Klinische Elektrophysiologie

Nicht das Vorhofflimmern per se erhöht das Risiko auf Schlaganfälle, sondern die – meist altersbedingten – Gewebeveränderungen der Vorhöfe. Lassen sich mittels Echokardiographie Hinweise auf Schweregrad und Ausmaß solch einer atrialen Fibrose finden und daraus Parameter ableiten, welche die Wahrscheinlichkeit für ein embolisches Ereignis konkretisieren? Dieser Frage gehen wir systematisch nach und liefern damit Entscheidungshilfen für oder gegen den Einsatz von gerinnungshemmenden Medikamenten.

Hintergrund

Im Jahr 2030 werden in der Europäischen Union (EU) schätzungsweise 14 bis 17 Millionen Menschen an Vorhofflimmern erkrankt sein. Das damit verbundene Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, erhöht Morbidität und Mortalität. Obwohl Antikoagulanzien dieses Risiko signifikant reduzieren, steigern sie im Gegenzug die Gefahr für schwere Blutungen. Die Entscheidung für oder gegen Blutverdünnungsmittel muss deshalb individualisiert und präzisiert werden. Einen Schlüssel zur Verbesserung der Risikoeinschätzung stellt die Erforschung der Vorhofkardiomyopathie dar: Nicht das Vorhofflimmern als solches führt in der Regel zu Schlaganfällen, sondern die zugrundeliegende krankhafte Veränderung des Herzmuskelgewebes des linken Vorhofs.

Forschungsziel

Gelingt es, die Vorhofkardiomyopathie besser zu charakterisieren, kann auch das individuelle Schlaganfallrisiko besser abgeschätzt werden. Einen vielversprechenden Ansatz zur Charakterisierung und Schweregradeinteilung der Vorhofkardiomyopathie liefert die Echokardiographie: In Echtzeit können Vorhofparameter erhoben werden, die Struktur und Funktion des Vorhofs beschreiben und das Ausmaß einer Funktionsstörung widerspiegeln.

Ziel unserer Forschungsprojekte ist die Identifikation prognostisch relevanter Echo-Parameter, die das individuelle Risiko eines Schlaganfalls quantifizieren helfen.

Drei Teilprojekte

Unser aktuelles Forschungsprojekt umfasst drei Teilprojekte:

Kohorten-Analyse

Zunächst sollen in einer systematischen Erfassung die Echo-Parameter von Patientinnen und Patienten erfasst werden, die einen embolischen Schlaganfall aus unbekannter Ursache (ESUS) erlitten haben. In Kooperation mit den Universitäten Göttingen und Leipzig sammeln wir dabei die Daten dieser Personengruppe, da wir davon ausgehen, dass dieses Kollektiv mit hoher Wahrscheinlichkeit unter einer Vorhofkardiomyopathie leidet. Ausgenommen davon sind Patientinnen und Patienten mit der Vordiagnose Vorhofflimmern. Im ersten Schritt wollen wir die statischen und dynamischen Echo-Parameter identifizieren, die mit einer Vorhofkardiomyopathie assoziiert sind.

Validierung der Parameter

Im Anschluss soll die Gültigkeit und Aussagekraft der identifizierten Echo-Parameter im Abgleich mit gesunden Probandinnen und Probanden bestätigt werden. In diese Validierung fließen die Daten von Echo-Untersuchungen sowie die Charakteristika von Patientinnen und Patienten ein, die an der STAAB-Studie des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz (DZHI) teilgenommen haben. Diese Studie untersucht als populationsbasierte Querschnittstudie Häufigkeiten und Risikofaktoren früher Formen der Herzinsuffizienz. Zusätzlich zur Validierung können also im zweiten Teilprojekt über die Datenerfassung aus der Kohorte gesunder Probandinnen und Probanden der STAAB-Studie Normalwerte der jeweiligen Parameter definiert werden. 

Prospektive Korrelationsstudie

Im letzten Teilprojekt soll prospektiv die Korrelation der neu definierten echokardiographischen Cut-off-Werte mit dem Vorliegen und der Ausprägung einer atrialen Fibrose nachgewiesen werden. Zeigt sich also tatsächlich ein Zusammenhang zwischen den neu definierten Echo-Parametern und den elektroanatomischen Landkarten, die im Rahmen einer Katheterablation bei Vorhofflimmern gewonnen werden? Lassen sich krankhafte Veränderungen durch die Echo-Parameter vorhersagen?

Konkret werden in dieser Beobachtungsstudie Patientinnen und Patienten mit paroxysmalem Vorhofflimmern vor Durchführung der Ablation detailliert echokardiographisch untersucht. Im Rahmen dieses Verfahrens wird ein elektroanatomisches Substrat-Map generiert und der Anteil an atrialer Niedervoltage als Ausdruck für den Grad des Gewebeumbaus und Narbengewebes quantifiziert.

Endpunkt Algorithmus

Langfristiges Ziel ist es, mit all diesen Ergebnissen einen Bildgebungsalgorithmus zu entwickeln, der unter Einbeziehung von Echoparametern eine Entscheidungshilfe für oder gegen den therapeutischen Einsatz von oralen Anitkoagulanzien (OAK) im entsprechenden Risikokollektiv gibt. 

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