Aktuelle Meldungen

Barbara Stamm-Gedächtnispreis: 5.000 Euro für psychoonkologische Beratung von Angehörigen

Wie Angehörige von Patientinnen und Patienten mit Lungenkrebs gezielt unterstützt werden können.

Seit acht Jahren trägt „Forschung hilft“, die Stiftung zur Förderung der Krebsforschung am Universitätsklinikum Würzburg (UKW), erfolgreich Spendengelder zusammen, um damit möglichst viele vielversprechende onkologische Forschungsprojekte zu unterstützen. Am 20. November 2025 wurden bei einem Festakt Preisgelder in Höhe von insgesamt fast 235.000 Euro an 21 Würzburger Forschungsgruppen verteilt. 

Neben den 20 regulären Förderpreisen vergab die Stiftung erneut den im Jahr 2023 ins Leben gerufenen Barbara-Stamm-Gedächtnispreis. Die ehemalige Bayerische Landtagspräsidentin war bis zu ihrem Tod im Jahr 2022 Ehrenpräsidentin von „Forschung hilft“. Der mit 5.000 Euro dotierte, in diesem Jahr von der Weininger Immobiliengruppe finanzierte Sonderpreis soll gezielt patientenorientierte Forschungsprojekte würdigen, bei denen die Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen im Mittelpunkt steht. Die Förderung geht in diesem Jahr an ein Unterstützungsprogramm, das Angehörigen dabei hilft, besser mit den emotionalen und praktischen Herausforderungen einer schweren Krebserkrankung bei Familienmitgliedern umzugehen.

CALM (Managing Cancer and Living Meaningfully)

Das interdisziplinäre BULA-Team (Unterstützung von Angehörigen von Lungenkrebspatienten durch eine psychoonkologische Beratung) besteht aus Expertinnen und Experten der Psychoonkologie und der Pneumologie, namentlich Dr. phil. Elisabeth Jentschke, Dr. med. Horst Hummel, Dr. med. Pius Jung, Julia Dusel, Pauline Fassler und Mario Zoll. Gemeinsam verfolgen sie das Ziel, Angehörige von Patientinnen und Patienten mit Lungenkrebs gezielt zu unterstützen. 

Die Angehörigen sind mit enormen psychischen Belastungen konfrontiert, die oft nicht ausreichend beachtet werden. Diese Belastungen können die Lebensqualität erheblich einschränken und sich negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken. Trotzdem gibt es bisher nur wenige strukturierte Unterstützungsangebote für diese wichtige Gruppe. Mit der randomisierten Kontrollstudie wird erstmals ein niedrigschwelliges, systematisches Unterstützungsangebot geschaffen, das sich speziell auf die Bedürfnisse der Angehörigen konzentriert. 

Mit emotionalen Herausforderungen umgehen

Durch eine manualisierte psychoonkologische Beratung auf Basis der CALM-Intervention bietet das Team eine effektive Unterstützung, die den Angehörigen hilft, mit den emotionalen, praktischen und existenziellen Herausforderungen umzugehen. 

CALM steht für Managing Cancer and Living Meaningfully und ist eine psychoonkologische Kurzzeitintervention, die Angehörige dabei unterstützt, besser mit den emotionalen und praktischen Herausforderungen einer schweren Krebserkrankung bei Familienmitgliedern umzugehen. In mehreren Gesprächen werden Themen wie Symptommanagement, Veränderungen im Selbstbild, Beziehungen, Sinnfindung und der Umgang mit Gedanken an die Zukunft – auch bei palliativen Situationen - behandelt. 

Durch CALM sollen Ängste und Depressionen bei Angehörigen reduziert und ihre Lebensqualität verbessert werden. Ferner soll evaluiert werden, ob eine gute Unterstützung der Angehörigen auch das Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten positiv beeinflusst. 

146.000 Euro von der Stiftung "Forschung hilft" zur Förderung der Krebsforschung im Bereich der Med II

12 Forschungsgruppen aus dem Bereich der Medizinischen Klinik und Poliklinik II dürfen sich über eine Förderung freuen.

Stiftung "Forschung hilft": Mit 20.000 Euro ging die höchste Fördersumme der diesjährigen Auslobung an die AG Steinbrunn aus dem Bereich der Medizinischen Klinik und Poliklinik II.

Seit acht Jahren trägt „Forschung hilft“, die Stiftung zur Förderung der Krebsforschung am Universitätsklinikum Würzburg (UKW), erfolgreich Spendengelder zusammen, um damit möglichst viele vielversprechende onkologische Forschungsprojekte zu unterstützen. Am 20. November 2025 wurden bei einem Festakt Preisgelder in Höhe von insgesamt fast 235.000 Euro an 21 Würzburger Forschungsgruppen verteilt. 

Mit 20.000 Euro ging die höchste Fördersumme des Abends an die AG Steinbrunn aus dem Bereich der Medizinischen Klinik und Poliklinik II. Insgesamt wurden im Bereich der Med II zwölf Forschungsgruppen unterstützt, die zusammen Preisgelder in Höhe von über 146.000 Euro erhielten.

AG Steinbrunn: 20.000 Euro für die „Untersuchung der RAS-Inhibition als zielgerichtete Behandlungsoption gegen das Multiple Myelom“

Privatdozent Dr. med. Dr. rer. nat. Torsten Steinbrunn möchte gemeinsam mit seiner Arbeitsgruppe neue Therapieansätze gegen das Multiple Myelom entwickeln. Da viele Myelomzellen das onkogen mutierte RAS aufweisen, wird er den Einsatz von RAS-Inhibitoren, also Medikamenten, die das RAS-Protein gezielt hemmen, untersuchen. 

In früheren Arbeiten konnte bereits gezeigt werden, dass solche Inhibitoren das Wachstum von Myelomzellen in Labor- und Tiermodellen bremsen. Im aktuellen Projekt werden primäre Myelomzellen von Patientinnen und Patienten mit und ohne KRAS- oder NRAS-Mutationen getestet, um das Ansprechen auf eine RAS-Inhibition zu bestimmen. Gleichzeitig wird der Einfluss des Knochenmark-Mikromilieus untersucht. Parallel dazu wird Torsten Steinbrunn eine neue Methode der funktionellen Genomik etablieren, die er während seines dreijährigen Forschungsaufenthalts in Boston kennengelernt hat. Mithilfe von CRISPR-Screens kann er erforschen, welche Gene zur Resistenz gegenüber RAS-Inhibitoren beitragen. Dabei sollen Kombinationstherapien gefunden werden, die Resistenzmechanismen überwinden. Das Projekt zielt somit sowohl auf eine neue zielgerichtete Therapie beim Myelom als auch auf ein tiefes Verständnis möglicher Resistenzstrategien ab, um die Wirksamkeit langfristig zu sichern.

Details zum Projekt auf der Seite Forschung hilft.

AG Rasche (Mildred-Scheel-Nachwuchszentrum): 19.000 Euro für das Projekt „Chemotherapie-induzierte Thymusschädigung und ihre Konsequenzen“

Das internationale Team von Professor Dr. Leo Rasche untersucht im geförderten Projekt die Auswirkungen klassischer Chemotherapien auf den Thymus, ein zentrales Organ für die Reifung von T-Zellen. Diese sind wiederum für den Erfolg nachfolgender Immuntherapien wichtig. Der Fokus liegt auf Arzneimitteln, die beim Multiplen Myelom eingesetzt werden, darunter Proteasom-Inhibitoren, Steroide und Alkylanzien. Erste Daten deuten darauf hin, dass Subtypen naiver T-Zellen, die sich besonders gut für CAR-T-Therapien eignen, durch Medikamente wie Melphalan oder Carfilzomib stark geschädigt werden. Deshalb untersucht das Projekt verschiedene T-Zell- und Thymuszellpopulationen nach einer Chemotherapie, um festzustellen, ob es besonders empfindliche Zellgruppen gibt, die sich nicht mehr erholen. Zur Analyse nutzt das Team moderne Methoden: Sie messen Veränderungen mit Durchflusszytometrie, analysieren die Genexpression mittels Bulk-RNA-Sequenzierung und erforschen metabolische Anpassungen der Zellen mithilfe eines Seahorse-Analyzers. Darüber hinaus setzen sie die räumliche Transkriptomik ein, um humane Thymus-Organoide zu untersuchen, die mit Chemotherapeutika behandelt wurden. So können sie gezielte toxische Effekte in verschiedenen Regionen des Thymus nachweisen.

