Klinische Studien / Bild: S-Krummer

Klinische Studien

Klinische Studien dienen dem Erkenntnisgewinn und der stetigen Verbesserung der medizinischen Behandlung von Erkrankungen. In unserer Klinik betrifft dies die Erprobung von neuen Wirkstoffen und Verfahren im Kontext der Anästhesiologie und Intensivmedizin. Hier stehen Fragestellungen zum Genesungsprozess rund um eine Operation oder auf der Intensivstation unter den unterschiedlichsten Ausgangskriterien im Fokus.

Ziele klinischer Studien

Unsere klinischen Studien verfolgen eine Reihe von Zielen: Sie bilden die Basis für Zulassungsprozesse von neuen Arzneimitteln, bewerten diagnostische Verfahren und erproben medizinische Geräte. Aus den gewonnenen Daten und Ergebnisse generieren wir verlässliche Aussagen zur Durchführbarkeit, Effektivität, zum Nutzen und zur Sicherheit.

Multizentrisch und international

Die klinischen Studien, Metaanalysen oder auch systematischen Übersichtsarbeiten werden von uns geplant, durchgeführt und koordiniert. Dabei kooperieren wir mit anderen – internationalen und auch fachübergreifenden – Zentren.

Randomisierte kontrollierte Studien (RCT)

Pharmakologische Studien

In den pharmakologischen Studien testen wir die Effektivität neuer Wirkstoffe (WS) und loten deren optimale Dosierung aus. Dabei dokumentieren wir auch mögliche Nebenwirkungen. Bei der Durchführung der jeweiligen Forschungsschritte – Phase 1 bis Phase 4 – halten wir streng die Qualitäts- und Sicherheitsstandards ein und richten uns in vollem Umfang nach den rechtlichen sowie ethischen Vorgaben. Die Teilnahme an einer Studie ist für geeignete Patientinnen und Patienten stets freiwillig.

Apeptico – WS ARDS

Um die Therapie eines akuten Lungenversagens (ARDS) zu verbessern, wird die Wirksamkeit und Sicherheit verschiedener Dosierungen des neuen Medikaments Solnatide im Rahmen einer internationalen Phase-2-Studie überprüft. Das über den Beatmungsschlauch inhalierte Peptid aktiviert unter anderem die Natriumionenkanäle und soll damit bei schwerstkranken Beatmeten den Flüssigkeitsaustritt in die Lunge reduzieren. In Österreich wurde der Wirkstoff für diese Indikation bereits zugelassen.

Förderung: APEPTICO Forschung und Entwicklung GmbH

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EPOS – WS Sepsis

In Zusammenarbeit mit der Universitätsmedizin Berlin Charité und weiteren führenden Unikliniken in Deutschland wird aktuell eine Studie entwickelt, die in einer kontrollierten Phase-1-Studie untersucht, ob das Chemotherapeutikum Epirubicin auch den Krankheitsverlauf von schwersterkrankten Patientinnen und Patienten mit einer Sepsis, umgangssprachlichen Blutvergiftung, günstig beeinflussen kann. Ziel dieser Studie ist es, einen innovativen Behandlungsansatz für dieses Krankheitsbild zu finden, an dem bis heute immer noch ein Drittel der Erkrankten sterben.

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LIBERAL – Bluttransfusionen

Als führendes Zentrum der aktuell weltweit größten klinischen Studie zum Einsatz von Bluttransfusionen – den Erythrozytenkonzentraten – untersucht diese Studie, wann bei älteren Patientinnen und Patienten über 70 Jahren im Zuge eines operativen Eingriffs Fremdblut zugeführt werden sollte. Das Ziel dieser Studie ist es, die Versorgung der immer größer werdenden Patientengruppe der Älteren adäquat steuern zu können. Konkret wird die Frage adressiert, ob es besser in Hinblick auf bestimmte klinische Endpunkte ist, bei einem Hämoglobin-Wert bereits von 7,5 g/dl oder erst bei 9 g/dl zu transfundieren. Auf diese Weise könnten die Erkenntnisse dieser Studie dazu beitragen, die wertvolle Ressource „Spenderblut“ zu schonen.

Es handelt sich bei der Liberal-Studie um eine prospektive, randomisierte, multizentrische und kontrollierte Studie.

Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

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VITDALIZE – Indikation Vitamin D

Ein Vitamin-D-Mangel ist ein häufiges Problem schwerstkranker Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation. Im Rahmen einer internationalen Studie wird untersucht, ob eine hochdosierte Gabe von Vitamin D bei schwerem Vitamin-D Mangel den Krankheitsverlauf verbessern und damit die Intensivtherapie optimieren kann.

Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF))

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Nicht pharmakologische Studien

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Techniken führen zur kontinuierlichen Veränderung etablierter Verfahren (V), Medizinprodukte oder einer weiter entwickelten Methodik. Deren Potenzial und Grenzen festzulegen ist Ziel unserer anwendungsbezogenen klinischen Studien. Außerdem führen wir Übersichtsarbeiten zur Datenlage bei bestimmten Fragestellungen durch – aktuell etwa bei Covid-19, um therapeutische Leitlinien mitzuentwickeln oder zur Verbesserung bestehender Leitlinien beizutragen.

Covalent – V Intubation

Die Atemwegssicherung durch Intubation im Rahmen einer Vollnarkose zählt zu den Kernaufgaben der Anästhesie, um eine Beatmung unserer Patientinnen und Patienten während der Operation oder auf einer Intensivstation zu ermöglichen. Dabei gibt es verschiedene Methoden, um den Beatmungsschlauch – den Tubus – in der Luftröhre zu platzieren. Ziel dieser deutschlandweiten Studie ist es, das bisher etablierte Standardinstrument zur korrekten Positionierung des Tubus mit neuen, videoassistierten Instrumenten zu vergleichen, um die zukünftige Patientenversorgung an belastbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen auszurichten.

Förderung: Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI)

KIPeriOP – Übersicht Risikofaktoren

Das interdisziplinäre und multizentrische Forschungsprojekt dient der Entwicklung und Anwendung einer Leitlinien-basierten künstlichen Intelligenz (KI), die Entscheidungshilfen rund um eine Operation gibt. Basierend auf der Sammlung von Patientendaten, die in dieses Clinical Decision Support (CDS)-System einfließen, sollen per Algorithmus mögliche Risikofaktoren ermittelt, bewertet und drohende Komplikationen verlässlicher als durch etablierte Risiko-Scores vorhergesagt werden.

So ließe sich das Risikomanagement präzisieren und auch die Dokumentations- sowie Versorgungsqualität verbessern.

Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

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Monitor – V Fitnesstracker

Fitness- oder Healthtracker – sogenannte Wearables – werden in der Allgemeinbevölkerung zur Überwachung verschiedener Herzkreislauffunktionen immer beliebter. Da bisher nicht ausreichend geklärt ist, inwieweit diese Messungen klinischen Standards entsprechen, sollen in dieser klinischen Studie Vergleichsdaten erhoben werden. In Kooperation mit dem EU-Projekt PharmaLedger werden zudem Strategien überprüft, um möglicherweise derartige Sensoren nicht nur im Freizeitbereich, sondern auch im Klinikbetrieb einzusetzen.

Förderung: European Union – Horizon2020 Projekt, PharmaLedger

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PICCOLINO – V Diagnostik Anämie

Das Akronym PICCOLINO steht für Point-of-care transcutaneous longitudinal non-invasive detection of iron deficiency in obstetrics und ist eine neue Diagnosemethode für Blutarmut. Die bislang per Blutabnahme bestimmten Laborwerte von Hämoglobin und anderen Parametern sollen durch das nicht-invasive Nachweisverfahren von Zinkprotoporphyrin (ZnPP) ergänzt werden. Diese Verbindung entsteht, wenn bei Eisenmangel Zink ersatzweise in den roten Blutfarbstoff eingebaut wird. ZnPP kann über die Mundschleimhaut per Fluoreszenz quantifiziert werden. In einer abgeschlossenen Studie, in der Schwangere explizit ausgeschlossen waren, konnte eine hohe Verlässlichkeit dieses Messwertes gezeigt werden.

Die PICCOLINO-Studie untersucht nun, ob diese Ergebnisse auch auf die spezielle Patientengruppe der Schwangeren zutreffen. So könnte künftig eine Eisenmangel-Anämie frühzeitig, schneller und mit verbessertem Patientenkomfort festgestellt und durch eine Eisengabe die Blutarmut noch vor der Geburt therapiert werden. Somit ließe sich die Gefahr einer Anämie im Zuge der Geburt weiter reduzieren.

