Aktuelle Meldungen

Katastrophenschutz, Zivilschutz und Telemedizin: Gesundheitsministerin Judith Gerlach besucht Uniklinik Würzburg

„Gut auf Krisen vorbereitet“ / Regionale Netzwerke verbessern Versorgung

Beim Besuch der bayerischen Gesundheitsministerin Judith Gerlach (3.v.r.) am UKW standen die Themen Katastrophen- und Zivilschutz sowie die Teleintensivmedizin im Mittelpunkt: Foto: UKW/ Kim Sammet
Beim Besuch der bayerischen Gesundheitsministerin Judith Gerlach (3.v.r.) am UKW standen die Themen Katastrophen- und Zivilschutz sowie die Teleintensivmedizin im Mittelpunkt: Foto: UKW/ Kim Sammet
Gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr Würzburg und den Katastrophenschutzkräften wurden am UKW auch die Abläufe einer Dekontamination gezeigt. Foto: UKW / Kim Sammet
Gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr Würzburg und den Katastrophenschutzkräften wurden am UKW auch die Abläufe einer Dekontamination gezeigt. Foto: UKW / Kim Sammet
Präsentiert wurde der am UKW entwickelte mobile Teleintensivwagen.  Foto: UKW / Kim Sammet
Präsentiert wurde der am UKW entwickelte mobile Teleintensivwagen. Foto: UKW / Kim Sammet

Würzburg. Wie bereitet sich das Universitätsklinikum Würzburg auf Katastrophenfälle und die wachsenden Aufgaben des Zivilschutzes im Gesundheitswesen vor? Welche Verbesserungen bietet die Telemedizin bei der Versorgung von Intensivpatienten? Um diese Fragen ging es heute (5. August) beim Besuch von Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach am Universitätsklinikum Würzburg (UKW).

Am UKW werden die bestehenden Alarm- und Einsatzpläne regelmäßig in großangelegten Übungsszenarien trainiert. Dazu zählt auch die Zusammenarbeit mit Einsatzkräften und Rettungsdiensten der Region. Erst im vergangenen Februar gab es eine Übung mit der Bundeswehr, bei der die Versorgung von kontaminierten Patienten in der Klinik für Nuklearmedizin des UKW praxisnah simuliert wurde. Gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr Würzburg und den Katastrophenschutzkräften wurden vor Ort u.a. auch die Abläufe einer Dekontamination gezeigt.

Gesundheitsministerin Gerlach betonte bei ihrem Besuch: „Das Thema Sicherheit ist für die meisten Krankenhäuser sehr präsent. Denn: Eine gute Vorbereitung auf verschiedene Krisenszenarien ist von enormer Bedeutung.“ Die Ministerin ergänzte: „Bayern ist für viele Krisenfälle bereits gut aufgestellt. Um die Gesundheitsversorgung noch krisenfester zu machen, habe ich im Juni 2025 zum ersten Mal den Expertenrat Gesundheitssicherheit einberufen. Dessen Ziel ist es, sich regelmäßig über die aktuelle Lage, politische Entwicklungen und deren Auswirkungen auf den Gesundheitssektor sowie den Umgang mit Krisenszenarien auszutauschen.“

Wahlfach „Katastrophenmedizin“ in Würzburg

Die Universitätsmedizin Würzburg hat bereits im vergangenen Wintersemester im Medizinstudium das Wahlfach „Katastrophenmedizin“für Studierende etabliert. „In diesem sehr praxisorientierten Wahlfach lernen Studierende nicht nur, was eine Katastrophe ausmacht, sondern auch, wie sie in solchen Situationen effektiv handeln und welche Rolle sie zukünftig als Mediziner in einem solchen Szenario übernehmen. Sie üben etwa, schnell einen Überblick über viele Verletzte oder Erkrankte zu gewinnen und umgehend lebensrettende Sofortmaßnahmen einzuleiten“, erklärt Prof. Dr. Thomas Wurmb, Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie des UKW (Direktor: Prof. Dr. Patrick Meybohm). Prof. Wurmb leitet dort die Sektion Notfall- und Katastrophenmedizin, zudem ist er Mitglied im bayerischen Expertenrat Gesundheitssicherheit.