Details zum Projekt auf der Seite Forschung hilft.

AG Kunzmann: 15.000 Euro für die „Prädiktive Immuntherapie-Biomarker Analyse solider Tumore (Solid Flow)“

Die Immuntherapie hat die medikamentöse Tumortherapie revolutioniert. Allerdings haben bislang nicht alle Krebspatienten zeitnah Zugang zu dieser neuen Therapieform. Das Hauptziel des Projekts der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Volker Kunzmann besteht daher darin, eine neue patientennahe Sofortdiagnostik (POCT) für immuntherapie-relevante prädiktive Biomarker zu etabliere, also eine Diagnostik, die direkt im klinischen Alltag genutzt werden kann und schnell vor Therapiebeginn Ergebnisse liefert.

Bei vielen soliden Tumoren (z. B. Lungenkrebs, Darm-, Magen-, Blasen- und Kopf-Hals-Karzinome sowie triple-negativer Brustkrebs) wird heute vor einer Immuntherapie geprüft, ob bestimmte „Biomarker” vorhanden sind. Diese Biomarker – meist Proteine auf Tumorzellen oder immunaktiven Zellen im Tumor – zeigen an, ob eine Immuncheckpoint-Blockade (ICB) voraussichtlich wirken kann. Bisher wird diese Analyse meist als Immunhistochemie mit klassischen Gewebeschnitten durchgeführt: Das dauert mehrere Tage und ist relativ aufwendig.

Das Projekt „Solid Flow“ will stattdessen eine neue Methode einführen, die auf Durchflusszytometrie (Flow-Zytometrie) basiert, um diese prädiktiven Immun-Biomarker direkt aus frisch entnommenen Tumorproben zu messen – und das innerhalb von ein bis zwei Stunden nach der Biopsie. Mit dem Verfahren können bis zu zwölf verschiedene Biomarker gleichzeitig analysiert werden. Auch tumorinfiltrierende Immunzellen können bestimmt werden. Selbst sehr kleine Biopsien können untersucht werden.

Langfristig erhofft sich das Projekt, durch diese neue Methode neue prädiktive Biomarker zu identifizieren, die heute noch nicht standardmäßig untersucht werden, und somit die Auswahl der Patientinnen und Patienten für eine Immuntherapie deutlich zu verbessern. So könnten mehr Patientinnen und Patienten von der Immuntherapie profitieren, während anderen, bei denen eine Wirkung unwahrscheinlich ist, unnötige Nebenwirkungen erspart bleiben.

Das Projekt soll insgesamt dazu beitragen, die Krebstherapie individueller, effizienter und zielgerichteter zu machen – und zwar für viele verschiedene Arten solider Tumoren.

Details zum Projekt auf der Seite Forschung hilft.

AG Kraus: 15.000 Euro für die „Analyse der RSV-Impfantwort bei Krebspatienten zur gezielten Verbesserung der Schutzwirkung“

Die Arbeitsgruppe von Priv.-Doz. Dr. med. Sabrina Kraus beschäftigt sich mit dem spannenden und hochaktuellen Thema der Immunantwort auf Impfungen bei hämatologischen Patientinnen und Patienten. 

In dem geförderten Forschungsprojekt wird untersucht, wie gut Krebspatientinnen und -patienten, insbesondere nach einer allogenen Stammzelltransplantation (alloSZT) oder bestimmten Immuntherapien, auf eine Impfung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) reagieren. Diese Patientinnen und Patienten haben häufig ein geschwächtes Immunsystem, wodurch sie besonders anfällig für schwere RSV-Infektionen sind, die bei ihnen lebensgefährlich verlaufen können. 

Trotz inzwischen zugelassener RSV-Impfstoffe fehlen verlässliche Daten zur Wirksamkeit bei Hochrisikopatienten. Ziel der Arbeit ist es, die Immunantwort auf eine RSV-Impfung bei Krebspatienten mit eingeschränktem Immunsystem im Vergleich zu gesunden Personen zu analysieren. Das Team analysiert sowohl die humorale (also die Antikörper-) als auch die zelluläre Immunantwort im Blut – und zwar vor der Impfung, sechs Wochen später, nach sechs Monaten und nach zwei Jahren. Dabei werden unterschiedliche Einflussfaktoren berücksichtigt. Zusätzlich sollen Biomarker identifiziert werden, mit denen sich Patientinnen und Patienten, deren Immunantwort auf die Impfung schwach ist, schon frühzeitig erkennen lassen. Daraus sollen Maßnahmen abgeleitet werden, wie sich der Impfschutz bei diesen besonders gefährdeten Personen verbessern lässt – etwa durch angepasste Impfpläne oder Nachimpfungen. Insgesamt soll das Projekt dazu beitragen, das Infektionsrisiko durch RSV bei dieser besonders gefährdeten Patientengruppe nachhaltig zu senken.

Details zum Projekt auf der Seite Forschung hilft.

AG Maatouk und Teschner: 10.000 Euro für das Projekt „TransplantVR – VR-gestützte Intervention zur Reduktion von Belastungen bei Stammzelltransplantation“

Prof. Dr. Imad Maatouk, Inhaber des Lehrstuhls für Integrierte Psychosomatische Medizin, und PD Dr. Daniel Teschner, Leiter des Zentrums für allogene Stammzelltherapien, wollen mit ihrem Projekt „TransplantVR” eine digitale, niederschwellige Unterstützung für Patientinnen und Patienten schaffen, die eine allogene Stammzelltransplantation erhalten. Das Ziel besteht darin, diese besonders belastende und oft angstbesetzte Phase der Krebstherapie erträglicher zu machen. 

Zu diesem Zweck wird erstmals eine Virtual-Reality-(VR)-Anwendung entwickelt, die psychoedukative Inhalte mit Entspannungs- und Angstreduktion kombiniert. Über eine VR-Brille erhalten die Betroffenen beispielsweise Informationen über den Ablauf der Behandlung, mögliche Nebenwirkungen und deren Behandlung sowie Strategien zur Stressbewältigung. Außerdem gibt es entspannende virtuelle Umgebungen, zum Beispiel Naturerlebnisse, sowie Übungen zur emotionalen Stabilisierung und Selbstwirksamkeit. 

Das Ziel besteht darin, mithilfe dieser VR-gestützten Intervention Ängste und psychische Belastungen im Zusammenhang mit der Stammzelltransplantation zu verringern und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu verbessern. Die Inhalte werden gemeinsam mit Betroffenen, Pflegekräften sowie psychosozialen Expertinnen und Experten entwickelt, um sicherzustellen, dass sie eine realistische Unterstützung bieten. In einer Pilotstudie soll geprüft werden, ob die Anwendung praktikabel ist und erste Hinweise auf ihre Wirksamkeit liefert. 

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AG Lang: 8.000 Euro für das Projekt „Der Rezeptor ROR2 – Angriffsziel für therapeutische Antikörper“

Die Arbeitsgruppe von Dr. Isabell Lang ist der Abteilung für Molekulare Innere Medizin unter der Leitung von Prof. Dr. Wajant zugeordnet und befasst sich mit der Entwicklung von „therapeutischen Fusionsproteinen und Antikörpern“. Das Ziel besteht darin, spezielle Signalmoleküle, sogenannte Rezeptoren, zu nutzen, um Tumorzellen gezielt zu bekämpfen. In dem geförderten Forschungsprojekt geht es um den Zelloberflächenrezeptor ROR2, der bei verschiedenen Krebsarten, wie etwa Multiples Myelom, Brust- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs, stark übermäßig produziert wird, während er in normalen erwachsenen Geweben kaum vorkommt. Das macht ihn zu einem guten „Marker“, mit dem sich Krebszellen von gesunden unterscheiden lassen.

Das Ziel des Projekts ist die Entwicklung multispezifischer Antikörper-Fusionsproteine: Diese binden über eine Domäne an ROR2 auf Krebszellen und über eine oder mehrere weitere Domänen an bestimmte Rezeptoren des Immunsystems (z. B. TNF-Rezeptoren). Dadurch soll die Immunantwort genau dort aktiviert werden, wo sie benötigt wird, nämlich im Tumor, und nicht im ganzen Körper. So könnten Nebenwirkungen geringer ausfallen und die Therapie sicherer und effektiver werden. 

Ein alternativer Ansatz sieht vor, ROR2 direkt mit blockierenden Antikörpern zu hemmen. Bei bestimmten Krebsarten kann dies die Verbindung von Tumorzellen mit ihrer „schützenden Umgebung“ stören, beispielsweise im Knochenmark beim Multiplen Myelom, und so das Überleben der Krebszellen gefährden.

