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Gen- und zellbasierte Therapie: Aufstrebender Hoffnungsträger der Medizin und Wirtschaftsfaktor

Übergabe der Nationalen Strategie für gen- und zellbasierte Therapien an Bundesministerin für Bildung und Forschung Bettina Stark-Watzinger am 12. Juni in Berlin

Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sowie Behörden, Stiftungen und Patientenorganisationen entwickelten gemeinsam ein Strategiepapier, um die Translation neuer Erkenntnisse aus der Forschung in die Krankenversorgung zu verbessern. Prof. Dr. Michael Hudecek, Leiter des Lehrstuhls für Zelluläre Immuntherapie am Universitätsklinikum Würzburg (UKW), vertrat das Handlungsfeld „Forschung und Entwicklung“ bei der Podiumsdiskussion im Rahmen der Veröffentlichung des Strategiepapiers im Berliner Futurium.

 

Porträtfoto von Michael Hudecek im Labor
Prof. Dr. Michael Hudecek ist Leiter des Lehrstuhls für Zelluläre Immuntherapie am Universitätsklinikum Würzburg und Sprecher der Arbeitsgruppe „Forschung und Entwicklung“ für die Nationale Strategie für gen- und zellbasierte Therapien. © Daniel Peter / UKW
Szene im Labor von Michael Hudecek
Eine Empfehlung im Strategiepapier ist die Vernetzung und die Bildung von dezentralen Hubs in ganz Deutschland: Die Kernkompetenzen in der Entwicklung und Herstellung von GCT an den verschiedenen Standorten soll weiter ausgebaut und etabliert und die Infrastruktur mit allen anderen Akteuren geteilt werden. © Daniel Peter / UKW

Würzburg/Berlin. Gen- und zellbasierte Therapien (GCT) stehen im Mittelpunkt der zukünftigen biomedizinischen Forschung und klinischen Versorgung. Sie sind aber nicht nur medizinisch relevant, sondern auch gesellschaftspolitisch wichtig und eines Tages möglicherweise ein ebenso großer Wirtschaftsfaktor wie die Automobil- und Elektroindustrie. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Forschungs- und Innovationsstandortes Deutschland langfristig zu sichern und den Zugang zu diesen neuartigen Therapien für Patientinnen und Patienten zu gewährleisten, wurde im Rahmen der Nationalen Strategie für gen- und zellbasierte Therapien im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und koordiniert durch das Berlin Institute of Health (BIH) eine Multi-Stakeholder-Strategie entwickelt. Die Strategie soll die Grundlage für einen zeitnahen Dialog mit politischen Entscheidungsträgern bilden.

Mit Optimismus und großen Erwartungen nach Berlin gefahren

Übergeordnetes Ziel der Nationalen Strategie GCT ist es, innovative Produkte und Anwendungen zu entwickeln, die ursächlich wirken, die Gesundheit fördern und dabei sicher, effizient, finanzierbar und breit verfügbar sind. Nach der offiziellen Übergabe des Strategiepapiers an die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, erläuterten die Vertreterinnen und Vertreter der acht am Papier beteiligten Arbeitsgruppen, welche Maßnahmen notwendig sind, um die Strategie erfolgreich umzusetzen. Prof. Dr. Michael Hudecek, Leiter des Lehrstuhls für Zelluläre Immuntherapie am UKW und der Außenstelle des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie IZI in Würzburg, vertrat dabei die wichtige Arbeitsgruppe „Forschung und Entwicklung“, laut Hudecek den Motor der GCT. Die 28-köpfige Arbeitsgruppe hat innerhalb eines Jahres konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet. 

Michael Hudecek, Sprecher der Arbeitsgruppe „Forschung und Entwicklung“: „Wir sind heute mit Optimismus und großen Erwartungen nach Berlin gefahren, um Maßnahmen vorzustellen und wichtige Impulse zu geben, damit Deutschland in der Entwicklung gen- und zellbasierter Therapien weiterhin international wettbewerbsfähig ist.“

Dezentrale Knotenpunkte mit verschiedenen Kernkompetenzen 

Ein wesentlicher Punkt der Handlungsempfehlungen ist die Vernetzung und die Bildung von Knotenpunkten, so genannten Hubs. An vielen Standorten in Deutschland gibt es exzellente Forschung und Entwicklung, aber auch viele Redundanzen. „Um die Kernkompetenzen in der Entwicklung und Herstellung von GCT an den verschiedenen Standorten weiter auszubauen und zu etablieren, müssen wir dezentrale Hubs schaffen, deren Infrastruktur mit allen anderen Akteuren geteilt wird“, postuliert Michael Hudecek. Und diese Infrastruktur muss ausgebaut werden, sei es für die Herstellung von Vektoren oder GMP-konformen Materialien, Biotech-Inkubatoren oder Spin-offs. „Der Bedarf an gen- und zellbasierten Therapien wird steigen“, so Hudecek. „Um hier weder zeitlich noch finanziell von Herstellern im Ausland abhängig zu sein, müssen wir unsere Kapazitäten in Deutschland ausbauen.“ Auch in die Ausbildung des Personals müsse mehr investiert werden, sowohl in der Produktion als auch in der Anwendung. 