Teleintensivmedizin im Freistaat etabliert

Zweiter Schwerpunkt beim Besuch der Gesundheitsministerin war die Telemedizin bei der Versorgung von Intensivpatienten. Live präsentiert wurde der am UKW entwickelte mobile Teleintensivwagen. Der Wagen, der mit mehreren hochauflösenden Kameras, Dokumentenscannern und vielen weiteren Anwendungen ausgestattet ist, steht im jeweiligen Partnerkrankenhaus. Die Ärztinnen und Ärzte des Universitätsklinikums schalten sich per Zoom in die Visite ein und erhalten einen umfassenden Eindruck vom Zustand der Patienten, so dass sie das Partnerkrankenhaus bei der weiteren Versorgung beraten können – dies zudem unter Berücksichtigung aller datenschutzrechtlichen Anforderungen. 

Entwickelt wurde der Teleintensivwagen in der-Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie des UKW mit finanzieller Förderung des Freistaates Bayern. Nach einer Pilotphase am UKW ist dieser Wagen inzwischen an allen sechs bayerischen Unikliniken im Einsatz, die so mit den umliegenden Krankenhäusern der Region vernetzt sind. „An die Intensivmedizin des UKW sind inzwischen acht Häuser der Region telemedizinisch angebunden. Eine derartige Kooperation mit einer Uniklinik kann auch in Krisen und Katastrophen einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung einer hochwertigen intensivmedizinischen Versorgung darstellen“, so Klinikdirektor Prof. Dr. Patrick Meybohm.

Koordination von regionalen Versorgungsnetzwerken

„Die Koordination und die Entwicklung von regionalen Netzwerken ist eine wesentliche Aufgabe der Universitätsmedizin. Das wird an diesem Projekt des UKW besonders praxisnah deutlich. Gleichzeitig leistet die Universitätsmedizin einen wesentlichen Beitrag zur Versorgung in Krisensituationen. Über den heutigen Besuch der Staatsministerin haben wir uns sehr gefreut, würdigt er doch in besonderer Weise den Umgang des UKW mit seiner Verantwortung für die medizinische Versorgung in der Region“, betont Prof. Dr. Ralf Ingo-Ernestus, stellvertretender Ärztlicher Direktor des UKW.

Beim Besuch der bayerischen Gesundheitsministerin Judith Gerlach (3.v.r.) am UKW standen die Themen Katastrophen- und Zivilschutz sowie die Teleintensivmedizin im Mittelpunkt: Foto: UKW/ Kim Sammet
Beim Besuch der bayerischen Gesundheitsministerin Judith Gerlach (3.v.r.) am UKW standen die Themen Katastrophen- und Zivilschutz sowie die Teleintensivmedizin im Mittelpunkt: Foto: UKW/ Kim Sammet
Gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr Würzburg und den Katastrophenschutzkräften wurden am UKW auch die Abläufe einer Dekontamination gezeigt. Foto: UKW / Kim Sammet
Gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr Würzburg und den Katastrophenschutzkräften wurden am UKW auch die Abläufe einer Dekontamination gezeigt. Foto: UKW / Kim Sammet
Präsentiert wurde der am UKW entwickelte mobile Teleintensivwagen.  Foto: UKW / Kim Sammet
Präsentiert wurde der am UKW entwickelte mobile Teleintensivwagen. Foto: UKW / Kim Sammet

Aua! Die Wissenschaft vom Schmerz

Schmerzen sind ein wichtiges Warnsignal des Körpers – dennoch sind sie lästig und nicht einfach zu bekämpfen.

Ein Beitrag des WDR der Sendung Quarks vom 12. Juni stellt die innovative Welt der Virtuellen Schmerztherapie vor. Berichtet wird, wie moderne Technologien und virtuelle Realitäten dazu beitragen, Schmerzen effektiver zu behandeln und die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten nachhaltig zu verbessern.

Auch die Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie mit ihrem Zentrum für interdisziplinäre Schmerzmedizin der Universitätsklink Würzburg verwenden eine dieser zukunftsweisenden Behandlungsmethoden. Mit dieser werden mittels Virtual Reality (VR) Schmerzpatientinnen und Schmerzpatienten bereits therapiert.

Diese neuen Therapiekonzepte verbinden Medizin und digitale Innovationen auf spannende Art und Weise.
Hier gelangen Sie zum Fernsehbeitrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Erfolgreiches Studientreffen der VITDALIZE-Studie am Universitätsklinikum Würzburg
Engagiert, vernetzt, zielorientiert: Das VITDALIZE-Team in Würzburg, Foto: UKW

Die VITDALIZE-Studie untersucht den Einfluss von Vitamin D auf die Behandlungsergebnisse kritisch kranker Patientinnen und Patienten. Die Studie läuft in Österreich, Großbritannien, Belgien und unter der Leitung vom UKW auch an zehn Zentren in Deutschland.

