktion verbessert, war bisher unklar. In dieser Studie wird eine wichtige Herzanpassung, der so genannte Anrep-Effekt, identifiziert, bei dem das Herz auf einen erhöhten Gefäßwiderstand (Nachlast) mit einer Steigerung seiner eigenen Kontraktilität und einer Verlängerung der Systolendauer reagiert.

Druck-Volumen-Schleifen zur Veranschaulichung der linksventrikulären (LV) Dynamik vor (blau) und nach (rot) der Verabreichung von Noradrenalin (NE). Die Nachlast steigt nach NE an, wie die steilere Neigung der roten gestrichelten Linie zeigt, die die effektive arterielle Elastanz (Ea) darstellt. Parallel dazu steigt die myokardiale Kontraktilität an, was sich in der steileren Neigung der endsystolischen Druck-Volumen-Beziehung (endsystolische Elastizität, Ees) widerspiegelt, die durch die rote durchgezogene ansteigende Linie angezeigt wird. Diese Veränderungen zeigen die adaptive Reaktion des Herzens auf NE durch erhöhte Kontraktilität und erhöhten Gefäßwiderstand.

Dies trägt dazu bei, das Schlagvolumen trotz schwerer Kreislaufbelastungen aufrechtzuerhalten. Das Verständnis dieses Mechanismus liefert neue Informationen darüber, wie Noradrenalin das Herz bei kritischen Erkrankungen unterstützt, und könnte zu einem gezielteren kardiovaskulären Management bei Sepsis führen.

 

Vasco Sequeira, Christoph Maack, Gert-Hinrich Reil, Jan-Christian Reil. The Anrep effect in septic shock: a mechanism of cardiac adaptation. British Journal of Anaesthesia. Volume 134, Issue 4, 2025. Pages 1204-1207, ISSN 0007-0912, https://doi.org/10.1016/j.bja.2025.01.023.

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Druck-Volumen-Schleifen zur Veranschaulichung der linksventrikulären (LV) Dynamik vor (blau) und nach (rot) der Verabreichung von Noradrenalin (NE). Die Nachlast steigt nach NE an, wie die steilere Neigung der roten gestrichelten Linie zeigt, die die effektive arterielle Elastanz (Ea) darstellt. Parallel dazu steigt die myokardiale Kontraktilität an, was sich in der steileren Neigung der endsystolischen Druck-Volumen-Beziehung (endsystolische Elastizität, Ees) widerspiegelt, die durch die rote durchgezogene ansteigende Linie angezeigt wird. Diese Veränderungen zeigen die adaptive Reaktion des Herzens auf NE durch erhöhte Kontraktilität und erhöhten Gefäßwiderstand.
Wie ein Cannabinoid-sensitiver Rezeptor das Herz beeinflusst: Neue Erkenntnisse zu GPR55

Da immer mehr Länder Cannabis legalisieren und der Konsum steigt, ist es von großer Bedeutung zu verstehen, welche Rolle Cannabinoide und deren Rezeptoren im Herzen spielen.

Die Studie hat gezeigt, dass eine Defizienz des GPR55 Rezeptors insbesondere im weiblichen Geschlecht, bereits unter physiologischen Bedingungen maßgeblich die Struktur und Funktion des Herzens modifiziert. Hierzu zählen ein vergrößertes Füllungsvolumen der linken Herzkammer, ein verlangsamter Herzschlag, eine veränderte Sarkomer-Kontraktion, erhöhte zytosolische Konzentration des für die Kontraktion der Herzmuskelzellen notwendigen Kalziums (Ca2+) sowie eine beschleunigte mitochondriale Atmung ohne Präferenz für bestimmte Energiesubstrate. Weiterhin konnten wir zeigen, dass bei einer hormonell ausgelösten Druckbelastung des Herzens durch Stimulation des AT1 Rezeptors mit Angiotensin II, eine GPR55 Defizienz keinen Einfluss auf die kompensatorische Größenzunahme von Herz und Herzmuskelzellen ausübt jedoch pathologischen Veränderungen wie maladaptiver Gen-Expression und dem Verlust der Anpassungsfähigkeit der Pumpfunktion (Erhöhung der Ejektionsfraktion, EF) an erhöhte Belastungen entgegen wirkt.
Portraitfoto von Sarah-Lena Puhl vom Institute for Cardiovascular Prevention (IPEK) an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)
Sarah-Lena Puhl vom Institute for Cardiovascular Prevention (IPEK) an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)

Cannabis aktiviert verschiedene G-Protein-gekoppelte Rezeptoren und kann bei fortwährendem Konsum Bradykardie (verlangsamter Herzschlag) und Hypotonie (niedriger Blutdruck) verursachen. Zudem legen in vitro Studien nahe, dass Stimulation von Cannabinoid-Rezeptoren die Kontraktionskraft und Hypertrophie von Kardiomyozyten, also die stress-bedingte Zunahme der Zellgröße, beeinflussen könnten.