Agilere Förderrahmen und Patientenbeteiligung 

Das Potenzial in Deutschland werde oft nicht erkannt und die Vergabe von Fördermitteln sei zu langsam, um mit den rasanten Entwicklungen Schritt zu halten. Hudecek fordert mehr Mut zum Risiko, damit das Wissen und die Wertschöpfungskette in Deutschland bleiben. 
Eine agilere Förderung ist eine öffentliche Investition, von der die gesamte Gesellschaft profitiert, vor allem aber die Patientinnen und Patienten. Diese sollten auch stärker in die Forschung und Entwicklung dieser Zukunftsmedizin einbezogen werden. Neben Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Klinik, Biotech- und Pharmaindustrie waren deshalb auch Juliane Friedrichs vom Haus der Krebs-Selbsthilfe - Bundesverband e.V. und Markus Wartenberg, Patientenvertreter in der Deutschen Sarkom-Stiftung und Sprecher des Patientenforschungsrates Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), in der Arbeitsgruppe "Forschung und Entwicklung" aktiv. 

Matthias Eyrich, Mitglied der Arbeitsgruppe "Qualitäts- und Kapazitätsentwicklung im Bereich der GMP-Herstellung": „Es ist bemerkenswert, dass 140 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in nur neun Monaten ein solches Strategiepapier erstellen und konsentieren konnten. Das zeigt, dass in Deutschland der große Wunsch vorhanden ist, die Gen- und Zelltherapie international kompetitiv aufzustellen. Ich bin zuversichtlich, dass die Politik mit diesen detailierten Angaben nun leistungsfähige Rahmenbedingungen schaffen wird, mit denen wir diese innovativen Produkte unseren Patientinnen und Patienten schneller und besser zur Verfügung stellen können."

Würzburger Beteiligungen am 130 Seiten starken Strategiepapier gab es in drei weiteren Arbeitsgruppen: Michael Hudecek engagierte sich neben seiner Sprecherfunktion in der Arbeitsgruppe „Forschung und Entwicklung“ auch beim Thema „Technologietransfer“. Prof. Dr. Matthias Eyrich, Leiter der Bereiche Zelltherapie, GMP-Labor und Hämatologisches Labor im Kinderonkologischen Zentrum des UKW, engagierte sich in der Arbeitsgruppe „Qualitäts- und Kapazitätsentwicklung im Bereich der GMP-Herstellung“ und Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II, verstärkte die Arbeitsgruppe „Marktzulassung und Anwendung in der Versorgung“.

Weitere Informationen in der Pressemitteilung des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH).

Zum Download des Strategiepapiers.

Text: Kirstin Linkamp / UKW 

Hilfe im Kampf gegen Krebs finanziert Stelle zur Bearbeitung von Patientenanfragen

An der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg häufen sich Therapieanfragen von Krebspatientinnen und -patienten. Für deren rasche und kompetente Bearbeitung finanziert der Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ jetzt eine Assistenzarztstelle mit 86.000 Euro.

 

Prof. Dr. Hermann Einsele & Gabriele Nelkenstock
Ein eingespieltes Team: Prof. Dr. Hermann Einsele von der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg und Gabriele Nelkenstock vom Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ bei der jüngsten Spendenübergabe. Bild: Jasmin Mühlich / UKW

Würzburg. An der von Prof. Dr. Hermann Einsele geleiteten Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW) treffen wöchentlich Dutzende Anfragen von Krebspatientinnen und -patienten oder deren Angehörigen ein – und das mit stark steigender Tendenz. „Häufig geht es dabei um Therapiewünsche oder eine Zweitmeinung“, berichtet der Klinikdirektor und renommierte Krebsexperte. Für den aktuell massiven Anstieg dieser Kontakte sieht er verschiedene Gründe: „Generell nehmen onkologische Erkrankungen in unserer Gesellschaft immer weiter zu. Außerdem wurden während der Corona-Pandemie Vorsorgeuntersuchungen nicht im erforderlichen Maße durchgeführt, so dass jetzt vergleichsweise viele Menschen von fortgeschrittenen Tumoren betroffen sind. Und schließlich haben wir das Problem, dass viele niedergelassene Praxen komplett überlastet sind, während zahlreiche Krankenhäuser unter Personalnot leiden und durch wirtschaftlich schlechte Rahmenbedingungen nicht mehr ihre volle Leistungsfähigkeit haben.“
 

Eine nicht-kassenfinanzierte Leistung

Ob per E-Mail, Telefon oder durch persönliches Vorsprechen – die Anfragen treffen an der „Med II“ auf vielerlei Weise ein. „Im Sinne der Patientinnen und Patienten ist es natürlich unser Ziel, hier so schnell wie möglich zu antworten und weiterzuhelfen. Allerdings ist dieser Service eine Zusatzleistung, die von den Krankenkassen leider nicht finanziert wird“, bedauert Prof. Einsele.