Ziel des Studientreffens war es, den persönlichen Austausch zwischen den teilnehmenden Zentren zu fördern, über neue regulatorische Anforderungen der Clinical Trials Regulation (CTR) zu informieren und gemeinsam bereits erreichte Meilensteine zu würdigen.

Im Rahmen des Treffens wurden zudem aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu Vitamin D vorgestellt, darunter vielversprechende Hinweise auf dessen potenziell breiten Nutzen. Die Teilnehmenden diskutierten engagiert. 

Das Universitätsklinikum Würzburg freut sich, mit seiner wissenschaftlichen und klinischen Expertise zur Verbesserung der Versorgung kritisch Kranker beizutragen.

Die VITDALIZE-Studie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF-DLR) gefördert (01KG1815).

Engagiert, vernetzt, zielorientiert: Das VITDALIZE-Team in Würzburg, Foto: UKW

NATA Kongress 2025 in München: Wissensaustausch und Vernetzung im Fokus

Der diesjährige Kongress der NATA (Network for the Advancement of Patient Blood Management, Haemostasis and Thrombosis) fand vom 24. bis 26. April im Science Congress Center München (SCCM) statt.

Teilnehmergruppe des UKW auf dem NATA Kongress 2025 in München, Foto: UKW

Auch ein Team der Universitätsklinik Würzburg (UKW) war wieder erfolgreich vertreten. Nach dem Gewinn des Vortragspreises im vergangenen Jahr wurde Dr. med. Florian Rumpf erneut als Redner in einer international besetzten Sitzung zum Thema Anämie bei Schwangeren eingeladen. Aaron Faske und Dr. med. Philipp Helmer erhielten beide für ihre herausragenden Forschungsleistungen den renommierten Travel Grant.
Prof Dr. med. Patrick Meybohm wurde als Mitglied des NATA-Vorstands bestätigt und zugleich neu zum Chair of the Scientific Committee gewählt.

Zusammengefasst bot der diesjährige internationale NATA-Kongress erneut eine einzigartige Plattform für einen interdisziplinären und internationalen Austausch mit Best-Practice-Diskussionen im Bereich des Anämie- und Blutungsmanagements.

NATA ist ein weltweiter Verband, der sich als Forum für all diejenigen im Gesundheitswesen sieht, die sich kontinuierlich um Verbesserungen in der Behandlung von Anämie, Eisenmangel, kritischen Blutungen und Thrombosen bemühen.

Teilnehmergruppe des UKW auf dem NATA Kongress 2025 in München, Foto: UKW

Würzburger Anästhesistin als "Senkrechtstarterin des Jahres" ausgezeichnet: Wer ist Dr. med. Nora Schorscher?

Sie steht an der Uniklinik Würzburg im OP, fährt Schicht als Notärztin, war für Ärzte ohne Grenzen im Südsudan, treibt die Telemedizin voran: Wie macht die 37-Jährige das?

Seit 2017 arbeitet Nora Schorscher in der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie, Foto: S. Krummer

Ein Portrait von Dr. med. Nora Schorscher in der Main Post vom 23.03.2025.

Seit 2017 arbeitet Nora Schorscher in der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie, Foto: S. Krummer

PD Dr. med. Aileen Hill und Prof. Dr. med. Christian Stoppe übernehmen die Leitung der DIVI-Sektion Metabolismus und Ernährung

Privatdozentin Dr. med. Aileen Hill, Fachärztin für Anästhesiologie am Universitätsklinikum RWTH Aachen, ist neue Sprecherin der DIVI-Sektion Metabolismus und Ernährung. Die Leitung teilt sie sich mit dem ebenfalls neuen Stellvertreter Professor Dr. med. Christian Stoppe, Facharzt für Anästhesiologie und Leiter internationaler klinischer Studien am Uniklinikum Würzburg.

Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin

Die beiden haben sich bereits in anderen Projekten kennengelernt und schätzen die Zusammenarbeit, weshalb sie sich als ein hervorragend harmonierendes Team sehen. Während Christian Stoppe über einen fundierten biochemischen Hintergrund verfügt und besonders an innovativen, internationalen sowie multizentrischen Studien interessiert ist, liegen Aileen Hill die klinischen Studien sowie die Themen Implementierung, Ausbildung und Förderung des Nachwuchses besonders am Herzen.

Den ganzen Artikel können Sie hier nachlesen.

Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin

Würzburger Anästhesistin ist „Senkrechtstarterin des Jahres“

THIEME MANAGEMENT AWARD 2024 FÜR NORA SCHORSCHER, LEITERIN DES PROJEKTS „TELE-INTENSIVMEDIZIN IN BAYERN“

Dr. Nora Schorscher von der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) wurde am 20. Februar im Wasserwerk in Berlin mit dem Thieme Management Award 2024" ausgezeichnet. Neben Dr. Susanne Ozegowski, die als „Managerin des Jahres“ geehrt wurde, setzte sich Nora Schorscher als „Senkrechtstarterin“ durch. Die Anästhesistin hat mit der Entwicklung eines mobilen Teleintensivwagens den Aufbau telemedizinischer Netzwerkstrukturen in Bayern vorangetrieben. Der Wagen vernetzt Fachärztinnen und Fachärzte der Universitätskliniken mit medizinischem Personal in Partnerkrankenhäusern und hilft, die Zusammenarbeit zwischen den Kliniken auszubauen, Spezialwissen schneller abzurufen und die Patientenversorgung auch im ländlichen Raum zu verbessern.

Susanne Ozegowski links und Nora Schorscher rechts halten die gläsernen Preise in den Händen und lächeln in die Kamera.
Thieme Management Award 2024: Managerin des Jahres wurde Dr. Susanne Ozegowski (links), Leiterin der Abteilung „Digitalisierung und Innovation“ im Bundesgesundheitsministerium. Dr. Nora Schorscher, Leiterin des Pilotprojekts „Tele-Intensivmedizin in Bayern“, erhielt den Newcomer Award „Senkrechtstarterin des Jahres“. © Leo Seidel/cdgw
Nora Schorscher hält den gläsernen Preis in den Händen, im Hintergrund die Atmosphäre des Wasserwerks in Berlin
Die Anästhesistin Dr. Nora Schorscher leitet am Uniklinikum Würzburg seit 2021 das Pilotprojekt „Tele-Intensivmedizin in Bayern“. Am 20. Februar 2025 kürte sie die Thieme Gruppe im Wasserwerk in Berlin zur Senkrechtstarterin 2024. © Leo Seidel/cdgw

Würzburg. Laut Wikipedia sind Senkrechtstarter Flugzeuge, Drohnen oder Raketen, die keine Startbahn, also keinen Anlauf benötigen, um abzuheben. Die Thieme Gruppe würdigt im Rahmen ihres Management Awards junge Führungskräfte, die eine außergewöhnliche Karriere vorweisen, als „Senkrechtstarter*in“. In diesem Jahr darf sich Dr. Nora Schorscher, Anästhesistin am Uniklinikum Würzburg (UKW), über die Auszeichnung freuen. In der Tat hat die 37-Jährige als Leiterin des Pilotprojekts „Tele-Intensivmedizin in Bayern“ einen echten Senkrechtstart hingelegt. Anders ausgedrückt: Sie hat nach jahrelangem Leerlauf der Tele-Intensivmedizin einen Raketenstart verpasst.

Barrieren abbauen und Expertise aus Maximalversorgung flächenweit zur Verfügung stellen 

Das Bayerische Wissenschaftsministerium hatte bereits im Jahr 2015 den sechs bayerischen Universitätskliniken Fördergelder für ein teleintensivmedizinisches Pilotprojekt bewilligt, um die Sterblichkeit und Aufenthaltsdauer von Patientinnen und Patienten auf Intensivstationen und die Behandlungskosten zu reduzieren. Ziel war die Schaffung teleintensivmedizinischer Netzwerkstrukturen, sodass periphere Krankenhäuser von der intensivmedizinischen Expertise der Kolleginnen und Kollegen in den Universitätskliniken profitieren und in virtuellen Visiten gemeinsam über die weitere Behandlung entschieden werden kann. Doch keines der damals vorhandenen Telemedizin-Systeme erfüllte die Anforderungen, weshalb das Projekt nicht realisierbar schien. Bis Prof. Dr. Patrick Meybohm, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie des UKW, im Jahr 2021 Nora Schorscher ins Boot holte. 