Forschende aus München, Würzburg und Aachen um Sarah-Lena Puhl vom Institute for Cardiovascular Prevention (IPEK) an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und dem DZHI am UKW haben nun die Rolle des Cannabinoid-sensitiven Rezeptors GPR55 in der Regulation der Herzfunktion, des Kardiomyozyten-Stoffwechsels und der Hypertrophie an Mäusen untersucht. Dabei zeigte sich, dass dieser Rezeptor besonders bei weiblichen Mäusen eine wichtige Rolle bei der Regulierung der Funktion von Herzmuskelzellen und deren Reaktion auf Belastungen wie Bluthochdruck hat.

Weibliche Mäuse ohne GPR55 zeigten in Abwesenheit kardialer Belastung bereits eine veränderte Herzfunktion und Struktur: ein größeres Füllungsvolumen, verlangsamten Herzschlag und schnellere Kontraktionen der kontraktilen Einheiten der Herzmuskelzellen, der Sarkomere. Diese Veränderungen waren verbunden mit einer Hochregulation von Faktoren, die den Glukose- und Fettsäuretransport fördern, sowie einer beschleunigten mitochondrialen Atmung. Bei experimentell erzeugter hypertensiver Herzerkrankung (durch das Hormon Angiotensin II) schützte die GPR55-Defizienz die weiblichen Herzen vor schädlichen Veränderungen, wie gestörtem Stoffwechsel und Verlust der Fähigkeit, die Pumpleistung des Herzens zu erhöhen, um unter Stressbedingungen den erhöhten Blutversorgungsbedarf des Körpers zu decken (kontraktile Reserve).

Das heißt: Insbesondere in weiblichen Mäusen modifiziert ein Fehlen der GPR55 Aktivität Herzfunktion und -stoffwechsel erheblich und mildert die maladaptiven Umbauprozesse des Herzens als Antwort auf Belastungen, wie Bluthochdruck, ab. GPR55 könnte also ein vielversprechendes Ziel für neue Behandlungen sein, um hypertensive Herzkrankheiten – insbesondere bei Frauen – zu behandeln. Der Rezeptor bietet demnach potentielle, neue Ansätze, um schädliche Anpassungen des Herzens bei druck-induzierten Herzerkrankungen entgegen zu wirken.

 

Brigitte Schopohl, Michael Kohlhaas, Alexander G. Nickel, Anna-Florentine Schiuma, Sanne L. Maas, Emiel P. C. van der Vorst, Yi Xuan Shia, Christoph Maack, Sabine Steffens, Sarah-Lena Puhl. Gpr55 deficiency crucially alters cardiomyocyte homeostasis and counteracts angiotensin II induced maladaption in female mice. Br J Pharmacol. 2025 Feb;182(3):670-691. doi: 10.1111/bph.17350. Epub 2024 Oct 20. PMID: 39428581.

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Die Studie hat gezeigt, dass eine Defizienz des GPR55 Rezeptors insbesondere im weiblichen Geschlecht, bereits unter physiologischen Bedingungen maßgeblich die Struktur und Funktion des Herzens modifiziert. Hierzu zählen ein vergrößertes Füllungsvolumen der linken Herzkammer, ein verlangsamter Herzschlag, eine veränderte Sarkomer-Kontraktion, erhöhte zytosolische Konzentration des für die Kontraktion der Herzmuskelzellen notwendigen Kalziums (Ca2+) sowie eine beschleunigte mitochondriale Atmung ohne Präferenz für bestimmte Energiesubstrate. Weiterhin konnten wir zeigen, dass bei einer hormonell ausgelösten Druckbelastung des Herzens durch Stimulation des AT1 Rezeptors mit Angiotensin II, eine GPR55 Defizienz keinen Einfluss auf die kompensatorische Größenzunahme von Herz und Herzmuskelzellen ausübt jedoch pathologischen Veränderungen wie maladaptiver Gen-Expression und dem Verlust der Anpassungsfähigkeit der Pumpfunktion (Erhöhung der Ejektionsfraktion, EF) an erhöhte Belastungen entgegen wirkt.
Portraitfoto von Sarah-Lena Puhl vom Institute for Cardiovascular Prevention (IPEK) an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)
Sarah-Lena Puhl vom Institute for Cardiovascular Prevention (IPEK) an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)
Semaglutid: Mehr als ein Mittel zur Gewichtsreduktion – Hoffnung für die Herzgesundheit