Hier springt jetzt der Würzburger Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ ein. Deren Vorsitzende Gabriele Nelkenstock erläutert: „Wir finanzieren mit 86.000 Euro für ein Jahr die im September 2024 startende Stelle einer Assistenzärztin, die als erste Ansprechpartnerin der Klinik fungieren soll.“
 

Ein weiterer Ausdruck der exzellenten Zusammenarbeit

Nach ihren Worten passt dieses Engagement hervorragend zu der langjährig eingespielten, guten Kooperation zwischen Verein und Klinik. „Allein über ‚Hilfe im Kampf gegen Krebs‘ und die Würzburger Stiftung ‚Forschung hilft‘ erreichen uns fast täglich entsprechende Anfragen. Gerade was die Wünsche nach einer Zweitmeinung angeht, sind wir – und vor allem die Betroffenen – äußerst dankbar, dass wir diese an das engagierte Team der Medizinischen Klinik II weiterreichen können und dort in den besten Händen wissen“, unterstreicht Nelkenstock und ergänzt: „Viele Patientinnen und Patienten quittieren diesen hilfreichen Service dann ihrerseits mit einer großzügigen Spende. Schon aus diesem Grund ist es auch ganz im Sinne unserer Spenderinnen und Spender, dass wir eine Personalie in dieser Größenordnung finanzieren.“

Bei der symbolischen Scheckübergabe am 10. Mai dieses Jahres bedankte sich Prof. Einsele sehr herzlich und kündigte an, dass die jetzt geschaffene Stelle durch das Generieren von zusätzlichen Mitteln möglichst auch über das Jahr hinaus bestehen bleiben soll.
 

Wer die Arbeit von „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ unterstützen möchte, kann dies tun unter Spendenkonto:
Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.
Castell Bank Würzburg
IBAN: DE74 7903 0001 0000 0092 45 
www.kampfgegenkrebs.de

 

Text: Pressestelle UKW

Tumorgewebe auf dem Chip: Neue Möglichkeiten für Zelltherapien und personalisierte Medizin

Mit der Tumor-on-Chip-Technologie wird patienteneigenes Tumorgewebe außerhalb des Körpers gezüchtet, um die Wirksamkeit und Sicherheit neuartiger Therapieansätzen zu bewerten.

Bild vom Brustkrebstumor auf einem Chip
Auf einem Chip haben die Forschenden aus Tübingen und Würzburg mit patienteneigenem Tumorgewebe die komplexe 3D-Mikroumgebung des Tumors nachgebildet, um so die Wirksamkeit und Sicherheit neuartiger Therapieansätzen zu bewerten. © Tengku Ibrahim Maulana / Eberhard Karls Universität Tübingen
Graphical Abstract der Tumor-on-Chip-Technologie
Bei der Tumor-on-Chip-Technologie können mittels blutgefäßähnlicher Perfusion dem Tumor CAR-T-Zellen zugeführt und deren Wirkung beobachtet werden. © Tengku Ibrahim Maulana / Eberhard Karls Universität Tübingen

Würzburg / Tübingen: Wie reagiert ein Tumor auf eine bestimmte Therapie? Dies bereits vor Beginn der Therapie zu wissen, wäre für Krebskranke und die behandelnden Ärztinnen und Ärzte von großem Wert. Für die vielversprechende CAR-T-Zelltherapie haben Forschende des Universitätsklinikums Würzburg (UKW), des Fraunhofer Instituts für Zelltherapie und Immunologie mit seiner Außenstelle Würzburg und des Universitätsklinikums Tübingen nun genau diese Beobachtung möglich gemacht – in Echtzeit und am Tumorgewebe der Erkrankten. „Damit können wir individuell untersuchen, wie genau diese Tumorzellen auf die geplante Therapie reagieren, mit welchen Nebenwirkungen möglicherweise zu rechnen ist und wie diese direkt verringert werden können“, schildert Dr. Miriam Alb, Projektleiterin am Lehrstuhl für Zelluläre Immuntherapie, an der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des (UKW). Die Forschenden haben ihre Entwicklung nun im renommierten Journal Cell Stem Cell veröffentlicht.

Erfolgskontrolle individuell und in Echtzeit

Möglich wurde diese Beobachtung über die so genannte Tumor-on-Chip-Technologie; ein auf menschlichen Zellen basierendes komplexes In-vitro-System eines Brustkrebstumors, in dem Tumorgewebe außerhalb des Körpers gezüchtet wurde. Die Forschenden bildeten dabei nicht nur die komplexe 3D-Mikroumgebung eines Tumors nach, sondern ermöglichten auch die blutgefäßähnliche Perfusion, also die Durchströmung des Chips mit einem künstlichen Blutersatz. Über diesen Blutersatz wurden den Tumorzellen auch die CAR-T-Zellen zugeführt und ihre Wirkung direkt beobachtet. 

Wie funktioniert die CAR-T-Zelltherapie?