Mobiler Teleintensivwagen mit zahlreichen Features für Partnerkrankenhäuser 

Die gebürtige Fränkin, die erst vier Jahre zuvor ans UKW gekommen war, fühlte sich überrumpelt, bezweifelte, dass sie die Richtige für das Projekt sei. Doch mit ihrem Mut, ihrer Tatkraft und Empathie war sie letztendlich goldrichtig. Innerhalb eines Jahres hatte sie mit ihrem Team aus Fachleuten aus der Intensivmedizin und dem Servicezentrum Medizin-Informatik (SMI) den Prototyp eines mobilen Wagens für die intensivmedizinische Tele-Visite konzipiert. Namentlich erwähnen möchte Nora Schorscher hier vor allem ihre Kollegen Maximilian Göpfert, Daniel Röder, Jürgen Brugger, Axel Steinke sowie Patrick Meybohm und Helmut Greger als Leiter des SMI.

Und so funktioniert er: Der mobile Teleintensivwagen, ausgestattet mit mehreren hochauflösenden Kameras, Dokumentenscannern und vielen weiteren Features, steht im jeweiligen Partnerkrankenhaus. Die Ärztinnen und Ärzte des Universitätsklinikums schalten sich per Zoom in die Visite ein und erhalten einen umfassenden Eindruck vom Zustand der Patientin oder des Patienten, so dass sie mit ihrem Spezialwissen das Partnerkrankenhaus bei der weiteren Versorgung beraten können. Mit einer Augmented-Reality-Brille können die zugeschalteten Klinikerinnen und Kliniker die Patientinnen und Patienten mit den Augen der anwesenden Kolleginnen und Kollegen im lokalen Krankenhaus sehen, sogar die Kamera auf dem Wagen steuern und mit 30-fachem Zoom in bestimmte Bereiche fahren. Gleichzeitig werden die hohen Anforderungen des deutschen Datenschutzes erfüllt, da die Daten im Partnerkrankenhaus verbleiben.

Nora Schorscher hatte zwischen ihrer täglichen Arbeit im OP, auf der Intensivstation, im Notarztwagen und im Intensivtransportwagen – eben der Vielfalt, die sie in der Anästhesie so liebt – einige Herausforderungen zu meistern, bis der mobile Wagen alle Anforderungen und Voraussetzungen für einen reibungslosen Einsatz erfüllte. „Zunächst galt es, die Frage zu beantworten: Was brauchen wir Ärztinnen und Ärzte aus den Unikliniken, um die Patientinnen und Patienten, die im Partnerkrankenhaus liegen, medizinisch zu beurteilen? Wie können wir das technisch umsetzen, auch im Hinblick auf Datenschutz und medizinische Sicherheit? Und dann galt es Barrieren zu überwinden und die Kolleginnen und Kollegen in den umliegenden Krankenhäusern zu überzeugen“, erzählt Nora Schorscher.

Von der internationalen Diplomatie zurück zum Patienten 

Hier kommt der Medizinerin ihr diplomatisches Geschick zugute. Bevor sie 2017 ans Uniklinikum kam, studierte Nora Schorscher zwei Jahre lang an der Diplomatischen Akademie in Wien. „Ich wollte zwischenzeitlich zur Weltgesundheitsorganisation WHO oder in die Gesundheitspolitik gehen. Aber die Arbeit am Patienten und vor allem die Abwechslung in der Anästhesie mit den entsprechenden Adrenalinschüben fehlten mir zu sehr.“ Ärztin zu werden war ihr Traum, seit sie mit zwölf Jahren ein Buch über das Ebola-Virus gelesen hatte. Ihr Medizinstudium absolvierte sie am Imperial College in London, wo sie auch ihre Facharztausbildung begann und einen Bachelor in Health Management ablegte. Schon ihr Abitur am United World College (UWC) in Norwegen war international und auf interkulturellen Austausch ausgelegt. „An unserer Schule gab es 89 Nationalitäten – vom Straßenkind aus Thailand bis zur Prinzessin aus Uganda. Ausgewählt wurde nicht nach finanziellem Hintergrund, sondern nach Potenzial und Engagement“, so Schorscher. An sozialem Engagement mangelte es der jungen Frau aus dem 120-Seelen-Ort in den Haßbergen nicht. Als Jugendliche arbeitete sie ehrenamtlich beim Roten Kreuz, war Schulsanitäterin, gründete eine Nachhilfegruppe und baute ein Seelsorge-System für Mobbing-Opfer auf. Im vergangenen Jahr war sie sechs Wochen für „Ärzte ohne Grenzen“ im Südsudan. 