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AG Weich: 8.000 Euro für das Projekt „Lebensqualität im Fokus – Prospektive Erfassung bei neuroendokrinen Tumoren“

PD Dr. Alexander Weich ist Leiter des Zentrums für neuroendokrine Tumoren (NET) am UKW (ENETS CoE) und betreut dort Patienten mit neuroendokrinen Tumoren. Ziel seines Projekts ist die systematische und prospektive Erfassung der Lebensqualität dieser Patientinnen und Patienten. Diese seltenen, meist langsam wachsenden Tumoren können im gesamten Körper entstehen, vor allem im Magen-Darm-Trakt, in der Lunge und in der Bauchspeicheldrüse. Mithilfe regelmäßiger digitaler Befragungen werden Symptome, Belastungen und Veränderungen im Befinden erfasst, um Therapien individuell anzupassen. So können Nebenwirkungen früh erkannt und Behandlungen besser vertragen werden. Langfristig sollen die erhobenen Daten helfen, Therapieabläufe evidenzbasiert zu optimieren, um neben der Wirksamkeit der Behandlung auch die Lebensqualität der Betroffenen bestmöglich zu erhalten.

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AG Shaikh: 8.000 Euro für das Projekt „Neue Leukämietherapie durch gezielte Aktivierung von iNKT-Zellen über TNF-Rezeptoren“

Die Nachwuchsgruppe von Dr. Muhammad Haroon Shaikh erforscht, wie Krebszellen mit ihrer Umgebung kommunizieren und wie sich das Immunsystem gezielt gegen den Tumor aktivieren lässt. Im Rahmen dieses Projekts entwickelt das Team eine neue Form der Immuntherapie gegen akute myeloische Leukämie (AML). Dabei stehen invariante natürliche Killer-T-Zellen (iNKT) im Mittelpunkt. Diese Immunzellen erkennen und zerstören Krebszellen. Das Forschungsteam stärkt die iNKT-Zellen, indem es ihre TNF-Rezeptoren gezielt beeinflusst. So sollen die Zellen aktiver werden, Leukämiezellen bekämpfen und die Immunantwort länger aufrechterhalten. Das Ziel besteht darin, die iNKT-Zellen so zu stärken, dass sie das von der Leukämie geschaffene hemmende Umfeld durchbrechen können. Damit wollen die Forschenden den Grundstein für neue, sichere und wirksame Behandlungen legen – nicht nur bei AML, sondern auch bei anderen Krebsarten.

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AG Löffler und Henniger: 8.000 Euro für „SaRKo-GI: Sarkopenie Risikoscreening bei Krebserkrankungen des oberen Gastrointestinaltraktes“

Die Überlebenschancen von Patienten mit gastrointestinalen Tumoren haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Gleichzeitig sind bis zu 80 % von einer erkrankungsbedingten Mangelernährung und Muskelschwund (Sarkopenie) bedroht. Dies kann sich nachteilig auf die Therapieverträglichkeit und die Prognose auswirken. Das interdisziplinäre Team der Arbeitsgruppe unter der Leitung von PD Dr. med. Claudia Löffler und Dr. med. Dorothea Henniger arbeitet im Rahmen des SaRKo-GI-Projekts gemeinsam mit Dr. Henner Huflage, dem Leiter der Computertomografie der Radiologie, und PD Dr. med. Alexander Weich, dem Leiter des ENET-Zentrums, an innovativen Konzepten. Diese sollen es ermöglichen, Patientinnen und Patienten mit einem Höchstrisiko für die Entwicklung einer Sarkopenie frühestmöglich zu identifizieren und im Rahmen des Nutrition-Care-Prozesses leitliniengerecht zu behandeln.

In dieser Studie sollen drei etablierte Methoden  untersucht werden, um zu evaluieren, wie Ernährungsrisiken mit einer hohen Zuverlässigkeit und Genauigkeit möglichst früh erkannt werden können. Das Ziel besteht darin, durch die zeitnahe Einleitung einer ernährungsmedizinischen Intervention die Chancen für einen optimalen Krankheitsverlauf zu verbessern.

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AG Hermanns: 8.000 Euro für „Neue Angriffspunkte im zellulären Energiestoffwechsel zur Therapie von Leberkrebs“

Um gegenüber normalen Zellen einen Wachstumsvorteil zu erlangen, verändern Tumorzellen häufig ihren Stoffwechsel. Dabei können jedoch schädliche Nebenprodukte entstehen, die die Tumorzelle durch die verstärkte Expression von Reparaturenzymen abbaut. Die Hemmung dieser Enzyme könnte daher ein vielversprechender neuer Ansatzpunkt zur Eindämmung des Tumorwachstums sein. In diesem Projekt untersucht die Arbeitsgruppe von PD Dr. rer. nat. Heike Hermanns die Konsequenzen der Hemmung des Enzyms Phosphoglykolat-Phosphatase durch einen neu entwickelten Inhibitor von Kollaborationspartnern (AG Gohla, Pharmakologie) in Leberkrebszellen. Die erhöhte Expression dieses Reparaturenzyms korreliert nämlich nachweislich mit einem geringeren Überleben von betroffenen Patientinnen und Patienten.

Das Forschungsprojekt soll dazu beitragen, die Behandlung von metabolisch bedingtem, therapieresistentem Leberkrebs zu verbessern. Diese Tumorart nimmt weltweit leider stark zu und besitzt aktuell nur begrenzte Therapieoptionen.

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AG Tabares und Beilhack: 8.000 Euro für das Projekt „Die Rolle der Glukosetransporter für die Prognose und Therapie des Multiplen Myeloms“

Das Multiple Myelom ist eine aggressive Form von Blutkrebs. Bösartige Plasmazellen dringen ins Knochenmark ein und können Organschäden verursachen. Trotz moderner Immuntherapien wie monoklonalen Antikörpern, BiTEs oder CAR-T-Zellen bleibt das Myelom meist unheilbar und der Krankheitsverlauf unterscheidet sich stark von Patient zu Patient. Insbesondere Menschen mit Hochrisikoformen oder extramedullärer Erkrankung haben oft eine schlechte Prognose, da die Krankheit schnell voranschreitet und gegen aktuelle Therapien resistent sein kann. Deshalb suchen wir dringend nach neuen Prognosemarkern und innovativen Therapieansätzen, um die Behandlungsergebnisse nachhaltig zu verbessern. In diesem Projekt untersuchen Dr. Paula Tabares und Prof. Dr. Dr. Andreas Beilhack mit ihrem Team die Rolle des Glukosetransporters für die Prognose und Therapie des Multiplen Myeloms. 

Der Glukosetransporter 1 (GLUT-1) ermöglicht es Körperzellen, Energie in Form von Glukose aufzunehmen. Je mehr GLUT-1 in einer Zelle vorhanden ist, desto mehr Energie benötigt die Zelle und desto aktiver ist sie. Krebszellen teilen sich schnell und benötigen besonders viel Energie. Deshalb bilden sie in der Regel mehr GLUT-1-Transporter als gesunde Zellen. Beim Multiplen Myelom stehen die bösartigen Plasmazellen im Blut und Knochenmark im Mittelpunkt der Forschung. Die Forschenden vergleichen daher die GLUT-1-Dichte in gesunden und bösartigen Plasmazellen. Sie untersuchen, wie sich diese Dichte im Krankheitsverlauf verändert und welchen Einfluss sie auf die Prognose hat. Zudem wird geprüft, ob sich GLUT-1 als Ansatzpunkt für neue Therapien eignet.

Details zum Projekt auf der Seite Forschung hilft.

Mildred-Scheel-Nachwuchszentrum

AG Riedel: 19.161 Euro für die „Verbesserung der Immuntherapie durch gezielte Manipulation von Lymphknoten-Makrophagen“

Die Arbeitsgruppe von Dr. Angela Riedel am Mildred-Scheel-Nachwuchszentrum für Krebsforschung befasst sich mit der zellulären Kommunikation von Krebszellen innerhalb ihrer Nische, also ihrer unmittelbaren Umgebung. Dazu gehört auch der tumor-drainierende oder Sentinel-Lymphknoten, da er dem Tumor direkt nachgeschaltet ist. Ein Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung der Auswirkungen von Tumortherapien auf die Nische und der Frage, wie diese zu Therapieresistenzen beitragen können. Im Rahmen dieses Projekts untersucht die Nachwuchswissenschaftlerin Ana Cetkovic (Doktorandin in der AG Riedel) die Mechanismen, die zur Resistenz gegen Immun-Checkpoint-Inhibitoren bei Melanom- und Brustkrebspatienten beitragen. Dabei arbeitet das internationale Team eng mit der Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Arbeitsgruppe Prof. Dr. Astrid Schmieder, sowie mit der Frauenklinik, Leitung Prof. Dr. Wöckel, zusammen. Die Forschenden gehen davon aus, dass ein zielgerichteter Ansatz – insbesondere die Reprogrammierung der Lymphknoten-Makrophagen durch sogenannte Lipid-Nanopartikel in Kombination mit einer Anti-PD1-Immuntherapie – das Ansprechen der Patientinnen und Patienten verbessern könnte. 