Ausgerechnet Krebsgewebe haben sehr oft die Fähigkeit, das menschliche Immunsystem zu täuschen – genau das macht sie so gefährlich. Im menschlichen Körper sind die so genannten T-Zellen, eine spezielle Art der weißen Blutkörperchen, dafür zuständig, körperfremde Strukturen zu erkennen und zu zerstören. Viele Tumore senden aber Signale aus, die diese in ihrer Aktivität und Funktion hemmen. 
Für die CAR-T-Zelltherapie werden die T-Zellen aus dem Blut der erkrankten Person isoliert und anschließend im Labor („in vitro“) gentechnisch verändert. Dadurch erhalten sie die Fähigkeit, die gefährlichen Krebszellen spezifisch zu erkennen und für lange Zeit im Körper zu verbleiben, um den Krebs zu bekämpfen. „Diese Therapie hat ein enormes Potenzial im Kampf gegen den Krebs“, erklärt Prof. Michael Hudecek, Inhaber des Lehrstuhls für Zelluläre Immuntherapie an der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des UKW.

Therapiewirkung und bestimmte Nebenwirkungen werden vorhersagbar

Wenn die modifizierten T-Zellen mit dem Krebsgewebe in Kontakt treten, setzen sie verschiedene Zytokine frei. Zytokine sind Botenstoffe, die von Zellen ausgeschüttet werden, um zum Beispiel andere Zellen an den Ort des Geschehens zu locken. Manchmal kommt es jedoch vor, dass diese Zytokinausschüttung sehr stark ist. Das wird als Cytokin-Release-Syndrom (CRS) oder auch „Zytokinsturm“ bezeichnet. Dieser Prozess führt zu Entzündungen im ganzen Körper und zeigt sich unter anderem durch Symptome wie Fieber, Schüttelfrost oder Übelkeit, kann aber auch zu Organversagen und lebensbedrohlichen Symptomen führen. Die Tumor-on-Chip-Technologie eröffnet nun die Möglichkeit, Zellen zu beobachten, die aus genau dem Tumor stammen, der in der Patientin oder dem Patienten behandelt werden soll. 

Neue Chancen durch komplexe humane Modellsysteme

Organ-on-Chip-Technologien, wie das hier entwickelte Tumor-on-Chip-Modell, ermöglichen es, komplexe humanbiologische Prozesse außerhalb des menschlichen Körpers nachzubilden und dabei sogar patientenspezifische Unterschiede zu erfassen. „Speziell für neuartige Therapieansätze, wie Zell-, Antikörper- und Gentherapien, eröffnen sich damit völlig neue Möglichkeiten, die es in Zukunft erlauben werden, bereits vor klinischen Studien humanrelevante, patientenspezifische Aussagen zu treffen und auch studienbegleitende Korrelationsanalysen durchzuführen“ sagt Dr. Miriam Alb und ergänzt „Diese Ergebnisse werden uns insbesondere für die Wirksamkeits- und Sicherheitsbewertung unserer laufenden und zukünftigen CAR-T-Zellstudien wertvolle Erkenntnisse liefern“. Für kranke Menschen könnte sich damit eine neue Perspektive eröffnen. Aber: Weitere Forschung ist notwendig. 

Publikation: 
Tengku Ibrahim Maulana, Claudia Teufel, Madalena Cipriano, Julia Roosz, Lisa Lazarevski, Francijna E. van den Hil, Lukas Scheller, Valeria Orlova, André Koch, Michael Hudecek, Miriam Alb, Peter Loskill. Breast cancer-on-chip for patient-specific efficacy and safety testing of CAR-T cells. Cell Stem Cell. 2024, ISSN 1934-5909, https://doi.org/10.1016/j.stem.2024.04.018.
 

Bild vom Brustkrebstumor auf einem Chip
Auf einem Chip haben die Forschenden aus Tübingen und Würzburg mit patienteneigenem Tumorgewebe die komplexe 3D-Mikroumgebung des Tumors nachgebildet, um so die Wirksamkeit und Sicherheit neuartiger Therapieansätzen zu bewerten. © Tengku Ibrahim Maulana / Eberhard Karls Universität Tübingen
Graphical Abstract der Tumor-on-Chip-Technologie
Bei der Tumor-on-Chip-Technologie können mittels blutgefäßähnlicher Perfusion dem Tumor CAR-T-Zellen zugeführt und deren Wirkung beobachtet werden. © Tengku Ibrahim Maulana / Eberhard Karls Universität Tübingen

Rückblick auf den 6th Würzburg Myeloma Workshop

Mit zweijährigem Abstand zur letzten Ausgabe waren am 10. und 11. Mai 2024 beim „6th Würzburg Myeloma Workshop“ erneut Vertreterinnen und Vertreter aus der Weltelite bei der Erforschung des Multiplen Myeloms am Uniklinikum Würzburg (UKW) zu Gast.

Mit zweijährigem Abstand zur letzten Ausgabe waren am 10. und 11. Mai 2024 beim „6th Würzburg Myeloma Workshop“ erneut Vertreterinnen und Vertreter aus der Weltelite bei der Erforschung des Multiplen Myeloms am Uniklinikum Würzburg (UKW) zu Gast.
Organisator der englischsprachigen Fachtagung war die Medizinische Klinik II des UKW.

Zielgruppen der kostenlosen Veranstaltung waren nicht nur Ärzteschaft und Forschende, sondern auch Studierende aus Medizin und nahestehenden Naturwissenschaften. „Wir sehen es gerade auch für unsere Nachwuchskräfte als riesige Chance, Informationen aus der Speerspitze der Entwicklung zu erhalten und sich von den oft charismatischen Forscherinnen- und Forscherpersönlichkeiten inspirieren zu lassen“, so Prof. Einsele, selbst weltweit anerkannter Myelom-Experte.