In einer aktuellen Studie hat die Translationale Forschung aus dem DZHI gemeinsam mit einem Team der Endokrinologie untersucht, wie Semaglutid, ein GLP-1-Rezeptor-Agonist (GLP-1-RA) zur Behandlung von Übergewicht, auch positive Effekte auf das Herz haben kann.

Die Grafik zeigt, wie der Glucagon-like Peptide-1-Rezeptor-Agonist (GLP-1-RA) Semaglutid die Funktion von Kardiomyozyten bei Ratten, die einer fettreichen/fruktosereichen Diät (HFD) ausgesetzt waren, wiederherstellt.
Die Grafik zeigt, wie der Glucagon-like Peptide-1-Rezeptor-Agonist (GLP-1-RA) Semaglutid die Funktion von Kardiomyozyten bei Ratten, die einer fettreichen/fruktosereichen Diät (HFD) ausgesetzt waren, wiederherstellt. Mithilfe von Fluoreszenz- und Patch-Clamp-Technologien an isolierten Herzmuskelzellen demonstrierte das Team, dass Semaglutid die durch HFD ausgelöste Aktivierung von L-Typ-Calciumkanälen, erhöhte Kalziumspiegel im Zytosol und Hyperkontraktilität rückgängig macht. Diese Ergebnisse könnten erklären, warum GLP-1-RAs bei Patienten mit Adipositas, mit oder ohne Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion, von Vorteil sind, jedoch weniger bei Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion.
Portraitfoto von Vasco Sequeira und Ulrich Dischinger
Vasco Sequeira (rechts) und Ulrich Dischinger (links)

Bei stark übergewichtigen Ratten, die durch eine fettreiche Ernährung Herzprobleme entwickelt hatten, zeigte sich, dass die Funktion der Herzmuskelzellen (Kardiomyozyten) gestört war: verstärkte L-Typ-Kalziumströme und eine erhöhte Kalziumspeicherung im Sarkoplasmatischen Retikulum (SR). Das heißt: Der Kalziumhaushalt in diesen Zellen war überaktiv, was zu übermäßigen Kontraktionen führte.

Semaglutid konnte diese Überaktivität normalisieren. Es reduzierte die überschüssige Kalziumspeicherung in den Zellen und brachte die Funktion der Herzmuskelzellen auf ein gesünderes Niveau zurück. Diese Ergebnisse sind besonders wichtig für die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz und erhaltener Pumpleistung (HFpEF), einer Form der Herzschwäche, die bei übergewichtigen Menschen häufig auftritt.

Neben der bekannten Wirkung auf das Gewichtsmanagement könnte Semaglutid also auch direkt das Herz schützen und die Lebensqualität von Betroffenen verbessern. Die Studie liefert mechanistische Beweise dafür, warum der Wirkstoff in klinischen Studien bereits positive Effekte bei herzkranken, übergewichtigen Patientinnen und Patienten gezeigt hat.

Die Ergebnisse eröffnen neue Möglichkeiten, Semaglutid und ähnliche Medikamente gezielt zur Behandlung von Herzproblemen einzusetzen, bei denen der gestörte Kalziumhaushalt eine Rolle spielt. Weitere Studien könnten dazu beitragen, die Rolle dieser Medikamente bei der Therapie metabolisch bedingter Herzkrankheiten besser zu verstehen.

 

Vasco Sequeira, Julia Theisen, Katharina J. Ermer, Marie Oertel, Anton Xu, David Weissman, Katharina Ecker, Jan Dudek, Martin Fassnacht, Alexander Nickel, Michael Kohlhaas, Christoph Maack, Ulrich Dischinger. Semaglutide normalizes increased cardiomyocyte calcium transients in a rat model of high fat diet-induced obesity. ESC Heart Fail. 2024 Oct 31. doi: 10.1002/ehf2.15152. Epub ahead of print. PMID: 39482267.

