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LiverPRO Score zur Vorhersage einer signifikanten Leberfibrose in der Primärversorgung

Die zuverlässige nichtinvasive Diagnose einer fortgeschrittenen Lebererkrankung und die Einschätzung des Risikos für Komplikationen sind vor allem in der Erstversorgung nach wie vor schwierig. In einer internationalen Kohortenstudie, an der auch das Deutsche Lebersteatose-Register beteiligt war, konnte Prof. Dr. Andreas Geier und Team zur Entwicklung und Validierung des LiverPRO Scores beitragen.

Kumulatives Risiko für leberassoziierte Ereignisse klassifiziert nach dem LiverPRO Score. Das Diagramm veranschaulicht die gute Trennung von Leberpatienten mit niedrigem und moderatem Risiko von denen mit hohem Risiko, die eine spezialisierte Behandlung benötigen. © The Lancet Gastroenterology & Hepatology 2025 1055-67DOI: (10.1016/S2468-1253(24)00274-7)

Dieser Score ist kostenlos und hilft, Patientinnen und Patienten mit einer erhöhten Lebersteifigkeit (über 8 kPa) zu erkennen, was mit der gleichen Genauigkeit wie der kommerzielle ELF-Test möglich ist. Der LiverPRO Score ist genauer als der bisher verwendete frei verfügbar Fibrose-4 (FIB-4) Index. Zusätzlich kann der LiverPRO Score auch vorhersagen, wie hoch das Risiko für leberbedingte Komplikationen ist. Aufgrund dieser Ergebnisse hat der LiverPRO Score eine europäische CE-Zertifizierung erhalten.

 

Lindvig, Katrine P et al. Development, validation, and prognostic evaluation of LiverPRO for the prediction of significant liver fibrosis in primary care: a prospective cohort study. The Lancet Gastroenterology & Hepatology, Volume 10, Issue 1, 55 – 67

 

Kumulatives Risiko für leberassoziierte Ereignisse klassifiziert nach dem LiverPRO Score. Das Diagramm veranschaulicht die gute Trennung von Leberpatienten mit niedrigem und moderatem Risiko von denen mit hohem Risiko, die eine spezialisierte Behandlung benötigen. © The Lancet Gastroenterology & Hepatology 2025 1055-67DOI: (10.1016/S2468-1253(24)00274-7)
Erhalt der Leberfunktion erhöht Chance auf Mehrfach-Therapie bei Leberkrebs

In den letzten Jahren haben neue Therapien die Behandlung des fortgeschrittenen Leberkrebses (HCC für hepatozelluläres Karzinom) verändert. Eine Kombination aus Atezolizumab und Bevacizumab wurde als neue Erstlinienbehandlung zugelassen, was ein Fortschritt ist, aber auch Fragen zur besten Reihenfolge der Behandlungen aufwirft.

Eine Studie unter der Leitung von Privatdozent Florian Reiter vom UKW und gefördert vom Bayerischen Zentrum für Krebsforschung (BZKF) liefert nun erstmals prospektive Real-World-Daten zur sequentiellen Therapie nach Atezolizumab und Bevacizumab. Die Forschenden zeigen, dass die Mehrheit der Patientinnen und Patienten nicht über die Erstlinientherapie hinauskommt, da die Leberfunktion oft schlechter wird und viele Patienten für eine Zweit- oder Drittlinientherapie nicht mehr geeignet sind. „Besonders relevant ist unser Befund, dass nicht allein Tumorcharakteristika, sondern vor allem der Erhalt der Leberfunktion den Therapieerfolg bestimmt“, sagt Florian Reiter. Das heißt: Patientinnen und Patienten mit schlechterer Leberfunktion hatten weniger Chancen auf eine zweite Behandlung. Die Erkenntnisse können dazu beitragen, zukünftige Behandlungsstrategien gezielter zu steuern. 

 

Najib Ben Khaled, Valentina Zarka, Bernard Hobeika, Julia Schneider, Monika Rau, Alexander Weich, Hans Benno Leicht, Liangtao Ye, Ignazio Piseddu, Michael T. Dill, Arne Kandulski, Matthias Pinter, Ursula Ehmer, Peter Schirmacher, Jens U. Marquardt, Julia Mayerle, Enrico N. De Toni, Andreas Geier, Florian P. Reiter. Therapeutic Sequences of Systemic Therapy After Atezolizumab Plus Bevacizumab for Hepatocellular Carcinoma: Real-World Analysis of the IMMUreal Cohort. Alimentary Pharmacology & Therapeutics | Pharmacology Journal | Wiley Online Library. First published: 04 April 2025 https://doi.org/10.1111/apt.70090

 

Hatte schon der Neandertaler eine Fettleber?

Das gemeinsame Forschungsprojekt mit dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA) in Leipzig ermöglicht wichtige neue Einblicke in die evolutionären Grundlagen menschlicher Stoffwechselerkrankungen.