Zu den Impressionen des 6th Würzburg Myeloma Workshops

EBMT Basic Science Award für revolutionäre Erkenntnisse zur Transplant-gegen-Wirt-Reaktion

Blutgefäßzellen in lymphatischen Organen lösen gefürchtete T-Zellreaktion nach Stammzellentransplantation aus

Dr. Haroon Shaikh aus dem Forschungslabor von Prof. Andreas Beilhack am Uniklinikum Würzburg (UKW) wurde für seine wegweisenden Forschungsergebnisse auf dem 50. Europäischen Kongress zur Knochenmark-Stammzellentransplantation der European Society for Blood and Marrow Transplantation (EBMT) mit dem angesehenen EBMT Basic Science Award 2024 ausgezeichnet.

Haroon Shaikh am Rednerpult
Dr. Haroon Shaikh (UKW) wurde für seine wegweisenden Forschungsergebnisse auf dem 50. Europäischen Kongress zur Knochenmark-Stammzellentransplantation der European Society for Blood and Marrow Transplantation (EBMT) mit dem angesehenen EBMT Basic Science Award 2024 ausgezeichnet. © EBMT
3D-Mikroskopie des Krummdarms mit Blutgefäßen und T-Zellen
Blutgefäßzellen in lymphatischen Organen aktivieren alloreaktive T Zellen, welche eine akute GvHD auslösen. Die 3D-Mikroskopie des Ileums (Krummdarm) zeigt Spender-T-Zellen (grün), welche in den lymphatischen Strukturen des Peyerschen Plaques (Ileum) nach einer allogenen Stammzelltransplantation aktiviert werden. Die Blutgefäße sind rot dargestellt. © Haroon Shaikh und Zeinab Mokhtari, AG Beilhack, UKW

Würzburg. Glasgow, Schottland, war dieses Jahr Treffpunkt für mehr als 5.000 Expertinnen und Experten aus der Diagnostik, Versorgung und Forschung, die sich auf die Stammzellentransplantation spezialisiert haben. Die so genannte hämatopoetische Stammzellentransplantationen zielt darauf ab, das blutbildende System von Patientinnen und Patienten wiederherzustellen und hat sich für verschiedene Formen von Krebs und genetische Bluterkrankungen, die im Knochenmark entstehen, als Therapie mit der Chance auf Heilung erwiesen. 

Transplant-gegen-Wirt-Reaktion nach allogener Stammzellentransplantation 

Doch trotz ihrer Wirksamkeit birgt die Stammzellentransplantation eine gefährliche Nebenwirkung, insbesondere nach einer allogenen Transplantation, bei der die Stammzellen von einer Spenderin oder einem Spender stammen: die akute Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion, kurz GvHD für Graft-versus-Host Disease. Dabei greifen Immunzellen des Spendertransplants - so genannte alloreaktive T-Zellen - die Organe der Empfängerin oder des Empfängers an. Besonders häufig betroffen sind der Magen-Darm-Trakt, die Leber und die Haut. 

Um diese Immunreaktion besser zu verstehen und einen gezielteren Ansatz zur Behandlung von Patientinnen und Patienten zu entwickeln, beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Dr. Andreas Beilhack aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik II am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) schon länger mit der Frage, welche Zellen wo und wie und zur Aktivierung von T-Zellen beitragen und das lebensbedrohliche Syndrom einer akuten GvHD auslösen. 

Endothelzellen in Blutgefäßen der Lymphknoten aktivieren gefürchtete T-Zellreaktion

„Wir hatten eine sehr harte Nuss mit einer Serie von aufwendigen Experimenten zu knacken, um dieses wissenschaftliche Problem zu lösen“, berichtet Dr. Haroon Shaikh, der seit Juli 2016 im Forschungslabor von Prof. Beilhack arbeitet. „Unsere Ergebnisse sind jedoch eindeutig, nämlich dass Endothelzellen in den Blutgefäßen der Lymphknoten die alloreaktiven CD4+ T-Zellen aktivieren, was letztendlich die akute GvHD auslösen kann. Damit eröffnen sich nun gleich mehrere Möglichkeiten, um die Therapie von Leukämiepatienten entscheidend zu verbessern.“ 

Drei Awards fürs Beilhack Lab 

Für seine wegweisenden Forschungsergebnisse "Lymph Node Blood Endothelial Cells Prime Alloreactive CD4+ T Cells In Acute Graft-Versus-Host Disease Initiation" wurde Haroon Shaikh auf dem 50. Europäischen Kongress zur Knochenmark-Stammzellentransplantation der European Society for Blood and Marrow Transplantation (EBMT) mit dem angesehenen EBMT Basic Science Award 2024 ausgezeichnet. Der mit 2.500 Euro dotierte Preis zielt darauf ab, herausragende Beiträge aus der Grundlagenforschung auf der Jahrestagung zu ehren. Zusätzlich erhielt der Biotechnologe mit pakistanischen Wurzeln den Young Investigator Award. Und Juan Gamboa Vargas aus der Forschergruppe für Experimentelle Stammzelltransplantation am Interdisziplinären Zentrum für Klinische Forschung (IZKF) durfte sich über den Best Young Abstract Poster Award freuen. 