Verbesserung der Patientenversorgung und Kommunikation zwischen Kliniken

Mit ihrer sympathischen Professionalität - oder wie Nora Schorscher sagt: mit höflicher, freundlichen Bestimmtheit - konnte sie nicht nur alle bayerischen Unikliniken vom Projekt überzeugen, sondern auch zahlreiche periphere Krankenhäuser ans Netzwerk anbinden, trotz anfänglicher Skepsis. Inzwischen hat jede bayerische Uniklinik drei bis fünf Partnerkrankenhäuser mit einem weiterentwickelten, patentierten Teleintensivwagen ausgestattet, das UKW sogar zehn. Ganz nebenbei hat Nora Schorscher nicht nur einzelnen Patientinnen und Patienten geholfen, sondern auch zur Verbesserung des Gesundheitssystem beigetragen. Es gibt inzwischen bereits einige Anfragen aus anderen Bundesländern. 

„Die Praxis hat gezeigt, dass wir mit dem telemedizinischen Vier-Augen-Prinzip und dem zusätzlichen Blickwinkel von Expertinnen und Experten aus der Uniklinik, zahlreiche unnötige Verlegungen von Intensivpatientinnen und -patienten verhindern konnten“, sagt Nora Schorscher. Das mache das Projekt so brillant: „Mit wenig Aufwand und kollegialer Zusammenarbeit die Patientenversorgung verbessern! Barrieren wurden abgebaut, sowohl in der Anwendung als auch bei Finanzierungsfragen. Aufgrund der steigenden Nachfrage wurde die Produktion des Teleintensivwagens inzwischen ausgelagert. Ungeklärt sind derzeit noch die Abrechnungskosten für die Visite. Nora Schorscher bleibt am Ball. Das Motto der Senkrechtstarterin: „Es geht immer irgendwo eine Tür auf!“


Über den Thieme Management Award
Bereits seit 2004 wird die Auszeichnung zum „Manager*in des Jahres“ vergeben. Thieme – ein Verbund aus Wissenschaftsverlagen, Medien- und Dienstleistungsunternehmen –würdigt damit Persönlichkeiten, die auf ihrem Gebiet Ungewöhnliches leisten und sich durch besonderes Wirken auszeichnen. Für junge Führungskräfte, die eine außergewöhnliche Karriere vorweisen können, wird seit 2017 der Preis „Senkrechtstarter*in“ vergeben. Beide Kategorien sind unter dem Namen „Thieme Management Award“ zusammengefasst. Die achtköpfige Jury setzt sich aus den Herausgebern der Thieme Fachzeitschrift „kma“, Vertretern der Thieme Gruppe und einem Vertreter des „cdgw – Club der Gesundheitswirtschaft“ zusammen. Unter www.kma-online.de/lp/awards/ werden die Jury-Mitglieder im Einzelnen vorgestellt. Interessierte finden hier in Kürze außerdem Berichte und Bilder zur Gala. Die Porträts der Preisträger*innen werden in der kommenden Ausgabe der „kma“ (1/2025) veröffentlicht, die am 20. Februar 2025 erscheint.

Link zur Pressemeldung von Thieme, und Link zum ausführlichen Porträt der Preisträgerin Nora Schorscher.

Text: KL / Wissenschaftskommunikation
 

Susanne Ozegowski links und Nora Schorscher rechts halten die gläsernen Preise in den Händen und lächeln in die Kamera.
Thieme Management Award 2024: Managerin des Jahres wurde Dr. Susanne Ozegowski (links), Leiterin der Abteilung „Digitalisierung und Innovation“ im Bundesgesundheitsministerium. Dr. Nora Schorscher, Leiterin des Pilotprojekts „Tele-Intensivmedizin in Bayern“, erhielt den Newcomer Award „Senkrechtstarterin des Jahres“. © Leo Seidel/cdgw
Nora Schorscher hält den gläsernen Preis in den Händen, im Hintergrund die Atmosphäre des Wasserwerks in Berlin
Die Anästhesistin Dr. Nora Schorscher leitet am Uniklinikum Würzburg seit 2021 das Pilotprojekt „Tele-Intensivmedizin in Bayern“. Am 20. Februar 2025 kürte sie die Thieme Gruppe im Wasserwerk in Berlin zur Senkrechtstarterin 2024. © Leo Seidel/cdgw

Kontakt, Öffnungszeiten, Sprechzeiten

Telefon

Direktor
Prof. Dr. med. Patrick Meybohm
+49 931 201-30001


Anschrift

Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie| Zentrum Operative Medizin (ZOM) | Oberdürrbacher Straße 6 | Haus A2 | 97080 Würzburg | Deutschland