Patient Blood Management

Patient Blood Management

Um bereits bestehende Konzepte des Patient Blood Management (PBM) zu verbessern und weitere wissenschaftliche Erkenntnisse zu sichern, führen wir mehrere wissenschaftliche Studien zum Umgang mit Blutarmut durch. Damit sollen sowohl die Diagnostik vereinfacht als auch der Volumenersatz unter besonderen Fragestellungen geklärt werden.

Hintergrund

Um die Patientensicherheit zu erhöhen, den Einsatz von Fremdblut zu reduzieren und alle Patientinnen und Patienten perioperativ optimal zu versorgen, setzen wir an unserem Klinikum in der Behandlung das Patient Blood Management (PBM) mit einer eigenen Anämie-Ambulanz konsequent um. Das Konzept basiert dabei im Wesentlichen auf drei Säulen:

  • Frühe Diagnose und Behandlung einer bestehenden Blutarmut vor der Operation,
  • Maßnahmen während der Operation, um den Blutverlust gering zu halten, 
  • ein generell wohlüberlegter Einsatz der knappen Ressource „Blut“. 

 

Prämiertes PBM-Netzwerk

Das deutsche PBM-Netzwerk ist ein Zusammenschluss aus interessierten Kliniken in Deutschland, die das PBM umsetzen und sich auch für die wissenschaftliche Weiterentwicklung neuer Erkenntnisse einsetzen. Zunächst an den Universitätskliniken Frankfurt, Bonn, Kiel und Münster eingeführt, schließen sich seit 2013 immer mehr interessierte – auch nicht universitäre – Kliniken und Zentren Deutschlands an. Aus den zur Verfügung gestellten Daten dieses Netzwerks können im Rahmen groß angelegter Datenauswertungen Hypothesen für klinische Studien gefunden und mithilfe des Datensatzes überprüft werden.

Darauf basierend entwickelt sich eine strukturierte, deutschlandweite wissenschaftliche Kollaboration, mithilfe der wir eine der weltweit größten PBM-Netzwerke federführend mitbetreuen dürfen. Die Möglichkeiten des Netzwerks wurden 2014 mit dem Lohfert-Preis, 2016 mit dem Preis zur Patientensicherheit des Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. sowie 2018 mit dem internationalen MSD Health Prize honoriert. 

Aktuelle Forschungsprojekte

Dieser Position als einer der führenden Kliniken Deutschlands für dieses Konzept und unserer Stellung als universitäres Zentrum fühlen wir uns in unserer Forschungsarbeit verpflichtet.

PICCOLINO-Studie

Das Akronym PICCOLINO steht für “Point-of-care transcutaneous longitudinal non-invasive detection of iron deficiency in obstetrics” und damit für eine neue Methode Blutarmut zu diagnostizieren. Das neue Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass keine Blutabnahme erforderlich ist, sondern Zinkprotoporphyrin durch die Haut erfasst und quantifiziert wird. Zinkprotophyrin wird gebildet, wenn bei Eisenmangel Zink anstelle Eisen in den roten Blutfarbstoff eingebaut wird.

In einer vorausgegangenen Studie konnte gezeigt werden, dass der neue Laborparameter sowie die neue Messmethode zu verlässlichen Aussagen führen. In der PICCOLINO-Studie soll nun untersucht werden, ob die Ergebnisse auch bei der speziellen Patientengruppe der Schwangeren, die vorher explizit von einer Studienteilnahme ausgeschlossen waren, zutreffen.

Durch eine frühzeitige, schnellere und leicht umsetzbare Diagnostik einer Eisenmangelanämie könnte bereits zeitig vor der Geburt therapiert werden, so dass die potenzielle Gefahr einer starken Blutarmut im Zuge der Geburt aufgefangen wird.

iCheck Anemia

Ein wichtiger Ansatzpunkt zur Reduzierung von Blutverlusten während des Krankenhausaufenthalts unserer Patientinnen und Patienten sind möglichst wenige Blutentnahmen. Vor diesem Hintergrund testen wir aktuell ein modernes Messgerät, dass die Anzahl an roten Blutkörperchen – den Hämoglobinwert – mithilfe einer LED durch die Haut messen kann, ohne dass eine Blutprobe dafür entnommen werden muss.

Liberal-Studie

Als leitendes Zentrum der aktuell weltweit größten klinischen Studie zum Einsatz von Blutkonserven – den sogenannten Erythrozytenkonzentraten – untersucht diese Studie, wann bei Patientinnen und Patienten über 70 Jahre im Zuge eines operativen Eingriffs Fremdblut zugeführt werden sollte. Konkret wird der Frage nachgegangen, ob es in Hinblick auf bestimmte klinische Endpunkte besser ist, erst bei einem Hämoglobin-Wert von 7,5 g/dl oder bereits bei 9 g/dl zu transfundieren.
Die Erkenntnisse dieser Studie sollen dazu beitragen, einerseits die Versorgung der immer größer werdenden Patientengruppe der Seniorinnen und Senioren adäquat steuern zu können und gleichzeitig die wertvolle Ressource „Spenderblut“ zu schonen, ohne dass das Patientenwohl darunter leidet.

Bei der Liberal-Studie handelt es sich um eine prospektive, randomisierte, multizentrische und kontrollierte Studie, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird.

Weitere Informationen zur Liberal-Studie 

Team der Forschungsgruppe

Leitung

  • Univ.-Prof. Dr. med. Patrick Meybohm
  • Univ.-Prof. Dr. med. Peter Kranke

Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 

  • Dr. rer. nat. Dr. med. Benedikt Schmid
  • Dr. med. Philipp Helmer
  • Sabine Friedrich
  • Corinna Fröhlich
  • Sebastian Hottenrott
  • Miriam Hüttmeyer
  • Eva Kranke
  • Marianne Neuf
  • Anke Reppchen
  • Magdalena Sitter

Kooperationspartner

  • Universitätsklinikum Frankfurt

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Ansprechpersonen

Portraitfoto von Prof. Dr. med. Patrick Meybohm

Univ.-Prof. Dr. med.
Patrick Meybohm

Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie

Portraitfoto: Univ-Prof. Dr. med. Peter Kranke

Univ.-Prof. Dr. med.
Peter Kranke

Oberarzt

+49 931 201-30050

Kontakt, Öffnungszeiten, Sprechzeiten

Telefon

Direktor
Prof. Dr. med. Patrick Meybohm
+49 931 201-30001


Anschrift

Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie| Zentrum Operative Medizin (ZOM) | Oberdürrbacher Straße 6 | Haus A2 | 97080 Würzburg | Deutschland

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