„Diese Auszeichnungen würdigen den Stellenwert der Grundlagenforschung, in präklinischen Mausmodellen und der Analyse von Patientenproben, um etablierte Therapien zu verbessern oder rundum neue Behandlungsstrategien zu entwerfen. Und sie geben einen enormen Motivationsschub für das gesamte Forschungsteam“, freut sich Andreas Beilhack. „Vor allem der prestigereiche Basic Science Award wird Haroon Shaikh nun dazu beflügeln, seine eigene Nachwuchsforschergruppe zu starten.“

Und Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II und Standortsprecher des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsbereich Transregio 221 „GvH-GvL“ kommentiert: „Dass das Team von Herrn Professor Beilhack nun zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren mit diesem angesehenen europäischen Forschungspreis ausgezeichnet wurde, zeigt, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden, die Immuntherapie von Krebspatienten nachhaltig zu verbessern.“

Drei neue Ansatzpunkte für weitere Forschungsschritte

Die Wissenschaftler leiten gleich drei neue Ansatzpunkte aus den erzielten Ergebnissen ab. Zunächst wollen sie ähnliche Blutgefäßzellen im Knochenmark untersuchen und prüfen ob diese für eine gezielte Immunantwort gegen Krebs verantwortlich sind. Zweitens erforschen sie, ob Lymphknotengefäßzellen auch aus umliegenden Organen Antigene aufnehmen und alloreaktiven T Zellen präsentieren können. Drittens wollen sie neue Strategien prüfen, ob sich die Antigenpräsentation von Lymphknotengefäßzellen gezielt verändern lässt, um eine akute GvHD in Patientinnen und Patienten zu verhindern.

Link zum Interview mit Dr. Haroon Shaikh im EBMT TV Studio.

Text: Andreas Beilhack / Kirstin Linkamp 

Förderung durch den Freistaat: UKW untersucht Effekte von Kompaktkuren für die ganze Familie nach Brustkrebsdiagnose

Staatsministerin Judith Gerlach überbringt Zuwendungsbescheid in Höhe von 350.000 Euro / Ergebnisse sollen 2027 vorliegen

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (4.v.l.) überreichte den Zuwendungsbescheid für das Projekt zur familienorientierten Versorgungsforschung am UKW.   Über die Förderung der Würzburger Universitätsmedizin freuen sich (v.l.) Philip Rieger, Kaufmännischer Direktor am UKW, Dr. Franziska Reinhardt und Prof. Dr. Imad Maatouk (Projektleitung, UKW), Dr. Tim J. von Oertzen, Ärztlicher Direktor am UKW (3.von rechts), Gabriele Nelkenstock („Hilfe im Kampf gegen Krebs“, 2.von rechts) und Dr. Elisabeth Jentschke, Leiterin Psychoonkologischer Dienst (UKW, rechts). Foto: UKW / Stefan Dreising
Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (4.v.l.) überreichte den Zuwendungsbescheid für das Projekt zur familienorientierten Versorgungsforschung am UKW. Über die Förderung der Würzburger Universitätsmedizin freuen sich (v.l.) Philip Rieger, Kaufmännischer Direktor am UKW, Dr. Franziska Reinhardt und Prof. Dr. Imad Maatouk (Projektleitung, UKW), Dr. Tim J. von Oertzen, Ärztlicher Direktor am UKW (3.v.r.), Gabriele Nelkenstock („Hilfe im Kampf gegen Krebs“, 2.v.r) und Dr. Elisabeth Jentschke, Leiterin Psychoonkologischer Dienst (UKW, r.). Foto: UKW / Stefan Dreising

Würzburg. Das bayerische Gesundheitsministerium fördert ein Projekt zur familienorientierten Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) mit rund 350.000 Euro. In dem Projekt wird untersucht, welchen Effekt es hat, wenn nach einer Brustkrebsdiagnose die komplette Familie der Patientin an einer ambulanten Kompaktkur teilnimmt. Am Freitag, 12. April, überbrachte Judith Gerlach, bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention den Zuwendungsbescheid. Das Projekt ist bis 2027 angelegt.