Details zum Projekt auf der Seite Forschung hilft.

Stiftung "Forschung hilft": Mit 20.000 Euro ging die höchste Fördersumme der diesjährigen Auslobung an die AG Steinbrunn aus dem Bereich der Medizinischen Klinik und Poliklinik II.

SAVE THE DATE - 23. Tagung Rheumatologie aktuell

Merken Sie sich den 7. März 2026 für die 23. Tagung des Rheumazentrums mit interessanten Themen und spannenden rheumatologischen Fällen vor. Es gibt Neues zur Riesenzellarteriitis und zur RA, außerdem spannende Vorträge zu Nierenerkrankungen und zur Nephroprotektion, sowie zu CAR-T/NKs.

Wachstum von Darmkrebszellen ausbremsen

CDK4/6-HEMMUNG ZUR BEHANDLUNG DES DICKDARMKREBSES UND P16 ZUR VORHERSAGE DER THERAPIEEFFEKTIVITÄT

Eine Forschergruppe vom Universitätsklinikum Würzburg (UKW) und dem Klinikum der Universität München (LMU) untersuchte die Wirksamkeit von CDK4/6-Hemmern bei Darmkrebs - mit vielversprechenden Ergebnissen. Die einst für Brustkrebs entwickelten Medikamente bremsen auch das Wachstum von Darmkrebszellen wirksam, selbst bei therapieresistenten Tumoren. Entscheidend für den Therapieerfolg ist das Protein p16: Krebszellen mit hoher p16-Expression sprechen schlechter auf die Behandlung an. Das Protein könnte als Biomarker dienen, um Betroffene zu identifizieren, die besonders profitieren. Die von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderte Studie wurde in der Fachzeitschrift „Cellular Oncology" publiziert und könnte den Weg für individualisierte Therapieansätze ebnen.

 

Collage von einem Porträtbild von Florian REiter im weißen Kittel und Julia Schneider, die im weißen Kittel im Labor pipettiert.
Julia Schneider, Assistenzärztin am Klinikum der Universität München, und Priv.-Doz. Dr. Florian Reiter, Oberarzt am Universitätsklinikum Würzburg untersuchten die Wirksamkeit von CDK4/6-Hemmern an verschiedenen Darmkrebs-, Brustkrebs, und Leberkrebszelllinien. © Julia Schneider / UKW

Würzburg. Darmkrebs ist eine der weltweit häufigsten Krebserkrankungen und stellt die Onkologie vor erhebliche Herausforderungen. Trotz Fortschritten in der Chemotherapie entwickeln viele Patientinnen und Patienten Resistenzen gegenüber den bestehenden Therapien, was die Behandlungschancen erheblich mindert. CDK4/6-Hemmer, die ursprünglich zur Behandlung von Brustkrebs entwickelt wurden, zeigten in präklinischen Studien vielversprechende Ergebnisse.

CDK4/6-Hemmer blockieren die Teilung von Krebszellen 

CDK steht für Cyclin-abhängige Kinasen. Das sind Enzyme, die wie Schalter funktionieren und die Zellteilung steuern. Insbesondere die Kinasen CDK4 und CDK6 spielen eine wichtige Rolle dabei, ob eine Zelle in die nächste Phase der Teilung eintritt. Bei vielen Krebsarten, wie beispielsweise dem hormonrezeptorpositiven Brustkrebs, ist dieser Signalweg überaktiv. Die Krebszellen teilen sich dann unkontrolliert. CDK4/6-Hemmer blockieren diese Enzyme und bremsen somit das Zellwachstum. Die Krebszellen werden quasi in der Teilung angehalten.

In einer von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderten Studie untersuchte ein Team des Uniklinikums Würzburg (UKW) und des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) unter der Leitung von Privatdozent Dr. Florian P. Reiter systematisch die Wirksamkeit von CDK4/6-Hemmern an verschiedenen Darmkrebs-, Brustkrebs, und Leberkrebszelllinien – darunter auch solche, die gegen herkömmliche Chemotherapien unempfindlich waren. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift Cellular Oncology.

CDK4/6-Hemmer sind in Tumorzellen mit hohem p16-Proteingehalt weniger wirksam

In den meisten Fällen konnte die Wirkstoffklasse das Zellwachstum deutlich bremsen. Auffällig war, dass Krebszellen, die resistent gegenüber den CDK4/6-Inhibitoren waren, eine hohe Expression des Proteins p16 aufwiesen und schlechter auf die Behandlung ansprachen. Die Auswertung der Gewebeproben von 185 Darmkrebspatientinnen und -patienten und deren klinischen Verlaufsdaten zeigte außerdem: Eine niedrige p16-Aktivität war mit einer besseren Prognose verbunden, während die p16-Messung in frühen Tumorstadien keinen klaren Vorhersagewert hatte.

Julia Schneider, Assistenzärztin am LMU Klinikum München und Erstautorin der Studie, erklärt: „CDK4/6-Hemmer können das Wachstum von Dickdarmkrebszellen wirksam bremsen, auch bei therapieresistenten Tumoren. Ein wichtiger Hinweisgeber für den Therapieerfolg scheint das Protein p16 zu sein. Der Biomarker könnte dabei helfen, Patientinnen und Patienten zu identifizieren, die besonders von einer Behandlung mit CDK4/6-Hemmern profitieren könnten, sowie jene, bei denen alternative Therapieansätze erforderlich sind.“

Resistenzen verstehen und überwinden

„Unsere Ergebnisse könnten den Grundstein für neue, möglicherweise sogar chemotherapiefreie Behandlungsansätze legen, die die Therapie des Dickdarmkrebses mithilfe einer Medikamentenklasse verbessern, welche bereits die Behandlung von Brustkrebs revolutioniert hat“, sagt Florian P. Reiter, Oberarzt an der Medizinischen Klinik II des UKW und Letztautor der Studie. „Darüber hinaus sind weitere mechanistische Studien notwendig, um die genaue Rolle von p16 in der Entwicklung von Resistenzen zu verstehen und diese zu überwinden.“ Ein vielversprechender Ansatz wäre die Kombination von CDK4/6-Hemmern mit anderen Behandlungsmethoden wie Immuntherapien oder zielgerichteten Therapien. „Langfristig könnte dies zu individuelleren und nebenwirkungsärmeren Behandlungsmöglichkeiten für Darmkrebspatientinnen und -patienten führen“, so Reiter.

Wilhelm Sander-Stiftung – Partnerin der Krebsforschung
Die Wilhelm Sander-Stiftung hat das Forschungsprojekt mit 90.000 € über 2 Jahre unterstützt. Stiftungszweck ist die Förderung der medizinischen Forschung, insbesondere von Projekten im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden insgesamt über 280 Millionen Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz ausbezahlt. Damit ist die Wilhelm Sander-Stiftung eine der bedeutendsten privaten Forschungsstiftungen im deutschen Raum. Sie ging aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.

Publikation:

Schneider, J.S., Khaled, N.B., Ye, L. et al. Efficacy of CDK4/6 Inhibition in colorectal cancer and the role of p16 expression in predicting drug resistance. Cell Oncol. (2025). https://doi.org/10.1007/s13402-025-01080-7

Collage von einem Porträtbild von Florian REiter im weißen Kittel und Julia Schneider, die im weißen Kittel im Labor pipettiert.
Julia Schneider, Assistenzärztin am Klinikum der Universität München, und Priv.-Doz. Dr. Florian Reiter, Oberarzt am Universitätsklinikum Würzburg untersuchten die Wirksamkeit von CDK4/6-Hemmern an verschiedenen Darmkrebs-, Brustkrebs, und Leberkrebszelllinien. © Julia Schneider / UKW

„Große Ehre“: Prof. Dr. Hermann Einsele in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen

Akademie vernetzt Spitzenforscherinnen und -forscher über Fach- und Ländergrenzen hinweg und wirkt mit ihrer wissenschaftlichen Expertise in Politik und Gesellschaft hinein. Sie wurde 1759 gegründet.

Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II am UKW, wurde nun als Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Foto: UKW
Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II am UKW, wurde nun als Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Foto: UKW

Würzburg. Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II am Universitätsklinikum Würzburg (UKW), wurde nun als Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Die Akademie vernetzt Spitzenforscherinnen und -forscher über Fach- und Ländergrenzen hinweg und wirkt mit ihrer wissenschaftlichen Expertise in Politik und Gesellschaft hinein. Sie wurde 1759 gegründet.

„Es ist eine große Ehre, als Mitglied in die altehrwürdige Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen worden zu sein. Mit Kollegen aus dem Bereich der Krebsforschung planen wir aktuell ein Symposium zum Thema „Präzisionsmedizin in der Krebsbehandlung“, dass wir in den großartigen Räumlichkeiten der Akademie organisieren wollen“, so der Würzburger Krebsmediziner.

Professor Einsele ist zudem Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Academia Europaea. Er wurde mit zahlreichen bedeutenden Preisen ausgezeichnet, darunter der Ken Anderson Award (2024) und der Erasmus Haematology Award (2022) der Erasmus Universität Rotterdam (Niederlande) für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Immuntherapie von Krebserkrankungen. Seit 2023 ist er Sprecher des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen NCT WERA.

Ein großer Schwerpunkt seiner Arbeit ist das Multiple Myelom, nach Leukämie die zweithäufigste Blutkrebserkrankung. So wird am UKW das größte Myelom-Programm in Europa mit vielem klinischen Studien und Begleitforschung zu den neuesten Therapieformen wie CAR T Zellen und verschiedenen T Zell aktivierenden Antikörpern angeboten.

Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II am UKW, wurde nun als Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Foto: UKW
Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II am UKW, wurde nun als Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Foto: UKW

And the winner is… ENDOLEASE!

PROJEKTTEAM VON ENDOLEASE GEWINNT AUCH DIE DRITTE PHASE DES BUSINESSPLAN WETTBEWERBS NORDBAYERN

Ein Interview mit den Entwicklern der weltweit ersten implantierbaren Plattformtechnologie zur superselektiven intraarteriellen Wirkstofffreisetzung: Dr. Anna Fleischer (Clinician Scientist und Projektleiterin) und Johannes Braig (Ingenieur und Medizinstudent).

 

Anna Fleischer im blau-weißen Sommerkleid und Johannes Braig im beigefarbenen Jacket halten auf der Bühne die  eingerahmte Urkunde hoch und strahlen in die Kamera.
Anna Fleischer und Johannes Braig nehmen für das ENDOLEASE-Team die Urkunde des 1. Platzes in der dritten Phase des Businessplan Wettbewerbs Nordbayern entgegen. © BayStartUP
Die Preisträger und die Jury stehen auf der Bühne mit einem riesigen Scheck über 10.000 Euro für ein Mediabudget der Main-Post
Das Team von ENDOLEASE freut sich über die Auszeichnung mit dem ersten Platz in der Kategorie „Global Hero“ beim Würzburger StartUP-Preis der Initiative Gründen@Würzburg. Sie konnten im Mainfrankentheater sowohl die Jury als auch das Publikum überzeugen. © THWS
Die Folie zeigt, wie das System aufgebaut ist. Äußere Membran, Fasergerüst mit Hydrogelträger, Innere Membran.
Die Grafik zeigt, wie das ENDOLEASE System mittels Ballonkatheter in die Arterie gesetzt wird, die Wirkstoffe in den Arterie abgibt und sich im Kapillarsystem verteilt.
Die Grafik zeigt, was ENDOLEASE kann, was Stents nicht können, nämlich Wirkstoffe in die Arterie abgeben, Stent hält Gefäß offen und gibt Wirkstoffe in die umliegende Gefäßwand ab, aber nicht in den Blutfluss.

Würzburg. Nach dem Gewinn der ersten beiden Phasen des Businessplan Wettbewerbs Nordbayern (BayStartUP) überzeugte das Team von ENDOLEASE nun auch in der dritten und finalen Phase. Damit sicherte sich das Team um Anna Fleischer und Johannes Braig nicht nur ein weiteres Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro, sondern auch die Auszeichnung als eines der vielversprechendsten MedTech-Projekte der Region. ENDOLEASE steht für „ENDOvascular reLEASE“. Dabei handelt es sich um die weltweit erste implantierbare Plattformtechnologie zur superselektiven, intraarteriellen Wirkstofffreisetzung. So funktioniert es: Das ENDOLEASE-System wird mit einem Ballonkatheter minimal-invasiv in eine Arterie platziert, die zum Zielgewebe führt. Die äußere Membran des bioresorbierbaren, röhrenförmigen Implantats grenzt das System vom Endothel ab. Darunter befindet sich ein Fasergerüst mit einem Hydrogelträger für die Wirkstoffe. Die Wirkstoffe werden über die innere Membran kontrolliert und gleichmäßig in den arteriellen Blutstrom abgegeben, sodass ausschließlich im Versorgungsgebiet der Arterie eine hohe Wirkstoffkonzentration erreicht wird. Dies steigert die Wirksamkeit, minimiert systemische Nebenwirkungen und erweitert das therapeutische Fenster, wodurch neue Therapieoptionen für schwer behandelbare Erkrankungen entstehen. 

Mit ihrer innovativen Idee und der bisherigen Entwicklungsleistung konnte das Team des Uniklinikums Würzburg bereits bei verschiedensten Wettbewerben überzeugen und wichtige Fördermittel einwerben. Im Interview schildern Dr. Anna Fleischer (34) aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik II sowie Johannes Braig (31) vom Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde FMZ, wie aus einer klinischen Beobachtung eine innovative Idee wurde, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit und Unterstützung aus Würzburg das Projekt möglich machen, und wohin die Reise mit ENDOLEASE noch gehen soll.

Herzlichen Glückwunsch! Ihr habt gerade die dritte Phase des Businessplan Wettbewerbs Nordbayern gewonnen. Worum geht es denn in den einzelnen Phasen? 

Anna Fleischer: Vielen Dank! Wir haben uns riesig über die Auszeichnung gefreut. In Phase 1 ging es um die Geschäftsidee und den Kundennutzen. In Phase 2 standen Marketing und Vertrieb im Mittelpunkt und in der dritten Phase lag der Fokus auf der Umsetzungsstrategie und Finanzierung. Dass wir in allen drei Phasen überzeugen konnten, freut uns sehr und zeigt, dass unser Konzept als tragfähig anerkannt wurde. 

Was haben euch die einzelnen Phasen gebracht? 

Johannes Braig: Neben dem Preisgeld war vor allem die Sichtbarkeit für uns enorm wertvoll. So haben sich bereits potenzielle Investoren, Business Angels und strategische Partner gemeldet, die uns gern mit ihrer Expertise und privatem Kapital unterstützen möchten. 

Anna: Auch unabhängig vom Wettbewerbserfolg haben wir viel gelernt. Die strukturierte Begleitung durch jede Phase hat uns geholfen, unser Geschäftsmodell strategisch weiterzuentwickeln. Besonders hilfreich war das schriftliche Feedback der Jury, die aus erfahrenen Unternehmern, Investoren und Branchenexpert:innen bestand. Das hat uns immer wieder neue Perspektiven eröffnet – und das Projekt entscheidend vorangebracht. 

Anna, du hattest die Idee zu ENDOLEASE. Wie kam es dazu? 

Anna: Die Theorie zu ENDOLEASE entstand tatsächlich aus einem konkreten klinischen Erlebnis – aber praktisch zum Leben erweckt wurde sie durch die engagierte Zusammenarbeit mit vielen großartigen Mitstreitern. Während einer Kontrastmitteluntersuchung habe ich damals gespürt, wie präzise sich Substanzen über eine bestimmte Arterie in das Kapillargebiet eines Zielorgans leiten lassen. Da kam mir der Gedanke: Was wäre, wenn wir diese Route gezielt nutzen könnten, um Medikamente lokal – und über einen genau definierten Zeitraum – in erkranktes Gewebe einzubringen? Statt den ganzen Körper systemisch mit hohen Wirkstoffdosen zu belasten, könnten wir die Substanzen gezielt dort freisetzen, wo sie wirklich gebraucht werden. Mit minimaler Dosis, aber maximaler lokaler Wirkung

Ihr nutzt die Kapillaren, um die therapeutische Wirksamkeit im Zielgewebe zu steigern und gleichzeitig systemische Nebenwirkungen drastisch zu reduzieren. Wie funktioniert das? 

