Da gerade Hand und Fuß eine hohe funktionelle Bedeutung für die Mobilität und Selbstständigkeit haben, erleben Patientinnen und Patienten solche Einschränkungen oft als gravierend.
Übersehene Verletzungen bei Polytraumapatienten bezeichnet man als „missed injuries“, sie liegen bei schätzungsweise 5 bis 22 Prozent aller Schwerverletzten vor. Dies können Frakturen oder Luxationen sein, aber auch Gefäß- oder Nervenläsionen mit oder ohne Kompartmentsyndrom. Ursachen für das Übersehen solcher Verletzungen oder auch die verzögerte Diagnosestellung („delayed diagnoses“) sind, neben der initialen Fokussierung auf vital bedrohliche Verletzungen, auch eingeschränkte Untersuchungsmöglichkeiten bei bewusstseinsgetrübten Patienten, Zeitdruck, unzureichende Bildgebung oder erst zeitlich verzögert auftretende Symptome.
Um peripheren Extremitätenverletzungen den notwendigen Stellenwert beizumessen, sind strukturierte klinische Untersuchungen im Rahmen der Notfallversorgung erforderlich. Zudem können wiederholte Reevaluationen des Patienten, sprich ein strukturierter dritter Untersuchungsgang auf der Intensiv- und Peripherstation, hilfreich für eine rechtzeitige Diagnosestellung sein.
Wir freuen uns, dieses Thema aus wissenschaftlicher und klinischer Perspektive mit Ihnen zu beleuchten.
Univ.-Prof. Dr. Rainer Meffert | Dr. med. Mila Paul