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach: „Die Diagnose Brustkrebs ist für viele Frauen und Ihre Familienangehörigen erstmal ein Schock. Um die Situation für die Betroffenen künftig zu verbessern, unterstützen wir unsere Spitzenwissenschaftler in den Universitätskliniken, wie hier in Würzburg. Wir stärken somit aktiv auch den Forschungs- und Medizinstandort Bayern.“

„Krebserkrankung betrifft die ganze Familie“

Prof. Dr. Imad Maatouk, Leiter des Schwerpunkts Psychosomatische Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie an der Medizinischen Klinik II des UKW und sein Team sind verantwortlich für das Projekt. Prof. Maatouk: „Eine Brustkrebserkrankung betrifft nicht nur die Patientin direkt, sondern die gesamte Familie. Das merken wir in der akuten Versorgung in der Klinik, aber das gilt natürlich auch darüber hinaus im Rahmen der Nachsorge. Mit dem Projekt wollen wir dazu beitragen, neue Versorgungsformen im Kurbereich wissenschaftlich fundiert zu prüfen.“
„Dazu blicken wir konkret auf die Ergebnisse einer ambulanten Kompaktkur mit der gesamten Familie. Im Mittelpunkt steht die Frage, welchen Einfluss die Maßnahme auf die Patientin, ihre Angehörigen und die Familie als Ganzes hat. Dieses Thema ist für die Gesellschaft und die Gesundheitsversorgung von enormer Bedeutung“, so Prof. Maatouk weiter. Im Rahmen des wissenschaftlichen Projektes werden u.a. strukturierte Befragungen eingesetzt. „Gerade interdisziplinäre Ansätze in der Kurortmedizin, die gezielt die Familienstrukturen einbinden, können einen Beitrag leisten, auch die Langzeiteffekte von Kureffekten zu stabilisieren“, erklärt Dr. Franziska Reinhardt (UKW), die das Projekt koordiniert. Bei einer ambulanten Kompaktkur tragen, anders als z.B. bei einer Rehabilitationsmaßnahme, die Patientinnen und Patienten selbst die Kosten für die Unterbringung. Der Fokus liegt dabei auf gesundheitsfördernden Maßnahmen. 

Das UKW kooperiert bei dem Projekt mit „mammaLIFE“, dem Anbieter einer bereits etablierten Kompaktkur für Frauen nach einer Brustkrebserkrankung in Bad Tölz. Das dreiwöchige mammaLIFE-Kurprogramm unterstützt Frauen bei der Bewältigung der Erkrankung sowie der Etablierung eines gesunden Lebensstils. „Viele Frauen fallen nach Abschluss der Therapie, wenn die Rückkehr in den Alltag ansteht, in ein Loch und wünschen sich an dieser Stelle Hilfestellung. Wir freuen uns, mit dem Projekt nun auch die Familien der Betroffenen mit einbeziehen zu können, für die es bis dato kaum professionelle Unterstützungsangebote gibt“, erläutert Dr. Florian Wiedemann, Leiter von mammaLIFE.

Beratungsangebot für Familien 2023 am UKW etabliert

Gerade mit Blick auf die Kinder von erkrankten Menschen sei die Einbeziehung der Familie wichtig, so Prof. Maatouk: „Speziell minderjährige Kinder weisen häufig einen hohen Stresslevel auf. Dieser kann bei einem Teil der Kinder und Jugendlichen dazu führen, dass sie manifeste psychische und psychosomatische Störungen entwickeln." Dank einer finanziellen Unterstützung in Höhe von 20.000 Euro des Vereins „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ mit der Vorsitzenden Gabriele Nelkenstock konnte die UKW-Klinik bereits 2023 hier ein neues Beratungsangebot für Familien mit dem Namen „Kleeblatt“ etablieren. Auch die Stiftung „Forschung hilft“ unterstützt ein Projekt zur Unterstützung von Angehörigen in diesem Bereich.

PD Dr. Tim J. von Oertzen, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKW, betont: „Als Universitätsmedizin ist es eine unserer Kernaufgaben, Innovation in der Gesundheitsversorgung voranzubringen, auch über einzelne Versorgungsstufen hinaus. Dazu will das Projekt, speziell mit dem Blick auf Familien, beitragen. Über die Förderung durch den Freistaat Bayern freuen wir uns daher sehr.“ Insgesamt liegt das Projektvolumen bei rund einer halben Million Euro: Zusätzlich zur Förderung des Freistaates Bayern stellt die Universitätsmedizin Würzburg aus Eigenmitteln 150.000 Euro für das Projekt bereit.
 

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (4.v.l.) überreichte den Zuwendungsbescheid für das Projekt zur familienorientierten Versorgungsforschung am UKW.   Über die Förderung der Würzburger Universitätsmedizin freuen sich (v.l.) Philip Rieger, Kaufmännischer Direktor am UKW, Dr. Franziska Reinhardt und Prof. Dr. Imad Maatouk (Projektleitung, UKW), Dr. Tim J. von Oertzen, Ärztlicher Direktor am UKW (3.von rechts), Gabriele Nelkenstock („Hilfe im Kampf gegen Krebs“, 2.von rechts) und Dr. Elisabeth Jentschke, Leiterin Psychoonkologischer Dienst (UKW, rechts). Foto: UKW / Stefan Dreising
Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (4.v.l.) überreichte den Zuwendungsbescheid für das Projekt zur familienorientierten Versorgungsforschung am UKW. Über die Förderung der Würzburger Universitätsmedizin freuen sich (v.l.) Philip Rieger, Kaufmännischer Direktor am UKW, Dr. Franziska Reinhardt und Prof. Dr. Imad Maatouk (Projektleitung, UKW), Dr. Tim J. von Oertzen, Ärztlicher Direktor am UKW (3.v.r.), Gabriele Nelkenstock („Hilfe im Kampf gegen Krebs“, 2.v.r) und Dr. Elisabeth Jentschke, Leiterin Psychoonkologischer Dienst (UKW, r.). Foto: UKW / Stefan Dreising

Internationaler Workshop zu immunbasierten Therapien beim Multiplen Myelom

Hermann Einsele hat zum fünften Mal in Folge den „Immune Effector Cell Therapies in Multiple Myeloma Workshop“ organisiert und geleitet. Neueste Erkenntnisse zur Rolle von CAR-T Zellen und Bispezifischen Antikörpern in der Therapie des Multiplen Myeloms.