Anna: Millionen Jahre Evolution haben die Kapillaren zu hochspezialisierten Strukturen für den Stoffaustausch zwischen Blut und Gewebe geformt. ENDOLEASE nutzt genau diesen physiologischen Mechanismus: Die Wirkstoffe erreichen punktgenau das Zielgewebe, werden dort in hoher Konzentration aufgenommen und entfalten ihre Wirkung – ohne systemisch relevante Konzentrationen zu verursachen. Im venösen Rückstrom werden die verbleibenden Wirkstoffreste stark verdünnt – ein natürlicher Effekt, der die systemische Belastung minimiert.

Kannst du ein Beispiel für die Anwendung nennen? 

Bei einer Chemotherapie zum Beispiel könnte der Wirkstoff gezielt und hochkonzentriert auf einen soliden Tumor wirken, ohne sich im gesamten Blutvolumen zu verteilen – und so möglicherweise typische Nebenwirkungen wie Übelkeit, Herz- oder Leberschäden oder Neuropathien deutlich verringern. 

Aber auch andere medizinische Fachbereiche können von ENDOLEASE profitieren. 

Anna: Genau. Nachdem ich das Konzept systematisch weiterentwickelt und erste Funktionsmodelle skizziert hatte, sprach ich Key Opinion Leader aus rund einem Dutzend Fachabteilungen an, die in Letters of Intent ihre Unterstützung bei der Translation der ENDOLEASE-Plattformtechnologie zusicherten. Wir sind äußerst dankbar, so viele engagierte und erfahrene Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus ganz unterschiedlichen Disziplinen an unserer Seite zu wissen. Diese interdisziplinäre Rückendeckung ist für uns von unschätzbarem Wert. 

Wie und wann kam die Biofabrikation ins Spiel? 

Anna: Im Rahmen der Patentanmeldung wurde mir schnell klar, dass ich für die technische Umsetzung starke Partner brauche. Ich hatte zwar eine klare Vision von den funktionellen Eigenschaften, die das System erfüllen sollte – von der gezielten Wirkstofffreisetzungskinetik bis hin zur sicheren, atraumatischen Integration in das Gefäßsystem – doch für die konkrete Entwicklung eines bioresorbierbaren Implantats fehlten mir die ingenieurwissenschaftlichen Ressourcen. Es ist ein großes Glück, direkt vor der Haustür in Würzburg einen Lehrstuhl zu haben, der auf diesem Gebiet führend ist und auf ein so engagiertes und innovatives Team zu treffen.

Johannes: Anna stellte das Projekt meinem Doktorvater, Professor Tomasz Jüngst, vor. Mit jedem Satz aus ihrem Mund wurde sein Grinsen breiter. Denn Grundlagen für das, was Anna sich vorstellte, erarbeiteten wir an unserem Lehrstuhl bereits seit vielen Jahren. Wir erforschen, wie sich mithilfe modernster 3D-Drucktechnologie künstliche Blutgefäße herstellen lassen. Dabei nutzen wir ein Verfahren namens Melt Electrowriting, mit dem wir aus extrem feinen Kunststofffasern sogenannte Scaffolds drucken, die wie kleine Röhren aussehen. Diese Gerüste befüllen wir anschließend mit Hydrogelen, die wir mit menschlichen Zellen kultivieren. Innerhalb weniger Tage besiedeln die Zellen das künstliche Gefäßgerüst und bilden eine funktionale Schicht, die der Struktur von echten Blutgefäßen ähnelt. 

Statt der menschlichen Zellen bringt ihr bei ENDOLEASE nun Wirkstoffe ein? 

Johannes: Richtig. Statt Zellkulturen bringen wir bei ENDOLEASE Medikamente in die Hydrogelstruktur ein – abgestimmt auf die jeweilige Indikation. Tomasz ließ den Postdoc Dr. Michael Bartolf-Kopp, den Doktoranden Franz Moser und mich auf das Projekt los und bat uns, einen Prototypen zu entwickeln, aus dem Wirkstoffe eingebracht und freigesetzt werden können.

Und wie ging es mit dem Businessplan weiter?

Anna: 2023 nahmen wir dann gemeinsam – Klinik und Biofabrikation – an einem sechswöchigen internationalen Bootcamp in Schweden teil, organisiert von BioM und dem schwedischen Biotech-Inkubator SmiLe. Dieses Programm ermöglichte uns, unsere Innovation aus verschiedenen Blickwinkeln zu analysieren, regulatorische Hürden zu verstehen und eine schlüssige Marktstrategie zu formulieren. Online und in München wurde das Programm weitergeführt. Wir haben in dieser Zeit nicht nur viel gelernt, sondern auch als Team enorm an Zusammenhalt gewonnen. Wobei die Zusammenarbeit schon vom ersten Tag an außergewöhnlich konstruktiv, inspirierend und von großem gegenseitigen Respekt geprägt war. 

Wer gehört eigentlich mit welchen Aufgaben zum Kernteam von ENDOLEASE?

Anna: Die Projektleitung mit Fokus auf die klinische Translation liegt bei mir. Ich habe Medizin in Würzburg studiert und mich zusätzlich in den Bereichen Gesundheitsökonomie und Translation qualifiziert – mit einem Master of Health Business Administration und einem Master in Translational Medicine. Aktuell bin ich im Rahmen eines Clinician-Scientist-Programms in der Weiterbildung zur Fachärztin für Neurologie und Psychosomatik.

Johannes: Das Team hier am FMZ ist unter der Arbeitsgruppenleitung von Tomasz Jüngst für die technische Entwicklung zuständig. Michael Bartolf-Kopp ist als PostDoc über den Medical-Valley-Award angestellt. Zum Team gehören noch der zahnmedizinische Doktorand Florian Mattern und die beiden pharmazeutischen Doktoranden Lina Tschauder und Maurice Simon. Ich selbst komme ursprünglich aus den Ingenieurwissenschaften, stehe kurz vor dem Abschluss meiner naturwissenschaftlichen Promotion und studiere aktuell im zehnten Semester Humanmedizin. Meine Rolle ist die Brücke zwischen Technik und Klinik. Mich hat diese klinische Translation schon immer fasziniert, wie neue Technologien in die Klinik kommen. 

Anna: Wir schätzen uns zudem sehr glücklich, mit Dr. Heinz Schwer einen so erfahrenen und engagierten Partner an unserer Seite zu haben, der uns mit über 20 Jahren Berufserfahrung in finanziellen und strategischen Fragestellungen mit herausragendem Engagement und Expertise begleitet. Unterstützt wird er von seinem Sohn Valentin Schwer, der frische Perspektiven und großes Engagement ins Projekt einbringt. Und mit Dr. Eric Wittchow haben wir einen Experten an Bord, der tiefes Know-how in der lokalen Arzneimittelabgabe und bioresorbierbaren Stents, sowie Regulatorik mitbringt – gerade für die präklinische Entwicklung ein großer Gewinn.

Wo habt ihr mit eurem starken Team neben dem Businessplan Wettbewerb Nordbayern bislang erfolgreich teilgenommen? 

Anna: Unser erster kleiner Erfolg war der Posterpreis des Interdisziplinären Zentrums für Klinische Forschung (IZKF). Bereits in einer frühen Projektphase erhielten wir eine Förderung durch die Vogel-Stiftung Dr. Eckernkamp. Hier hat uns Dr. Gunther Schunk bereits in einer sehr frühen Projektphase nicht nur Mut gemacht, sondern auch ganz konkret geholfen, unser Projekt strukturiert und nachhaltig aufzubauen – dafür sind wir sehr dankbar. Zudem wurden wir mit dem Bätz-Preis des Universitätsbundes e.V. ausgezeichnet. Ein wichtiger Meilenstein war der Gewinn des Medical Valley Awards – mit einer Förderung in Höhe von 500.000 Euro durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie. Darüber hinaus konnten wir beim Pitch Contest des Medical Valley e.V. wertvolle regulatorische Beratungsleistungen gewinnen. Eine besondere Auszeichnung war auch die Aufnahme in die innovate! Akademie sowie die damit verbundene Förderung durch die Joachim Herz Stiftung in Höhe von 250.000 Euro, mit der unter anderem die Stelle von Johannes finanziert wird. Beim Hochsprung-Award 2025 sicherten wir uns den zweiten Platz. Zuletzt wurden wir beim Würzburger StartUP-Preis der Initiative Gründen@Würzburg im Mainfranken Theater in der Kategorie „Global Hero“ sowohl durch das Jury-Votum als auch im Publikumsvoting mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Ein herzlicher Dank gilt auch der Else Kröner-Fresenius-Stiftung, deren Forschungsfreistellung mir die nötige Flexibilität für die wissenschaftliche Weiterentwicklung des Projekts ermöglicht.