Tele-PeriOP – Telemedizinische Aufklärung

Tele-PeriOP ist ein vom Bundesministerium für Gesundheit gefördertes Forschungsvorhaben mit dem Ziel, die Qualität der präoperativen Versorgung von Patientinnen und Patienten durch den gezielten Einsatz moderner Technologien zu optimieren. Durch die Implementierung von Telemedizin für digitale Anamnese- und Aufklärungsgespräche vor Operationen werden unnötige Vor-Ort Termine vermieden sowie Reise- und Wartezeiten für Patientinnen und Patienten reduziert. Ein Clinical Decision Support Tool unterstützt bei der Risikoeinschätzung und trägt zur Reduktion von Zusatzuntersuchungen bei.

Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für Digitale Medizin MEVIS und unserer Klinik durchgeführt.  

Weitere Informationen zum Projekt werden in Kürze an dieser Stelle veröffentlicht.

Teilnahme an klinischen Studien

Falls Sie als Patientin oder als Patient die Kriterien für eine Teilnahme an einer klinischen Studie erfüllen, kommen wir im Rahmen des Klinikalltags in der Regel auf Sie oder Ihre Angehörigen zu. Falls Sie als Doktorandin oder Doktorand Interesse an einem Promotionsthema im Rahmen der klinischen Studien haben, sprechen Sie uns unverbindlich an. Detailliertere Angaben dazu finden Sie unter Promotion.

Phase 1

In Phase 1 wird geprüft, ob der Wirkstoff im menschlichen Organismus die erhoffte Wirkung erzielt und wie dessen Verträglichkeit ist. Dieser Proof of principle wird in der Regel an einer kleinen Gruppe männlicher Probanden durchgeführt.

Phase 2

Phase 2 setzt nach dem Nachweis von Wirksamkeit und Verträglichkeit an. Ziel ist die Präzisierung von Dosierung und Anwendungsbereichen sowie die Erfassung von eventuellen Nebenwirkungen.

Phase 3

Phase 3 wird bereits unter nahezu klinischen Alltagsbedingungen durchgeführt, ist jedoch noch einem kleinen Personenkreis vorbehalten. Der Vergleich mit der gängigen Standardtherapie oder einer Placebo-Gruppe bestätigt die Wirksamkeit und ebnet den Weg zur Zulassung. Durch die engmaschige intensive Betreuung ist das Risiko relativ gering.

Phase 4

In Phase 4 – nach der offiziellen Zulassung des Medikaments – soll der in größeren Kohorten bereits bewährte Wirkstoff oder das erfolgreiche Verfahren bei möglichst vielen erkrankten Personen in breiter Anwendung getestet werden. Dabei wird ein Nutzen-Risiko-Profil auch für spezielle Patientengruppen und in Wechselwirkungen mit weiteren Medikamenten erstellt. Zusätzlich werden die Anwendungs- und Dosierungsempfehlungen justiert.

Team der Arbeitsgruppe Klinische Studien 

Leiter der Forschungsgruppe

Univ.-Prof. Dr. med. Patrick Meybohm
Univ.-Prof. Dr. med. Peter Kranke
Prof. Dr. med. Christian Stoppe 

Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Dr. med. Pamela Bendz
Dr. med. Sabine Friedrich
Dr. med. Tobias Haas
Dr. med. Antonia Helm
Dr. med. Philipp Helmer
Dr. med. Sebastian Hottenrott
Eva-Maria Kranke
Marianne Neuf
Anke Reppchen
Dr. med. Florian Rumpf
Dr. rer. nat. Dr. med. Benedikt Schmid
Dr. med. Magdalena Sitter

Doktorandinnen und Doktoranden

Elena Bauer
Dinh Duc Tri
Dominik Eckert
Corinna Fröhlich
Sophia Fürst
Jessica Glück
Maren Götz
Philipp Keßler
Andreas Meixner
Paul Pistner
Philipp Rodemers
Anna Rückbeil
Sophia Schmee
Wera Seydel
Andreas Steinisch
Agnes Stockinger
Katrin Wienböker

Ansprechpersonen

Portraitfoto: Univ-Prof. Dr. med. Peter Kranke

Univ.-Prof. Dr. med.
Peter Kranke

Ärztliche Leitung

+49 931 201-30050

Portraitfoto von Prof. Dr. med. Patrick Meybohm

Univ.-Prof. Dr. med.
Patrick Meybohm

Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie


Eva-Maria Kranke

Studienassistentin

+49 931 201-30024

Kontakt, Öffnungszeiten, Sprechzeiten

Telefon

Direktor
Prof. Dr. med. Patrick Meybohm
+49 931 201-30001


Anschrift

Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie| Zentrum Operative Medizin (ZOM) | Oberdürrbacher Straße 6 | Haus A2 | 97080 Würzburg | Deutschland

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