Drei Referentenin Boston
Keynote Speaker Stanley Riddell, Michael Hudecek und Hermann Einsele (v.l.n.r.) beim 5th Immune Effector Cell Therapies in Multiple Myeloma Workshop in Boston

Aufbauend auf dem Erfolg früherer Workshops hat die Internationale Myelom-Gesellschaft den 5. Workshop über Immuneffektor-Zelltherapien beim Multiplen Myelom am 23. und 24. März in Boston veranstaltet. Organisiert und geleitet wurde er zum fünften Mal in Folge von Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) gemeinsam mit seinen US-amerikanischen Kollegen Prof. Nikhil Munshi vom Dana Farber Cancer Institut Harvard Medical School in Boston und Prof. Adam Cohen von der University of Pennsylvania UPenn. 

Es wurden die neuesten klinischen Daten zu CAR-T-Zellen und bispezifischen T-Zell-Engagern, kurz BiTEs, vorgestellt, vielversprechende Wirkstoffe und Substanzen  aus präklinischen Studien präsentiert, aktualisierte korrelative Analysen zu Prädiktoren für das Ansprechen von Therapien und möglichen Resistenzmechanismen diskutiert, sowie Ansätze zur Herstellung von CAR-Konstrukten der nächsten Generation, einschließlich allogener auf Natürlichen Killer-Zellen (NK-Zellen) basierenden Strategien "von der Stange". Im Gegensatz zu autologen NK-Zelltherapien, bei denen die Killerzellen von den Patientinnen und Patientinnen selbst stammen, werden bei allogenen Strategien die NK-Zellen von genetischen passenden Spenderinnen und Spendern bezogen.

Vier Beiträge aus Würzburg 

„Das tolle Programm lockte mehr als 500 Teilnehmer nach Boston“, berichtet Hermann Einsele. „Würzburg war mit insgesamt vier Beiträgen hervorragend vertreten.“ Hier ging es vor allem um die Bedeutung der T-Zell Erschöpfung und den Verlust des Ziel-Antigens für den Wirkungsverlust von bispezifischen Antikörpern. Diskutiert wurden zunehmende neue Applikationsmodi von bispezifischen Antikörpern mit verlängerten Intervallen zwischen den Therapiegaben sowie Kombinationstherapien von bispezifischen Antikörpern und immunmodulierenden Substanzen sowie bispezifischen Antikörpern und CAR-T-Zellen. Wir konnten auch neue Erkenntnisse zu Nebenwirkungen und zum Nebenwirkungsmanagement von bispezifischen Antikörpern und CAR-T-Zellen vorstellen. Vor allem wurde der Beitrag von Sophia Danhof zu neuen Zielstrukturen auf den Myelomzellen sehr positiv aufgenommen und intensiv diskutiert.

„Die CAR T-Zellen und bispezifischen Antikörper haben die Therapie der Patientinnen und Patienten mit Multiplem Myelom entscheidend verändert und bieten erheblich verbesserte Behandlungsergebnisse auch für weit fortgeschrittene Fälle. Sie werden zunehmend in früheren Therapielinien eingesetzt und könnten dort die Stammzelltransplantation entweder ergänzen oder sogar ersetzen“, resümiert Hermann Einsele. „Das Universitätsklinikum Würzburg hat zu diesem Erfolg der neuen Therapien erheblich beigetragen und hat über neue Strategien der Anwendung dieser Therapien und völlig neue Konstrukte der CAR T-Zellen und T-Zell-aktivierenden Antikörper die Fortschritte dieser Behandlung mitgestalten können.“

Vorträge von Würzburger Forschenden in Boston: 

  • CLINICAL UPDATES ON BISPECIFIC ABS/TCE’S 
    Hermann Einsele: The next bispecifics: Linvoseltamab, Alnuctamab, ABBV-383, Cevostamab 
  • NOVEL THERAPEUTIC APPROACHES AND TARGETS
    Sophia Danhof: Redirecting T cells against SLAMF7 
  • NOVEL APPROACHES TO IMPROVE T CELL THERAPIES
    Michael Hudecek: Novel targets and technologies for CAR-T in MM 
  • CURRENT QUESTIONS IN IMMUNEEFFECT OR CELL THERAPIES FOR MM
    Leo Rasche: Should we profile antigen expression/mutation status prior to T cell-redirecting therapy? 
Drei Referentenin Boston
Keynote Speaker Stanley Riddell, Michael Hudecek und Hermann Einsele (v.l.n.r.) beim 5th Immune Effector Cell Therapies in Multiple Myeloma Workshop in Boston

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