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Die Grafik zeigt, wie der Glucagon-like Peptide-1-Rezeptor-Agonist (GLP-1-RA) Semaglutid die Funktion von Kardiomyozyten bei Ratten, die einer fettreichen/fruktosereichen Diät (HFD) ausgesetzt waren, wiederherstellt.
Die Grafik zeigt, wie der Glucagon-like Peptide-1-Rezeptor-Agonist (GLP-1-RA) Semaglutid die Funktion von Kardiomyozyten bei Ratten, die einer fettreichen/fruktosereichen Diät (HFD) ausgesetzt waren, wiederherstellt. Mithilfe von Fluoreszenz- und Patch-Clamp-Technologien an isolierten Herzmuskelzellen demonstrierte das Team, dass Semaglutid die durch HFD ausgelöste Aktivierung von L-Typ-Calciumkanälen, erhöhte Kalziumspiegel im Zytosol und Hyperkontraktilität rückgängig macht. Diese Ergebnisse könnten erklären, warum GLP-1-RAs bei Patienten mit Adipositas, mit oder ohne Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion, von Vorteil sind, jedoch weniger bei Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion.
Portraitfoto von Vasco Sequeira und Ulrich Dischinger
Vasco Sequeira (rechts) und Ulrich Dischinger (links)
Wie das Takotsubo-Syndrom die Herzfunktion beeinträchtigt

Das Takotsubo-Syndrom (TTS) auch als Broken-Heart-Syndrom bekannt, ist eine Sonderform der Herzinsuffizienz. Betroffene haben vorübergehend einen geschwächten Herzmuskel, häufig ausgelöst durch emotionalen oder körperlichen Stress.

Vasco Sequeira und Christoph Maack vor einem Mikroskop
Vasco Sequeira und Christoph Maack vom Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz (DZHI)

Dabei funktioniert die linke Herzkammer vorübergehend nicht richtig, sie erweitert sich und es entstehen Wassereinlagerungen (Ödeme), wobei sich die Herzkranzgefäße interessanterweise nicht verengen. Die Mechanismen sind bisher nur unzureichend verstanden.

In einer in (Nature) Communications Medicine publizierten Studie haben Vasco Sequeira und Christoph Maack vom Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz (DZHI) mit Partnern aus Bad Oeynhausen, Oldenburg, Lübeck und Leiden die Herzmechanik bei Patientinnen und Patienten mit TTS im Vergleich zu gesunden Personen (CON) mithilfe einer fortschrittlichen Leitkatheter-Technologie analysiert. Die Technik ermöglicht sowohl Druck- als auch Volumenmessungen und erfasst spezifische Segmente in der linken Herzkammer, wodurch ein detailliertes Bild der Funktionsweise einzelner Herzabschnitte erstellt werden konnte. Die Ergebnisse zeigten, dass Menschen mit TTS eine ausgeprägte mechanische Dyssynchronie, also unregelmäßige Herzkontraktionen aufweisen, insbesondere in der Mitte und an der Spitze der linken Herzkammer, obwohl die elektrischen Signale normal waren, was auf eine mechanische und nicht auf eine elektrische Ursache für die eingeschränkte Herzfunktion hinweist. Ihr Herz pumpt weniger effizient Blut.

Das Verständnis dieser mechanischen Grundlage des TTS liefert neue Einblicke in die Herzfunktionsstörungen und unterstützt die Entwicklung verbesserter Diagnosemethoden und zukünftiger Therapien. Die Studie erweitert das Verständnis stressbedingter Herzerkrankungen und unterstreicht den Wert einer segmentalen Analyse, um wichtige Details der Herzmechanik aufzudecken. Mit weiterer Forschung könnten Behandlungsoptionen verfeinert werden, um die Herzgesundheit von Menschen mit Takotsubo-Syndrom und ähnlichen Erkrankungen besser zu unterstützen.

 

Jan-Christian Reil*, Vasco Sequeira*, Gert-Hinrich Reil, Paul Steendijk, Christoph Maack, Thomas Fink, Elias Rawish, Ingo Eitel*, Thomas Stiermaier*. Regional mechanical dyssynchrony and shortened systole are present in people with Takotsubo syndrome. Commun Med (Lond). 2024 Nov 1;4(1):223. doi: 10.1038/s43856-024-00641-5. PMID: 39487225; PMCID: PMC11530451.
*contributed equally

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Vasco Sequeira und Christoph Maack vom Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz (DZHI)