Rekonstruktion einer Neandertalergruppe. Was können uns archäogenetischen Erkenntnisse über die Lebersteatose bei alten und modernen Menschen sagen? © Johannes Krause, Neandertal group by Atelier Daynes, Paris, France. In: Museum of the Krapina Neanderthals, Krapina, Croatia. Project and realization of the Museum: Zeljko Kovacic and Jakov Radovcic.

Die relevanteste Genvariante, die für Fettlebererkrankungen verantwortlich ist, stammt aus der Zeit vor der Abspaltung vom Neandertaler. In alten Genomen dieser archaischen Menschen lag die Häufigkeit der Variante des PNPLA3-Gens bei 100 Prozent, möglicherweise aufgrund von Vorteilen bei der Kälteanpassung.

 

Andreas Geier, Jonas Trost, Ke Wang, Clemens Schmid, Marcin Krawczyk, Stephan Schiffels. PNPLA3 fatty liver risk allele was fixed in Neanderthals and segregates neutrally in humans. Gut (2024). doi:10.1136/gutjnl-2023-331594

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Wie sicher ist die Therapie mit Atezolizumab und Bevacizumab beim Leberzellkrebs?

Leberzellkrebs wird oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert und erfordert eine palliative medikamentöse Behandlung. Die Entwicklung der Immuntherapie hat in den letzten Jahren zu deutlichen Fortschritten in der Behandlung des sogenannten hepatozellulären Karzinoms (HCC) geführt.

Mit der kürzlich zugelassenen Kombinationstherapie aus dem Immuntherapeutikum Atezolizumab und dem Immuntherapieverstärker Bevacizumab kann bei etwa dreimal so vielen Patientinnen und Patienten ein Therapieansprechen erreicht werden wie mit der Standardtherapie Sorafenib. Trotz des offensichtlich günstigen Tumoransprechens gab es in Fachkreisen Bedenken, dass die Anwendung von Bevacizumab vermehrt zu Blutungen oder Thrombosen führen könnte. Um diese klinisch sehr relevante Frage zu klären, initiierte die Hepatologie des UKW eine multizentrische Studie, an der bundesweit sechs deutsche Universitätskliniken und eine Universitätsklinik in Österreich teilnahmen. Die Ergebnisse unterstützen die Sicherheit der Therapie mit Atezolizumab und Bevacizumab - eine Therapie, die mit der Möglichkeit eines Langzeitüberlebens von Patientinnen und Patienten mit HCC einhergehen kann. Die Studiendaten können dazu beitragen, dass weltweit mehr Patientinnen und Patienten Zugang zu dieser Immunkombinationstherapie erhalten.

 

Najib Ben Khaled, Marie Möller, Leonie S. Jochheim, Catherine Leyh, Ursula Ehmer, Katrin Böttcher, Matthias Pinter, Lorenz Balcar, Bernhard Scheiner, Alexander Weich, Hans Benno Leicht, Valentina Zarka, Liangtao Ye, Julia Schneider, Ignazio Piseddu, Osman Öcal, Monika Rau, Freidrich Sinner, Marino Venerito, Simon Johannes Gairing, Friedrich Förster, Julia Mayerle, Enrico De Toni, Andreas Geier, Florian Reiter FP. Atezolizumab/bevacizumab or lenvatinib in hepatocellular carcinoma: Multicenter real-world study with focus on bleeding and thromboembolic events. JHEP Rep 6(6) (2024). doi:10.1016/j.jhepr.2024.101065

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Die Aufnahme von Cholesterin im Darm wird durch den LASP1-AKT-NPC1L1-Signalweg reguliert

Cholesterin spielt eine zentrale Rolle für die Stabilität und Architektur der Plasmamembranen und als Ausgangssubstrat für die Synthese von Gallensäuren und Steroidhormonen. Eine erhöhte Cholesterinaufnahme führt aber zu Hypercholesterinämie und Atherosklerose und ist an der Krebsentstehung beteiligt.

Für die Atheroskleroseforschung ist das Protein LASP1 von besonderem Interesse. Es wurde 2012 erstmals als Bestandteil der Ringstruktur von Prodosomen von Makrophagen nachgewiesen, die eine zentrale Rolle bei der Plaquebildung spielen. In der vorliegenden Arbeit wurde LASP1 als neuer Regulator für das Shuttlling des Steroltransporters NPC1L1 zur Zelloberfläche in Enterozyten zur Kontrolle der Cholesterinabsorption identifiziert.

 

Elke Butt, Thorsten Günder, Paulina Stürzebecher, Isabel Kowalski, Pia Schneider, Nils Buschmann, Sarah Schäfer, Alicia Bender, Heike M. Hermanns, Alma Zernecke. Cholesterol uptake in the intestine is regulated by the LASP1-AKT-NPC1L1 signaling pathway. Amercian Journal of Physiology Gastrointestinal and Liver Physiology, 327(1):G25-G35 (2024). doi:10.1152/ajpgi.00222.2023

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