Johannes: Das Schöne ist, dass wir Auszeichnungen aus ganz unterschiedlichen Richtungen erhalten haben. Sowohl Vertreter und Vertreterinnen der Wissenschaft als auch der Wirtschaft signalisieren uns: Das, was wir vorhaben, ist sinnvoll und zukunftsweisend. 

Bei den Wettbewerben ist Sommerpause. Dafür läuft die Arbeit im Labor auf Hochtouren. Welchen Herausforderungen müsst ihr euch hier derzeit stellen?

Johannes: Nachdem wir einen so genannten Proof im Concept zeigen konnten befinden wir uns derzeit im Technologie Reifegrad Level (TLR) 3. Jetzt erfolgt die Optimierung und die erweiterte technische Umsetzung für die klinische Translation. Wir arbeiten derzeit daran, das ENDOLEASE-System so weiterzuentwickeln, dass es minimalinvasiv über die Leiste eingebracht werden kann – also auf einen Katheter aufgebracht und im Zielgefäß entfaltet wird. Dafür müssen wir es „crimpen“, also auf ein sehr kleines Maß komprimieren. Ist es an der gewünschten Stelle angekommen, wird ein kleiner Ballon aufgeblasen, der das Implantat aufdehnt und es sanft an die Gefäßwand presst.

Das Einsetzen verläuft also wie bei einem Stent? 

Johannes: Die Implantation ist vergleichbar, ja. Doch der Unterschied liegt in der Funktion: Ein klassischer Stent hält das Gefäß offen und gewährleistet einen freien Blutfluss. Inzwischen gibt es auch Drug-Eluting-Stents (DES), also mit Wirkstoffen beschichtete Stents. Die Wirkstoffe werden jedoch ausschließlich nach außen in die Gefäßwand abgegeben, um eine erneute Verengung der Gefäße zu verhindern. 

Unser ENDOLEASE-System verfolgt einen anderen Ansatz: Es gibt die Wirkstoffe nicht in die Gefäßwand, sondern in den arteriellen Blutstrom ab, sodass wir damit nicht die Arterienwand, sondern ein bestimmtes Gewebeareal oder ein Organ behandeln können, je nachdem, welches Gewebe oder Organ beschädigt ist.

Dank des Hydrogelträgers können wir dort über definierte Zeiträume im Vergleich zu Drug-Eluting-Stents größere Mengen verschiedenster Wirkstoffklassen freisetzen – auch komplexe Substanzen wie Antikörper.

Welche Wirkstoffe könnten über das ENDOLEASE-System transportiert werden? 

Anna: Tatsächlich erreichen uns aus der wissenschaftlichen Community immer wieder gezielte Anfragen zu potenziellen Anwendungen. Die Frage ist oft: Können wir dieses oder jenes Medikament mithilfe eines ENDOLEASE-Systems lokal in höherer Konzentration freisetzen – bei gleichzeitiger Reduktion systemischer Nebenwirkungen? Auch empfindliche Substanzen wie mRNA, Endonukleasen, siRNA oder Antisense-Oligonukleotide rücken zunehmend in den Fokus. Der Bedarf an präzisen, lokal wirksamen Wirkstoffabgabesystemen ist enorm – und wir würden uns sehr freuen, wenn wir mit ENDOLEASE einen Beitrag zur Lösung dieser Herausforderungen leisten könnten.

Eigentlich bräuchtet ihr ein riesengroßes Team, um alle Indikationen abzudecken. Ihr fokussiert euch zunächst jedoch auf die Behandlung von Herzinfarkten und die Vorbeugung von Herzinsuffizienz. Wie sieht hier der weitere Zeitplan aus?

Anna: Unser Ziel ist es, das ENDOLEASE-System bis Ende des Jahres erfolgreich im Kaninchenmodell zu testen. Danach wollen wir einen Ethikantrag für eine Großtierstudie einreichen. Ein Proof-of-Concept im Schweinemodell ist aus wissenschaftlicher Sicht ein wichtiger nächster Schritt, bevor wir in eine größere präklinische Kohorte gehen.

Johannes: Das Besondere an unserem Standort ist, dass es am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) bereits etablierte Tiermodelle für Herzinfarkte gibt. Wir freuen uns, dass uns unser Kooperationspartner, Professor Ulrich Hofmann von der Medizinischen Klinik und Poliklinik I, die Möglichkeit eröffnet, dort die ENDOLEASE-Technologie unter realistischen Bedingungen zu erproben. 

Johannes, du bist gerade dabei, deine naturwissenschaftliche Doktorarbeit über ein Herzpflaster abzuschließen. Kommt diese Expertise auch Endolease zugute? 

Johannes: Ja, ich kann bei ENDOLEASE sehr gut auf meiner bisherigen Arbeit aufbauen. Wir verwenden nämlich das gleiche 3D-Druckverfahren, das sogenannte Melt Electrowriting, und Hydrogele. Im Rahmen meiner Doktorarbeit haben wir auch schon am Herzinfarktmodell gearbeitet.

Wie unterscheidet sich dein Herzpflaster von dem, was das Team um Prof. Wolfram-Hubertus Zimmermann in Göttingen erstmals am Menschen getestet hat? 

Johannes: Die mechanische Architektur unseres Herzpflasters ist besonders. Es verfügt über bestimmte elastische Zonen, mit deren Hilfe es über die Herzoberfläche gestreckt werden kann, sowie über Kraftübertragungszonen. Über diese können die kontrahierenden Zellen des Pflasters ihre Kraft direkt auf den Herzmuskel übertragen um die Herzunterstützung weiter zu verbessern. 

Ihr seid auf Tierversuche angewiesen, bevor das System am Menschen getestet wird. Gleichzeitig arbeitet ihr nach dem 3R-Prinzip (Replace, Reduce, Refine). Gibt es hier konkrete Pläne, wie ihr Tierversuche vermeiden, vermindern und verbessern könnt?

Anna: Es ist uns ein großes Anliegen, Tierversuche zu reduzieren – sowohl aus ethischer als auch aus wissenschaftlich-strategischer Perspektive. Wir planen aktuell die Entwicklung eines digitalen Zwillings, der präklinische Daten integriert und Simulationen ermöglicht. Das heißt, der Computer lernt aus den Daten und kann genau voraussagen, wie das System reagiert, wenn wir eine bestimmte Variable ändern.

Dieses System soll nicht nur Tierversuche reduzieren, sondern langfristig auch als Entscheidungsunterstützung für Implantatdesign, Platzierung, Dosisanpassung und Wirkstoffwahl dienen.

Wer stand bzw. steht euch noch aus Würzburg zur Seite?

Anna: Dr. Gerhard Frank vom Innovations- und Gründerzentrum Würzburg (IGZ) hat von Anfang an uns geglaubt und uns mit großer Expertise, Weitblick und echtem persönlichen Einsatz begleitet. Besonders wertvoll war auch seine Unterstützung bei der Vernetzung mit Schlüsselpersonen, darunter der wunderbare Aktivsenior Wolfgang Beyer, der uns mit seiner langjährigen unternehmerischen Erfahrung zur richtigen Zeit zahlreiche kluge und praxisnahe Impulse gegeben hat. Auch das Servicezentrum Forschung und Technologietransfer (SFT) der Universität Würzburg unter der Leitung von Dr. Iris Zwirner-Baier, begleitet uns hervorragend bei unseren Patentanmeldungen und strategischen Fragen des Technologietransfers.

Absolut bereichernd war zudem die Unterstützung durch Prof. Dr. Wolfram Voelker und Sabine Franzek vom Interdisziplinären Trainings- und Simulationszentrum (INTUS), die uns wichtige Ressourcen zur Verfügung gestellt und bei einem wichtigen Besuch die Implantation des ENDOLEASE-Systems in einer realitätsnahen Simulation demonstriert haben.

Einen zentralen Baustein zur präklinischen Sicherheitsbewertung unseres Implantats liefert auch Dr. Maria Drayß, Clinician Scientist mit kardiologischer Expertise. Sie führt am Rudolf-Virchow-Zentrum (RVZ) unter der Leitung von Prof. Dr. Harald Schulze gezielt Thrombogenitätstestungen der ENDOLEASE-Systeme durch. Nicht zuletzt möchten wir Prof. Laura Schreiber, Rebekka Grapp und dem gesamten Team der Versuchstierhaltung danken sowie Dr. Niklas Beyersdorf vom Institut für Virologie und Immunbiologie, dessen Einsatz für den reibungslosen Ablauf unserer präklinischen Studien von unschätzbarem Wert war. Auch Prof. Dr. Lorenz Meinel vom Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie gilt unser Dank, der uns als Mentor mit seiner pharmakologischen Expertise durch entscheidende Projektphasen getragen hat. 

Natürlich wäre das Projekt ohne die Unterstützung vieler weiterer Personen nicht denkbar. Und dafür sind wir sehr dankbar. 

Das Interview führte Kirstin Linkamp (Wissenschaftskommunikation am UKW)

Wenn Leber und Galle die Knochen schwächen

Marie Schulze vom Universitätsklinikum Würzburg (UKW) erhielt für ihr Forschungsprojekt „Knochenstoffwechsel und Frakturrisiko bei primär biliärer Cholangitis” auf dem 21. HepNet-Symposium der Deutschen Leberstiftung am 27. Juni 2025 in Hannover ein Vernetzungs-Stipendium. Mit dem Preisgeld möchte die Assistenzärztin einen Forschungsaufenthalt im Universitätsspital Zürich in der Schweiz finanzieren. Ziel ist es, das pathophysiologische Verständnis zu vertiefen und eine individualisierte, geschlechtsspezifische Optimierung des Osteoporose-Screenings und der Therapieplanung zu ermöglichen.

Vernetzungs-Stipendium der Deutschen Leberstiftung 2025 – Urkundenverleihung auf dem 21. HepNet Symposium (v. l. n. r.): Prof. Dr. Andreas E. Kremer (Mitglied des Gutachterkomitees), Marie Schulze, Dr. Carina Jacobsen, Prof. Dr. Michael P. Manns (Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung), Quelle: Deutsche Leberstiftung

Würzburg. Marie Schulze konzentriert sich in ihrer Forschung auf die primäre biliäre Cholangitis (PBC). Dabei handelt es sich um eine chronisch-entzündliche, autoimmunbedingte Lebererkrankung, bei der die kleinen Gallengänge innerhalb der Leber allmählich zerstört werden. Dies führt zu einer chronischen Cholestase, also einem Rückstau von Gallenflüssigkeit. Typische Symptome sind Müdigkeit, Juckreiz und im späteren Verlauf eine Gelbfärbung der Haut. Unbehandelt kann PBC in eine Leberfibrose bis hin zur Zirrhose übergehen.
Zudem kann es bei PBC zu einer verminderten Knochendichte kommen. Die chronische Cholestase beeinträchtigt die Aufnahme fettlöslicher Vitamine wie Vitamin D, wodurch die Kalziumaufnahme reduziert wird und die Knochenmineralisierung gestört wird. Zusätzlich fördern chronische Entzündungsprozesse und hormonelle Veränderungen, insbesondere bei fortgeschrittener Lebererkrankung, den Knochenabbau.

Primäre biliäre Cholangitis (PBC) betrifft vor allem Frauen im mittleren Alter

„Da PBC vor allem Frauen mittleren Alters betrifft, die ohnehin ein erhöhtes Risiko für eine verminderte Knochendichte und Osteoporose haben, ist die Gefahr für einen Knochensubstanzverlust bei dieser Patientengruppe besonders hoch“, erklärt Marie Schulze. Präventive, therapeutische und Screening-Maßnahmen haben daher einen besonderen Stellenwert. Wann und wie solche Maßnahmen am besten durchgeführt werden können, will die Assistenzärztin in der Hepatologie am Uniklinikum Würzburg (UKW) in ihrem neuen Forschungsprojekt untersuchen. Dafür hat sie am 27. Juni 2025 auf dem 21. HepNet Symposium der Deutschen Leberstiftung in Hannover ein Vernetzungs-Stipendium erhalten.

Große Patientinnenkohorten am UKW und Universitätsspital Zürich

Ihre Forschung ist nämlich mit dem Universitätsspital Zürich (USZ) vernetzt. An beiden Einrichtungen, USZ und UKW, gibt es eine große Kohorte von Patientinnen mit PBC. Anhand dieser Kohorten möchte Marie Schulze den Einfluss der Grunderkrankung sowie der verschiedenen PBC-Therapien auf die Knochendichte und den Knochenstoffwechsel analysieren. Zur Therapie wird vor allem das Medikament Ursodesoxycholsäure (UDCA) eingesetzt, eine entzündungshemmende, natürlich vorkommende Gallensäure. „Für jeden Zweiten, der nicht auf UDCA ansprach, gab es bis vor kurzem noch keine guten Optionen“, sagt Prof. Dr. Andreas Geier, Leiter der Hepatologie am UKW. „Allerdings gab es hier vor einem halben Jahr mit der Zulassung der Peroxisome-Proliferator-Activated-Receptor-Agonisten (PPAR-Agonisten) für PBC einen Durchbruch.“ Der klinische Verlauf unter Therapie mit dieser Medikamentenklasse ist ebenfalls Teil des Forschungsprojekts.

Deutsche Leberstiftung unterstützt mit Vernetzungs-Stipendien zukunftsgerichtete, patientenzentrierte Leberforschung

Mit dem Stipendium der Deutschen Leberstiftung, welches die Übernahme der Reisekosten, der Unterkunft vor Ort sowie gegebenenfalls der Verbrauchsmittel in der gastgebenden Forschungseinrichtung umfasst, möchte Marie Schulze in Zürich an der Datenerfassung und -analyse mitarbeiten. Gefördert wird ein Zeitraum von bis zu sechs Monaten.

Für das Vernetzungs-Stipendium der Deutschen Leberstiftung haben sich Forschende aus Medizin und Wissenschaft aus ganz Deutschland mit ihren Projekten beworben. Die Prüfung der Förderanträge erfolgte durch ein unabhängiges Gutachterkomitee. In diesem Jahr hat das Gutachterkomitee die Förderung von zwei Projekten beschlossen. Neben dem Projekt von Marie Schulz wird das Projekt „Identifying how HDV-specific CD8+ T-cell clonotypes contribute to viral clearance in an in vitro HBV/HDV infection system” von Dr. Carina Jacobsen von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) mit einem Forschungsaufenthalt am Universitätsklinikum Heidelberg gefördert.

„Die Vernetzungs-Stipendien der Deutschen Leberstiftung sind wichtige Fördermaßnahmen und stärken die interdisziplinäre und internationale Zusammenarbeit zwischen führenden hepatologischen Forschungszentren. Diese Stipendien bündeln komplementäre wissenschaftliche Kompetenzen und technische Ressourcen, um innovative Fragestellungen mit hoher klinischer Relevanz effizient und praxisnah zu bearbeiten“, beschreibt Prof. Dr. Andreas E. Kremer vom USZ die Bedeutung des Stipendiums und ergänzt: „Die mit dem Vernetzungs-Stipendium geförderten Projekte stehen exemplarisch für eine zukunftsgerichtete, patientenzentrierte Leberforschung, die sowohl die Grundlagenforschung als auch eine klinische Umsetzung im Blick hat.“

Neue Arbeitsgruppe „Biliäre Erkrankungen“ am UKW

Biliäre Erkrankungen, das heißt Krankheiten, die die Gallenwege, die Gallenblase und/oder die Gallensekretion in der Leber betreffen, nehmen weltweit zu. Gründe dafür sind die steigende Lebenserwartung, der zunehmende Anteil autoimmuner und entzündlicher Erkrankungen sowie der weltweite Anstieg von Übergewicht und Bewegungsmangel. All dies begünstigt insbesondere die Bildung von Gallensteinen. Zudem führen verbesserte Diagnostikverfahren dazu, dass diese Erkrankungen heute häufiger erkannt und dokumentiert werden als noch vor wenigen Jahrzehnten. Das UKW trägt diesem Anstieg Rechnung und gründete im vergangenen Jahr die neue Arbeitsgruppe „Biliäre Erkrankungen“, der auch Prof. Gerd Sauter, Oberarzt im Schwerpunkt Hepatologie, mit angehört.

Text: KL / Wissenschaftskommunikation
 

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